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muenster - [MS Piraten] BV-Ost-Sitzung - Flüchtlingsheime

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

Listenarchiv

[MS Piraten] BV-Ost-Sitzung - Flüchtlingsheime


Chronologisch Thread 
  • From: Peter Hemecker <Peter+Hemecker AT news.piratenpartei.de>
  • To: muenster AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [MS Piraten] BV-Ost-Sitzung - Flüchtlingsheime
  • Date: Wed, 19 Nov 2014 11:17:43 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Hallo !

In der BV-Ost-Sitzung gab es parteiübergreifend Konsens, dass der in der Tagung zum sog. Mediationsprozess vom 12.-14.9.14 in Schöppingen u.a. ausgewählte Standort „Willingrott“ in Handorf für eine Flüchtlingseinrichtung nicht geeignet sei. Dies wurde von der Bezirksbürgermeisterin Frau Klimek in der Tagung auch so vorgetragen. Stattdessen empfahl sie den Standort „Kirschgarten“, der mitten im Ort liegt. Leider wurde Frau Klimek in der Tagung von den anderen Teilnehmern aus anderen Bezirken überstimmt und „Willingrott“ wurde in die erste Kategorie gesetzt und später in der Vorlage V/0705/2014 als geeigneter Standort vorgeschlagen.

Zunächst zu „Willingrott“: Diese Straße liegt sozusagen ‚am Ende der Welt‘ – im nördlichsten Zipfel von Handorf-Dorbaum; direkt anschließend liegt das Übungsgelände der Bundeswehr. Gerade diese Nähe halte ich für extrem problematisch : Es finden dort, für die Anwohner deutlich seh- und hörbar, ständig Übungen statt, die sicherlich aus Bürgerkriegen kommenden Flüchtlingen nicht zugemutet werden sollten. Ich selber habe bis vor wenigen Monaten 1,5 km weiter, am südlichen Ende von Dorbaum, gewohnt. Man konnte in den Abendstunden und nachts häufig und regelmäßig das Maschinengewehrfeuer und die explodierenden Handgranaten der dort übenden Soldaten hören. Wenn man dann aus dem Fenster nach Norden blickte, sah man die aufsteigenden und langsam wieder niedergehenden Leuchtpatronen, mit denen die Soldaten ihr Gefechtsfeld ausleuchten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man vom Bürgerkrieg traumatisierten Menschen, die – wie gesagt – noch deutlich näher an diesem Geschehen untergebracht werden sollen, ein solches ständiges Szenario zumuten sollte.

Als weiteres Gegenargument sei genannt, dass in unmittelbarer Nähe das Straßenviertel „Am Hornbach“ liegt, wo in den vergangenen Jahrzehnten bereits viele Menschen aus 118 Nationen angesiedelt wurden. Man befürchtet, dass durch eine weitere Ballung von Menschen mit Migrationshintergrund Spannungen und soziale Belastungen entstehen könnten, die es bislang glücklicherweise nicht gab. Eine zunehmende Ghettobildung weit ab des Ortskerns sollte eigentlich abgelehnt werden.

Ganz anders der Standort „Kirschgarten“, der mitten im Ort liegt : Hier hat es vor einiger Zeit bei einer Bürgeranhörung viel Zuspruch gegeben, viele Institutionen hatten ihre Bereitschaft zur Hilfe angeboten, es gibt in der Nähe drei Kitas und zwei Grundschulen. Es ist ein öffentliches Grundstück, welches wegen der erst kürzlich abgebauten Kita auch voll erschlossen ist.

Der einzige Grund für die Entscheidung für „Willingrott“ ist die vermeintlich schnellere Umsetzbarkeit. Hier sieht die Verwaltung – allen Ernstes – einen Zeitbedarf von fünf Jahren um die bisherige Zweckbestimmung im Bebauungsplan von „Schwimmbad/Schule/Hallenbad und öffentl. Grünfläche, Sportplatz und Kindergarten“ in einen anderen öffentlich-rechtl. Bedarf umzuwidmen. Dies wird parteiübergreifend von der BV-Ost bestritten !

Es hat dann vor einer Woche eine Ortsbegehung stattgefunden, anschließend hat der SPD Ratsherr Steinmann einen Entwurf für einen Änderungsantrag vorformuliert, in dem „Willingrott“ abgelehnt wurde und alternativ der Reihe nach weitere Orte für die Flüchtlingsunterkunft vorgeschlagen wurden. Einen Tag vor der Sitzung kam dann noch eine in etwa gleichlautende Anregung der CDU per Email bei den BV-Vertretern an.

Eine halbe Stunde vor der BV-Sitzung trafen sich dann die Fraktionsvorsitzenden und die Einzelvertreter mit der Bez.-Bürgermeisterin : Auch wenn es wegen des – fast - gleichen Wortlauts Irritationen zw. CDU und SPD gab, einigten wir (CDU, SPD, UWG und Piraten) uns schnell, dass wir den Entwurf der CDU als Grundlage für einen gemeinsamen Änderungsantrag nehmen wollten.

Strittig war nur (neben einer hier nicht zu thematisierenden Kleinigkeit) folgendes : Im CDU-Entwurf stand als letzter Standort „Planung und Bau einer gemischten Sozialeinrichtung und Wohnungen für Flüchtlinge am Standort Willingrott, wenn andere Standorte nicht möglich sind, bzw. schon realisiert sind“. Im SPD-Entwurf gab es eine ähnliche Formulierung als vorletzten Punkt, danach wurde als letzte Variante der Standort „Willingrott“ uneingeschränkt genannt. Nach kurzer Diskussion willigte die SPD zu Gunsten des CDU-Vorschlags ein.

Die Diskussion war kurz vor dem Ende, da tauchte der Grünen-Vertreter auf, der alles wieder durcheinander warf und auf den SPD-Vorschlag bestand; die anderen Parteien könnten dem ja zustimmen. Jetzt fing auch die SPD-Vertreterin wieder an zu wanken. Zuletzt kam Herr Moths von der FDP herein und lehnte das alles ab und wollte nur der Originalvorlage zustimmen, wodurch der interfraktionelle Kompromiss dann endgültig gescheitert war.

In der eigentlichen Sitzung gab es dann heftige Wortgefechte, die sich leider in der Presse kaum widerspiegelten. Durch das Abschwenken der FDP hatte die CDU zum ersten Mal seit der konstituierenden Sitzung keine Mehrheit. Dies wäre insb. für die Bez.-Bürgermeisterin peinlich geworden, da sie in der o.g. Mediation die Position der BV vorgetragen und verteidigt hatte.

Im Grunde waren sich alle (mit Ausnahme der FDP) einig; im Wege stand der o.g. letzte Punkt der SPD und vor allem die Befindlichkeiten zw. beiden Parteien : Wer ist der Urheber dieser ‚Petition‘ ?

Der UWG-Vertreter und ich schlugen uns dann auf die Seite der CDU. Ich trug in einem Redebeitrag vor, dass ich genau das Fehlen des letzten Punktes (also „Willingrott“, gemäß Vorlage ) für elementar halte, da ansonsten die Verwaltung die anderen Vorschläge der Reihe nach aus den unterschiedlichsten Gründen ablehnen würde und innerhalb von Minuten wieder bei ihrem Vorschlag „Willingrott“ landen täte. Man kennt dieses Vorgehen aus etlichen anderen Fällen.

In der Abstimmung wurde sodann die Ratsvorlage „mehrheitlich geändert beschlossen“ und zwar in der CDU-Variante.

Gruß
Peter




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