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muenster - [MS Piraten] V/0471/2014 Verkaufsoffener 1. Advent in Hiltrup

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

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[MS Piraten] V/0471/2014 Verkaufsoffener 1. Advent in Hiltrup


Chronologisch Thread 
  • From: Peter Hemecker <Peter+Hemecker AT news.piratenpartei.de>
  • To: muenster AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [MS Piraten] V/0471/2014 Verkaufsoffener 1. Advent in Hiltrup
  • Date: Sun, 24 Aug 2014 20:42:35 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Hallo !
Im Ausschuss Personal, Organisation,… (sowie in anderen Ausschüssen) wird die o.g. Vorlage behandelt.

Der Wirtschaftsverbund Hiltrup e.V. beantragt einen verkaufsoffenen Adventsnachmittag (30.11.14 13.00 – 18.00 Uhr) anlässlich der zeitgleich stattfindenden Veranstaltungen “Landlust Winterzauber“ und „Lichterfest“. Die Verwaltung hat die eingeschränkten Möglichkeiten für verkaufsoffene Sonntage geprüft und ihr Einverständnis erklärt. Einschlägig ist hier das Ladenöffnungsgesetz NRW in der Fassung vom 18.5.13. Die Kriterien will ich hier nicht aufzählen; kritischer Punkt ist in diesem Zusammenhang nur, dass ein verkaufsoffener Stadtteil nur im Zusammenhang mit „örtlichen Festen, Märkten und Messen oder ähnlichen Veranstaltungen“ stattfinden darf. Diese müssen für die zu erwartenden Besucher im Vordergrund stehen und nicht die offenen Geschäfte. Dies sieht die Verwaltung als gegeben an.

Der zweite kritische Punkt ist die späte Abgabe des Antrags am 11.7.14 (Abgabefrist ist eigentlich der 15.2. eines jeden Jahres und drei Monate vor der Veranstaltung). Da es sich aber nur um eine interne städtische Richtlinie handelt und diese nicht im Ladenöffnungsgesetz steht, sieht die Verwaltung auch hier keinen Ablehnungsgrund.

Interessant ist, dass in die neueste Fassung des LÖG eine Passage eingefügt wurde, nach der vor Freigabe eines verkaufsoffenen Sonntags Gewerkschaften, Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände, Kirchen und die Industrie- und Handelskammer, bzw. die Handwerkskammer zu befragen sind.

Reagiert haben der Einzelhandelsverband und die Gewerkschaft Verdi; ersterer positiv, letztere negativ.

Der Einzelhandelsverband betont, dass zu den beiden Veranstaltungen von den Besuchern offene Geschäfte erwartet werden, er sieht in Zeiten zunehmender Online-Käufe kleine Einzelhändler in Gefahr und meint, dass gerade solche Ereignisse zur Profilierung der Geschäfte genutzt werden sollen und neue Kunden aus dem Umland gewonnen werden können. Kleine attraktive Einzelhändler in Vororten sichern dort Arbeitsplätze und beeinflussen das Ortsbild positiv und sichern zudem die ortsnahe Versorgung der dortigen Bevölkerung.

Verdi bestreitet die vorrangige Bedeutung der beiden Veranstaltungen für die Öffnung und meint, man suche nur nach jeder Gelegenheit, Geschäfte an Sonntagen offen zu halten. Seltsamerweise bezieht sich Verdi zudem auf den ursprünglichen Zweck des Öffnungsverbots an Sonntagen (Art. 140 GG und Art. 139 Weimarer Reichsverf.) : "Die Sonntage … werden als Tage der Gottesverehrung, der seelischen Erhebung, der körperlichen Erholung und der Arbeitsruhe anerkannt und gesetzlich geschützt“. Ferner wird in der Stellungnahme die bekannte konsumkritische Haltung gezeigt; es wird behauptet, lange Öffnungszeiten gehen zu Lasten kleiner Betriebe, die nicht so flexibel sind, und die Beschäftigten werden überfordert und Tarife werden gerade bei kleineren Betrieben nicht gezahlt.

In der bisherigen Beratungsfolge hat sich der Bezirk Hiltrup dafür, der Ausschuss für Liegenschaften,… dagegen ausgesprochen.

Meine Einschätzung : Ich bin tendenziell auch gegen Sonntagsöffnungen, wenn tatsächlich nur (vermeintliche) zusätzliche Umsätze der Grund sind. Hier liegt die Situation aber anders :

1. Die Zeitschrift „Landlust“ ist ein Hiltruper Aushängeschild : Sie hat sich – aus einem kleinen landwirtschaftlichen Fachverlag kommend – innerhalb kürzester Zeit zu einer der am meisten verkauften Zeitschriften Deutschlands gemausert. Dazu wird parallel eine Fernsehsendung produziert. Das in diesem Zusammenhang stattfindende Fest „Landlust Winterzauber“ dürfte – zumal im Zusammenhang mit dem gleichzeitigen „Lichterfest“ – überregional Besucher anziehen. Die Feste stehen daher absolut im Vordergrund.
2. Das Argument, lange Öffnungszeiten befördern den Verdrängungswettbewerb der großen Konzerne zu Lasten der kleinen Geschäfte zieht hier nicht, da in Hiltrup die kleinen Händler bei dieser Veranstaltung nicht nur im Vordergrund stehen, sondern es meines Wissens nach kaum Konzerne in dem Bereich gibt.
3. Wir sollten auch aus Umweltgründen und aus Gründen der Förderung eines gesunden Mittelstandes alles tun, damit in den Vororten die – noch – bestehenden Geschäfte überleben können und ihnen nicht bei solchen Veranstaltungen Steine in den Weg gelegt werden.
4. Die gesamten Argumente von Verdi ziehen nicht, da es ja nicht um eine komplette Freigabe der Sonntage geht, sondern nur um einen Nachmittag (neben zwei weiteren im Frühjahr und im Sommer); an 49 Sonntagen bleiben die Geschäfte zu.
5. Die traditionellen Vorstellungen von Arbeitszeiten, die Verdi immer noch bedient, sind überholt. Die Welt ist flexibel geworden und das nicht nur durch Druck der Arbeitgeber, sondern auch nach den Wünschen vieler Arbeitnehmer. Die Vorstellung, dass es normal und erwünscht ist, dass der Vater morgens um 7.00 oder 8.00 Uhr zur Arbeit geht und nachmittags um 16.00 oder 17.00 Uhr Feierabend hat, ist ein Relikt aus den 50er oder 60er Jahren. Gerade in einer Studentenstadt gibt es eine immer größere Nachfrage nach Arbeitsangeboten zu anderen Zeiten. Häufig werden auch Nacht- und Sonntagszuschläge gezahlt, die diese Zeiten für viele Arbeitnehmer attraktiv machen. Umfragen haben zudem ergeben, dass auch mentalitätsmäßig viele Menschen lieber später anfangen, bzw. nachmittags oder abends arbeiten.

Kurz und gut : Ich empfehle – auch wenn ich im Allgemeinen verkaufsoffene Sonntage nicht unbedingt durchgängig begrüße – in diesem Fall eine positive Entscheidung zu Gunsten der Hiltruper Kaufmannschaft.




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