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muenster - Re: [MS Piraten] Pressemitteilung der Piratenpartei Münster: Weiter für einen selbstfinanzierten Katholikentag in Münster

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

Listenarchiv

Re: [MS Piraten] Pressemitteilung der Piratenpartei Münster: Weiter für einen selbstfinanzierten Katholikentag in Münster


Chronologisch Thread 
  • From: Peter Horstmann <piraten AT peterhorstmann.de>
  • To: Kreis Münster/ NRW <muenster AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [MS Piraten] Pressemitteilung der Piratenpartei Münster: Weiter für einen selbstfinanzierten Katholikentag in Münster
  • Date: Sat, 01 Nov 2014 13:19:24 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>

Hallo,

Meine Kritik richtet sich ausschließlich an den Text und dessen Autor!

Der Klartext von Theo Dierkes ist leider bestenfalls Murks, böse formuliert Demagogie, da er Äpfel, nicht mal mit Birnen, sondern gleich mit Nüssen vergleicht und dabei noch viel unterschlägt:

"Ich bin sie gründlich Leid, die Neid-Debatte um die Kirchen. Hat jemals einer gesagt, der Staat habe zu viel Geld, zu viele Grundstücke, zu viele Gebäude, die Ministerpräsidenten fahren zu dicke Autos?"

JA! Seit Jahrzehnten werden unsinnige Ausgaben des Staates, Steuerverschwendung etc. angeprangert, Einsparungen der öffentlichen Hand und Gutsherren-Mentalitäten bei Politikern vorgeführt. Man muss schon sehr weltfremd sein, um das alles auszublenden. Mit Neid hat das nun wirklich nichts zu tun.

"Wer vergleicht mal die unglaublich wachsenden Staatseinnahmen mit den viel, viel geringer wachsenden Kircheneinnahmen."

Der örtliche Schützenverein hat auch weniger Mitglieder als die Bundeswehr ... und das kann man vergleichen, da beide Gruppen Uniform tragen und es was mit Waffen zu tun hat ... ?!
Der Vergleich ist doch Blödsinn. Der Staat hat ganz andere Aufgaben als eine Kirche/die Kirchen und einen ganz anderen Finanzbedarf. Oder sollen wir nun die Autobahnen von den Kirchen bezahlen lassen? Dann dürfen die gerne mehr Steuern bekommen.

"Die Staatseinnahmen wuchern. Trotzdem gibt es diese riesige Staatsverschuldung und immer noch Neuverschuldung. Die Kirchen aber sind weitgehend schuldenfrei. Offenbar wirtschaften sie viel besser mit ihrem Geld als der Staat."
?? Ok, der Staat nimmt ein paar Millionen mehr an Steuern ein ... und soll damit mal eben die Billionen aus min. 30 Jahren Misswirtschaft ausgleichen? Dass die Kirchen "weitgehend schuldenfrei" sind, mag auch daran liegen, dass der Staat einen nicht unwichtigen Teil der Gehälter der Kirchenmitarbeiter bezahlt und bei kirchlichen Einrichtungen wie KiTas, Krankenhäusern etc. oftmals bis zu 80% der Lohnkosten ... wenn andere meine Kosten übernehmen, kann man selber gut wirtschaften. ;)

"Dass der Erzbischof von Köln 13.000 Euro verdient – müssen wir das mit unserer Lohnabrechnung vergleichen? Oder nicht viel mehr mit der eines Unternehmensmanagers mit einem genau solchen Milliardenumsatz und 50.000 Beschäftigten? Die würden sich totlachen über das Kölner Erzbischofsgehalt."

Stimmt. Das Gehalt eines Managers mit dem Lohn eines Handwerkers zu vergleichen wäre allerdings unsinnig ... etwa so unsinnig wie die Aufgaben von Staat und Kirche zu vergleichen.

"Dass die Kirchen nach der öffentlichen Hand die größten Arbeitgeber sind in Deutschland mit 1,3 Millionen Angestellten. Reicht das nicht, um zu wünschen, dass es diesem Arbeitgeber möglichst gut geht. Dieser Megakonzern mit seinen unendlich vielen Konzern-Töchtern darf nicht in Schieflage geraten. Für die nicht mal 30.000 Holzmann-Angestellten hat Kanzler Schröder 1999 extra ein Notprogramm gestartet. Bei den Kirchen hauen alle nur noch weiter druff."

Offenbar hat der Autor hier ein ganz eigenes Weltbild. Dabei stellen sich doch einige Fragen:
a) Ist es wirklich "Aufgabe" der Kirche(n) diese ganzen "Aufgaben" zu übernehmen? Wer hat sie dazu gezwungen?
b) Sind "die Kirchen" - die es so ja gar nicht gibt, da man kaum die Katholische Kirche mit Jehovas Zeugen (beides anerkannte 'Kirchen' in Dt. [2]) gleichsetzen kann - mit ihren Vertretungs-Ansprüchen nicht jenseits der Realität? Ca. 30% der Menschen in Deutschland sind katholisch, etwas weniger sind evangelisch. Der Staat hat jedoch 100% der Menschen in diesem Land zu vertreten. [1]
c) Ist es notwendig, Einrichtungen an kirchliche Träger zu vergeben, wenn ein Großteil der Kosten dann trotzdem von der öffentlichen Seite übernommen werden muss, oder wäre es nicht sinnvoller (inhaltich, sozial und wirtschaftlich), hier zentrale Organisationstrukturen einzuführen, womit solche Einrichtungen direkt öffentlich geführt würden?
d) Ist es nicht ein billiges Klischee, dass eine Einrichtung ineffizient sei, nur weil sie öffentlich geführt ist? Und wenn es so wäre, müsste man das dann nicht erst einmal ändern, bevor man es gleich verdammt?

Kirchen sind Interessens- und Glaubensgemeinschaften, die innerhalb dieses Bereiches ihren Sinn und ihre Aufgaben haben - nicht mehr und sicher auch nicht weniger. Einen Absolutheitsanspruch von Religionen oder Glaubensgruppen kann es im 21. Jh. nicht mehr geben. Ebenso wenig ist es gerecht, wenn einzelne Glaubensgemeinschaften von Seiten des Staates gefördert und unterstützt werden, andere jedoch nicht.

LG
Peter

[1] http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/145148/religionszugehoerigkeit
[2] http://www.sueddeutsche.de/politik/urteil-zeugen-jehovas-muessen-staatlich-anerkannt-werden-1.891928


Am 31.10.2014 23:33, schrieb Thomas Walter:
Hi,

kurz zum Thema Geld, Kirche und Staat (also nicht zum Katholikentag), fand ich es heute interessant im Radio auch mal die andere Meinung zu hören:

http://www.wdr2.de/aktuell/klartext/kirchensteuer148.html

Balu




  • Re: [MS Piraten] Pressemitteilung der Piratenpartei Münster: Weiter für einen selbstfinanzierten Katholikentag in Münster, Peter Horstmann, 01.11.2014

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