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muenster - Re: [MS Piraten] Send-Feuerwerk - Allerheiligen

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

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Re: [MS Piraten] Send-Feuerwerk - Allerheiligen


Chronologisch Thread 
  • From: Peter Horstmann <piraten AT peterhorstmann.de>
  • To: Kreis Münster/ NRW <muenster AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [MS Piraten] Send-Feuerwerk - Allerheiligen
  • Date: Fri, 01 Nov 2013 13:27:27 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>

Hallo :)

Peter hat vollkommen Recht, wenn er das Thema "Staat und Kirchen" etwas deutlicher in der Kommunalpolitik angehem möchte. Dazu stehen auch schon einige Texte in der Antragsliste für das Programm.

Das aktuelle Beispiel ist dabei allerdings etwas problematisch, wenn man es für sich alleine betrachtet.

- Ein paar Fakten vorweg:
-- Gestern Abend gab es das Feuerwerk ... so gegen 21:00 konnte ich es selber miterleben.
-- Es gibt keine durchgehende Kultur in Europa, die 5.000 Jahre alt ist. "Die Kelten" sind frühestens im 1. Jt. v. Chr. ernsthaft zu fassen, schon kurz nach Chr. Geb wieder im Niedergang und waren sich in etwa so einig in ihrer Kultur, wie es "die Europäer" heute sind. Selbst irische Archäologen haben das inzwischen einsehen müssen. ;) Historische Argumente sind daher nur wenig zielführend. Der "Ewigkeitsanspruch" einiger moderner pseudo-keltischer Esoterikgruppen wird da gerne mit fehlinterpretierten oder schlicht falschen Daten und Fakten kombiniert und zu einer nicht gegebenen Legitimation benutzt. Selbst "keltische Text-Quellen" stammen da nur aus dem Mittelalter (gut 1.000 Jahre nach einer keltischen Hochzeit) und wurden von irischen Christen aufgeschrieben.
-- Es ist sicherlich richtig, dass jede Kultur einen eigenen Umgang mit dem Tod und den Verstorbenen hat. Für die evangelische Kirche ist der 31. Okt. darüber hinaus noch aus ganz anderen Gründen ein wichtiger Tag.
-- Auch die kath. Kirche hat ein Recht auf eine eigene Meinung. Insofern ist es legitim, wenn sie gegen Halloween ist und ebenso legitim, wenn andere die kirchliche Meinung dazu nicht interessiert.


- Ein möglilcher Ansatz für uns:
-- Ein Absolutsheitsanspruch einer einzelnen christlichen Kirche für alle Christen ist faktisch unsinnig, weder die evang. Kirchen noch die Zeugen Jehovas werden durch die kath. Kirche vertreten.
-- Eine Durchsetzung von einzelnen Intressen einer einzelnen Religionsgruppe gegen "die Allgemeinheit" verstößt gegen die Religionsfreiheit, solange nicht alle Betroffenen Mitglied dieser Religionsgruppe sind. Eine einseitige Bevorzugung diskriminiert andere Gruppen.

-- Sammeln von derartigen Ereignissen als Beleg für die unzeitgemäßen Ansprüche der Kirche(n) und faktisch begründete Positionen von uns dazu.

Liebe Grüße
Peter (Horstmann)


Am 31.10.2013 20:37, schrieb Peter Hemecker:

Hallo !
Ein Thema, mit dem wir uns kommunalpolitisch stärker befassen sollten, ist die Trennung von Kirche und Staat. Aktuelles Beispiel : Die Verlegung des traditionellen Send-Feuerwerks von Freitag auf heute, nachdem die katholische Kirche Druck gemacht hat.

Zunächst sah es so aus, als ob der Schaustellerverband den üblichen Freitagstermin durchziehen wollte, da das NRW-Feiertagsgesetz das Ende des sog. „stillen Feiertags“ am morgigen „Allerheiligen“ für 18.00 Uhr vorsieht. Das Feuerwerk hätte also rein rechtlich stattfinden können. Das Bistum prangert dies allerdings an und findet es „nicht nachvollziehbar“, dass die Gesetzeslage so ist. Zudem wurde Druck auf den zunächst nicht einsichtigen Schaustellerverband ausgeübt, der die Aufforderung zur Verschiebung einen „Affront“ nannte. Auch die WN schrieb ihre Kommentare und Berichte zugunsten der kath. Kirche. In den Leserbriefen und sozialen Netzwerken ging die Diskussion wohl hoch her, wobei sich viele gegen die Bevormundung durch die kath. Kirche aussprachen. Am Ende knickte der Schaustellerverband ein und verlegte das Feuerwerk um einen Tag vor.

Die Fahrgeschäfte auf dem Send fangen morgen allerdings erst um 18.00 Uhr an. Das Spiel des SC Preußen musste auf 19.00 Uhr verschoben werden. Zumindest hier aber beugte man sich nicht und lässt das Spiel – wenn auch zu veränderter Zeit – auf Allerheiligen stattfinden.

Auch das alljährliche Wettern der Kirchen gegen das sich in den letzten Jahren durchgesetzte „Halloween“-Fest gehört zu diesem Thema. Besonders unhistorisch wirkt das, wenn man dann das „traditionelle“ Allerheiligen-Fest gegen den „neumodischen“ USA-Import Halloween auszuspielen versucht. Tatsache ist, dass Halloween auf durch die Iren nach Amerika gebrachte 5000 Jahre alte keltische Traditionen zurückgeht. Also zu einer Zeit, als die Kelten noch weite Teile Mittel- und Westeuropas besiedelten. Aber auch in anderen vorchristlichen Kulturen (Römer, Germanen, Skandinavier und verm. auch Slawen) gab es um dieses Datum (1.November) herum Feste, bei denen es um Totenkult und Kontaktaufnahme mit 'anderen' Welten ging. Somit ist das Allerheiligen-Fest mit seiner Tradition, Gräber der Verwandten zu besuchen, nur wieder eine der üblichen Überlagerungen ursprünglich vorchristlicher Feste, wie es die Kirche immer gerne gehandhabt hat.

Grüße
Peter





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