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muenster - Re: [MS Piraten] V/0471/2014 Verkaufsoffener 1. Advent in Hiltrup

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

Listenarchiv

Re: [MS Piraten] V/0471/2014 Verkaufsoffener 1. Advent in Hiltrup


Chronologisch Thread 
  • From: "Johannes Schmanck" <johannes.schmanck AT binsys.de>
  • To: 'Kreis Münster/ NRW' <muenster AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [MS Piraten] V/0471/2014 Verkaufsoffener 1. Advent in Hiltrup
  • Date: Mon, 25 Aug 2014 09:46:44 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: binary systems Datentechnik GmbH

Moin.

Ergänzend dazu etwas Senf:
>Verdrängungswettbewerb der großen Konzerne zu Lasten der kleinen Geschäfte
Der beantragende Wirtschaftsverbund Hiltrup e.V. hat nur einen "Konzern"
unter seinen Mitgliedern:
Die BASF Coatings AG.
Inwieweit diese hier nun die kleinen Einzelhändler verdrängen will mag jeder
für sich bewerten... ;-)

PM draus machen? Was sagt wohl die ÖDP dazu?



-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: muenster-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:muenster-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Peter Hemecker
Gesendet: Sonntag, 24. August 2014 22:43
An: muenster AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [MS Piraten] V/0471/2014 Verkaufsoffener 1. Advent in Hiltrup


Hallo !
Im Ausschuss Personal, Organisation,… (sowie in anderen Ausschüssen)
wird die o.g. Vorlage behandelt.

Der Wirtschaftsverbund Hiltrup e.V. beantragt einen verkaufsoffenen
Adventsnachmittag (30.11.14 13.00 – 18.00 Uhr) anlässlich der
zeitgleich stattfindenden Veranstaltungen “Landlust Winterzauber“ und
„Lichterfest“. Die Verwaltung hat die eingeschränkten Möglichkeiten
für verkaufsoffene Sonntage geprüft und ihr Einverständnis erklärt.
Einschlägig ist hier das Ladenöffnungsgesetz NRW in der Fassung vom
18.5.13. Die Kriterien will ich hier nicht aufzählen; kritischer Punkt
ist in diesem Zusammenhang nur, dass ein verkaufsoffener Stadtteil nur im
Zusammenhang mit „örtlichen Festen, Märkten und Messen oder ähnlichen
Veranstaltungen“ stattfinden darf. Diese müssen für die zu erwartenden
Besucher im Vordergrund stehen und nicht die offenen Geschäfte. Dies
sieht die Verwaltung als gegeben an.

Der zweite kritische Punkt ist die späte Abgabe des Antrags am 11.7.14
(Abgabefrist ist eigentlich der 15.2. eines jeden Jahres und drei Monate
vor der Veranstaltung). Da es sich aber nur um eine interne städtische
Richtlinie handelt und diese nicht im Ladenöffnungsgesetz steht, sieht
die Verwaltung auch hier keinen Ablehnungsgrund.

Interessant ist, dass in die neueste Fassung des LÖG eine Passage
eingefügt wurde, nach der vor Freigabe eines verkaufsoffenen Sonntags
Gewerkschaften, Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände, Kirchen und die
Industrie- und Handelskammer, bzw. die Handwerkskammer zu befragen sind.

Reagiert haben der Einzelhandelsverband und die Gewerkschaft Verdi;
ersterer positiv, letztere negativ.

Der Einzelhandelsverband betont, dass zu den beiden Veranstaltungen von
den Besuchern offene Geschäfte erwartet werden, er sieht in Zeiten
zunehmender Online-Käufe kleine Einzelhändler in Gefahr und meint, dass
gerade solche Ereignisse zur Profilierung der Geschäfte genutzt werden
sollen und neue Kunden aus dem Umland gewonnen werden können. Kleine
attraktive Einzelhändler in Vororten sichern dort Arbeitsplätze und
beeinflussen das Ortsbild positiv und sichern zudem die ortsnahe
Versorgung der dortigen Bevölkerung.

Verdi bestreitet die vorrangige Bedeutung der beiden Veranstaltungen für
die Öffnung und meint, man suche nur nach jeder Gelegenheit, Geschäfte
an Sonntagen offen zu halten. Seltsamerweise bezieht sich Verdi zudem auf
den ursprünglichen Zweck des Öffnungsverbots an Sonntagen (Art. 140 GG
und Art. 139 Weimarer Reichsverf.) : "Die Sonntage … werden als Tage der
Gottesverehrung, der seelischen Erhebung, der körperlichen Erholung und
der Arbeitsruhe anerkannt und gesetzlich geschützt“. Ferner wird in der
Stellungnahme die bekannte konsumkritische Haltung gezeigt; es wird
behauptet, lange Öffnungszeiten gehen zu Lasten kleiner Betriebe, die
nicht so flexibel sind, und die Beschäftigten werden überfordert und
Tarife werden gerade bei kleineren Betrieben nicht gezahlt.

In der bisherigen Beratungsfolge hat sich der Bezirk Hiltrup dafür, der
Ausschuss für Liegenschaften,… dagegen ausgesprochen.

Meine Einschätzung : Ich bin tendenziell auch gegen Sonntagsöffnungen,
wenn tatsächlich nur (vermeintliche) zusätzliche Umsätze der Grund
sind. Hier liegt die Situation aber anders :

1. Die Zeitschrift „Landlust“ ist ein Hiltruper Aushängeschild : Sie
hat sich – aus einem kleinen landwirtschaftlichen Fachverlag kommend –
innerhalb kürzester Zeit zu einer der am meisten verkauften Zeitschriften
Deutschlands gemausert. Dazu wird parallel eine Fernsehsendung produziert.
Das in diesem Zusammenhang stattfindende Fest „Landlust Winterzauber“
dürfte – zumal im Zusammenhang mit dem gleichzeitigen „Lichterfest“
– überregional Besucher anziehen. Die Feste stehen daher absolut im
Vordergrund.
2. Das Argument, lange Öffnungszeiten befördern den
Verdrängungswettbewerb der großen Konzerne zu Lasten der kleinen
Geschäfte zieht hier nicht, da in Hiltrup die kleinen Händler bei dieser
Veranstaltung nicht nur im Vordergrund stehen, sondern es meines Wissens
nach kaum Konzerne in dem Bereich gibt.
3. Wir sollten auch aus Umweltgründen und aus Gründen der Förderung
eines gesunden Mittelstandes alles tun, damit in den Vororten die – noch
– bestehenden Geschäfte überleben können und ihnen nicht bei solchen
Veranstaltungen Steine in den Weg gelegt werden.
4. Die gesamten Argumente von Verdi ziehen nicht, da es ja nicht um eine
komplette Freigabe der Sonntage geht, sondern nur um einen Nachmittag
(neben zwei weiteren im Frühjahr und im Sommer); an 49 Sonntagen bleiben
die Geschäfte zu.
5. Die traditionellen Vorstellungen von Arbeitszeiten, die Verdi immer
noch bedient, sind überholt. Die Welt ist flexibel geworden und das nicht
nur durch Druck der Arbeitgeber, sondern auch nach den Wünschen vieler
Arbeitnehmer. Die Vorstellung, dass es normal und erwünscht ist, dass der
Vater morgens um 7.00 oder 8.00 Uhr zur Arbeit geht und nachmittags um
16.00 oder 17.00 Uhr Feierabend hat, ist ein Relikt aus den 50er oder 60er
Jahren. Gerade in einer Studentenstadt gibt es eine immer größere
Nachfrage nach Arbeitsangeboten zu anderen Zeiten. Häufig werden auch
Nacht- und Sonntagszuschläge gezahlt, die diese Zeiten für viele
Arbeitnehmer attraktiv machen. Umfragen haben zudem ergeben, dass auch
mentalitätsmäßig viele Menschen lieber später anfangen, bzw.
nachmittags oder abends arbeiten.

Kurz und gut : Ich empfehle – auch wenn ich im Allgemeinen
verkaufsoffene Sonntage nicht unbedingt durchgängig begrüße – in
diesem Fall eine positive Entscheidung zu Gunsten der Hiltruper
Kaufmannschaft.
--
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Muenster AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/muenster





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