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muenster - Re: [MS Piraten] 30 in Münsters Innenstadt

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

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Re: [MS Piraten] 30 in Münsters Innenstadt


Chronologisch Thread 
  • From: Marco Hartmann <marco.hartmann AT gmail.com>
  • To: Kreis Münster/ NRW <muenster AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [MS Piraten] 30 in Münsters Innenstadt
  • Date: Wed, 10 Jun 2015 07:38:56 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>

Da will ich kurz drauf eingehen.

Wolbeck sehe ich jetzt nicht wirklich als Innenstadt an. Wohnlage hier zentral ist "einfach". Nicht zuletzt mangels vernünftigem Ausbau an Bürgersteigen und wer hier wohnt weiß um die nächtlichen Raser, die den Ortskern Wolbeck - trotz 30er Zone - als schnelle Durchgangsstrecke der Umgehung vorziehen. Ich hoffe hier kommt bald die Sperre.
Zum anderen bin ich selber Pendler und nicht nur Verfechter von Radfahr-Interessen. So hab ich Groll eigentlich nicht gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen, denn die kann ich einplanen, sondern die Verkehrsteilnehmer, die sich nicht daran halten. Sowohl den Sendenhorstener der jeden Morgen statt 100 nur 70 auf dem Weg nach Lengerich fährt, aber auch die Raser, die in den kurvigen Strecken trotz 70 km/h Begrenzung fahren wie die Henker.
Geschwindigkeitsbegrenzungen haben einen sinn und zwar den Verkehrsteilnehmer vor sich und anderen zu schützen. Da es ist halt gewollter Erfolg der immer neuen Auflagen um alte Autos von der Straße zu bekommen. Man will halt die Wirtschaft durch Kauf von neuen Wagen -. vor allem bei den jetzt so billigen Krediten, in Schwung halten.
Kfz Verbände hingegen bejammern seit Jahren den stetigen Rückgang bei Führerschein Neulingen. Junge Leute heute machen nicht mehr alle den Führerschein nach der Schule.
Auf überregionalen ÖPNV haben wir keinen Einfluss, wohl aber was den innerstädtischen angeht, könnte man mal anregen eine vernünftige Verkehrssteuerung einzuführen. Das Projekt mit der selbstregelnden hat de Stadt ja eingestellt und ist auf die Standardprogrammierung zurückgegangen. Diese ist Hauptursache für den schlechten Verkehrsfluss, nicht aber das Tempo ansich. Man vergleiche nur mal die Durchschnittsgeschwindigkeiten von Rad und Auto in der Innenstadt Münsters. Sie ist aufgrund der Ampelschaltungen bei beiden geringer als möglich.

Am 10.06.2015 um 02:44 schrieb Peter Hemecker:

Hallo Marco und Balu !

Ihr Beide seid bekanntermaßen Verfechter der Radfahrer-Interessen,
genauso wie ich vielleicht als Autofan eingestuft werde. Die meisten
Piraten liegen irgendwo dazwischen. Ich finde das in einer
demokratischen Partei gut. Man sollte dann einen Konsens suchen.

Stichpunktartig zu Marcos Argumenten :

In dem WN-Artikel von Martin wurden aber andere Werte bei der
Leserbefragung genannt. Und zwar hohe Werte gegen den Modellversuch.

Unfälle mit Radfahrern resultieren – das kann man wohl kaum bestreiten –
vor allem durch die – gelinde gesagt – oft liberale Einstellung der
Radfahrer zur StVO. Nicht umsonst hat PP Wimber massiv die Kontrollen
der Radfahrer verstärkt, obwohl er als Grüner auch eher auf deren Seite
sein dürfte. Ich persönlich finde die Kontrollen und die Sanktionen
total überzogen, da der Radfahrer sich nur selbst schädigt, und ich
würde mir wünschen, dass Radfahren weitgehend von solchen Zwängen und
Drangsalierungen frei zu halten ist, wie es früher einmal war.

Wenn faktisch eh‘ nur 30 gefahren wird, erschließt sich mir das Argument
nicht, dass Unfälle vermieden werden, wenn das jetzt noch durch Verbote
abgesegnet wird. Sollte der Verkehr dann tatsächlich flüssiger laufen -
wie von Tempolimit-Befürwortern behauptet wird -, dürften nach dieser
Logik die Unfälle wieder zunehmen.

Wer im Innenstadtbereich wohnt, sollte wissen, dass es nachts dort
lauter ist als auf dem Lande (s. auch die Debatte um Rick’s Café); wer
das nicht will, sollte aufs Land ziehen.

Die Anzahl der Taxikonzessionen könnte auf die Hälfte gesenkt werden,
was aber aus rechtlichen Gründen schwierig ist. Durch den Mindestlohn
fallen zumindest die angestellten Taxifahrer unter der Woche nachts weg,
was auch zu einer Beruhigung führt.

Gerade vor einigen Wochen habe ich gelesen, dass es in Deutschland einen
neuen Zulassungsrekord bei PKWs gibt, also von Rückgang oder gar
mangelnder Zukunft des Individualverkehrs dürfte keine Rede sein. Da ein
Viertel der deutschen Industrie vom Kfz-bau lebt, dürfte das auch
desolat für unsere Wirtschaft sein.

Pendler : Ich selber bin vor meiner Selbständigkeit 12 Jahre lang jeden
Morgen 80 km (innerhalb des Ruhrgebiets) zur Arbeit gefahren (ein
Schicksal, das immer mehr Menschen teilen) und musste, da es damals noch
nicht so häufig die Gleitzeit gab, morgens potentielle Staus mit
einkalkulieren und deutlich früher, als von der Strecke her notwendig,
losfahren. Ich kann Euch beiden versichern, dass man dann einen
unglaublichen Groll gegen jede unsinnige Geschwindigkeitsbegrenzung,
Ampel, und dergl. bekommt, da sie einem die wenige Freizeit zusätzlich
unnötig rauben.

Zu Balu :

Tempolimits aus Ländern wie Frankreich und Spanien heranzuziehen, ist
immer problematisch, da in diesen Ländern unsinnige Verbote von der
Bevölkerung flächendeckend nicht befolgt werden. Ich selber war früher
beruflich und privat viel in Frankreich unterwegs; dort werden Verbote
selbst dann überschritten, wenn die Polizei daneben steht.

Die immer ausuferndere Gängelung ist – da gebe ich Dir recht – in der
Tat auch ein wichtiger Grund, warum viele Menschen diese neue Maßnahme
ablehnen. Gerade wir Piraten haben uns auch bei anderen Themen (z.B.
VDS, u.ä.) die Parole ‚Freiheit vor Sicherheit‘ auf die Fahnen
geschrieben. Unnötige Verbote, die nur imaginären Gefahren vorbeugen,
sollten unterbleiben.

Dass Radfahrer auf die Fahrbahn gehören, unterstütze ich im übrigen
auch. Radwege sind ein bedeutender Unfallfaktor, wie man an den letzten
spektakulären Unfällen mit Radfahrern hier in Münster sehen kann.

In einer neulichen Ratsgruppensitzung hat Sebastian uns das
Nahverkehrskonzept von Münster vorgestellt. Ich hatte angeregt (und
damit gebe ich Euch beiden recht) dass der ÖPNV deutlich aufgewertet
werden solle. Ich selber bin häufig beruflich in Dortmund. Dort nutze
ich – obwohl Autofan – selbstverständlich die S-Bahn, wenn ich von
meinem Büro in die Dortmunder Innenstadt will. Die S-Bahn-Station ist
100 m entfernt, die Züge halten nur für Sekunden an, sie fahren in hoher
Geschwindigkeit zu vielen Orten, man ist in wenigen Minuten z.B. am Hbf,
von dort sind es 100 bis zum Westenhellweg (Haupteinkaufsstraße
Dortmunds). So ein Konzept hier für Münster würde viele auf die Bahn
bringen. Die Züge müssten sternförmig auf den Hbf zugehen. Dort würden
Busse bereitstehen (ähnlich wie auf der Messe in Frankfurt u.a.) und die
Fahrgäste kostenlos in die Innenstadt zu diversen Standorten bringen.
Wenn wir so etwas hier in Münster durchbringen könnten, wäre das eine
klasse Sache. Aber leider fehlt den Münsteraner Politikern dazu der Mut
und die Weitsicht.

VG
Peter





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