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muenster - Re: [MS Piraten] schlossplatz-artikel

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

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Re: [MS Piraten] schlossplatz-artikel


Chronologisch Thread 
  • From: "markuskompa AT t-online.de" <markuskompa AT t-online.de>
  • To: muenster AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [MS Piraten] schlossplatz-artikel
  • Date: Thu, 26 Jul 2012 14:13:57 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>

Habe ihn in dieser Form abgegeben.

Kann jederzeit korrigiert werden:

https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Stra%C3%9Fenschild_Hindenburgplatz_Schlossplatz_M%C3%BCnster.JPG&filetimestamp=20120406155307

<H>Macht Hindenburg Platz?<H>
<D>In Münster streiten die Bürger vehement über die Benennung eines
Platzes<D>
<A>Markus Kompa<A>

<U>Die dieses Jahr vom Stadtrat beschlossene Umbenennung des
innerstädtischen Hindenburgplatzes in Schlossplatz beeinträchtigt viele
Bürger in ihrem Heimatempfinden. Erinnerungskultur sei nicht
gleichbedeutend mit Ehrung. Im September stimmen daher in einem
Bürgerentscheid über eine mögliche Rückbenennung ab. Das
Sommerloch-Thema könnte in einem Schildbürgerstreich enden.<U>


Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg hätte gute Chancen gehabt, in
die deutsche Geschichte als größter Unsympath einzugehen. Während des
Ersten Weltkriegs entmachtete er faktisch den Kaiser und kontrollierte
Deutschland über die von ihm geführte Oberste Heeresleitung in einer Art
Militärdiktatur. Hindenburg gefiel sich mit menschenverachtenden
Bonmonts wie dem, er hätte während der <X>„Schlacht bei
Tannenberg“::https://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&v=JidDI60nBqw&NR=1<X>
gut geschlafen. Der geforderte Kadavergehorsam kostete allein in der
<X>„Schlacht um Verdun“::https://www.youtube.com/watch?v=RlYfL7Y1SaA<X>
über 300.000 und in der <X>„Schlacht an der
Somme“::https://www.youtube.com/watch?v=O-B1gV1_Hi0<X> eine Million
Menschenleben - ohne jeden Sinn. Sein Versagen, für das Millionen
Menschen im Ersten Weltkrieg mit dem Tod bezahlten, kaschierte
Hindenburg mit der Dolchstoßlegende. Weil die Deutschen nicht auf ein
solches politisches Talent verzichten wollten, wählten sie 1925 den
inzwischen greisen Antidemokraten zum Staatsoberhaupt. Wie es sich für
Politiker gehört, leistete sich Hindenburg Korruptionsskandale und
sparte trickreich Steuern. Dass Hindenburg dann doch nicht die zentrale
Hassgestalt der deutschen Geschichte wurde, verdanken wir u.a. einem
„böhmischen Gefreiten“, den Hindenburg 1933 als seinem Nachfolger
inthronisierte.

<ZU>Ehrung für Kriegstreiber in der Friedensstadt<ZU>

Während Hindenburgs Name heute in erster Linie mit einem verunglückten
Zeppelin verbunden wird, benannte man seinerzeit auch etliche Plätze
nach dem Menschenschinder, so auch 1927 am damals wichtigen
Militärstützpunkt Münster. Auf dem mitten in der Stadt gelegenen
Hindenburgplatz fand auch die lokale Bücherverbrennung statt, sowie
NSdAP-Paraden im Nürnberg-Stil. Auf jenem bis heute praktisch unbebauten
innerstädtischen Gelände pflegen Jahrmärkte und Zirkusse zu gastieren,
so dass insbesondere auch Elefanten regelmäßig Gelegenheit wahrnahmen,
sich auf dem Hindenburgplatz zu erleichtern und auf diese Weise dem
menschenverachtenden Militaristen würdig zu gedenken. Bereits 1947 hatte
man beschlossen, sich der Benennung zu entledigen, den Beschluss jedoch
nicht umgesetzt::http://www.echo-muenster.de/node/14692. Anlässlich der
350-Jahr-Feier des in Münster geschlossenen Westfälischen Friedens wies
1998 jemand darauf hin, dass Hindenburg vielleicht doch nicht so ganz
der angemessene Namensgeber für einen Platz einer
Friedensstadt::http://www.muenster.de/stadt/galerie/friedensstadt.html
sei. Doch damals stimmten im Stadtrat sogar SPD und GRÜNEN gegen eine
Umbenennung.

<ZU>Der Absturz des Hindenburgs<ZU>

Im März 2012 <X>hatte der Rat dann ein
Einsehen::http://www.muenster.de/stadt/strassennamen/hindenburg.html<X>
und beschloss mit Unterstützung von CDU-Bürgermeister Markus Lewe, der
hierfür Kritik von Traditionalisten aus den eigenen Reihen in kauf nahm,
die <X>Umbenennung in „Schlossplatz“
beschlossen::http://www.wn.de/Muenster/2012/03/Der-Abschied-vom-Hindenburgplatz-Rat-beschliesst-Umbenennung-in-Schlossplatz<X>.
Doch manch alt eingesessenem Münsteraner kamen Tränen, als er nicht mehr
das vertraute Straßenschild genießen konnte. Gar von „Bilderstürmerei“
ist die Rede, man vermisse ein Heimatgefühl. Das hätte mit der Person
Hindenburgs gar nichts zu tun, Erinnerungskultur müsse nicht
gleichbedeutend mit Ehrung sein. Und da Sturheit in Westfalen nun einmal
als Tugend gilt, formierte sich die Initiative
Pro-Hindenburgplatz::https://www.facebook.com/Pro.Hindenburgplatz.Muenster
und dann der Verein „Ja zum Hindenburgplatz e.V.“, der auf ihrer
<X>Website::http://www.hindenburgplatz-muenster.de/<X> allerdings kaum
Informationen bietet, und fordert eine Rückbenennung.
Dennoch hatten Traditionalisten 15.123 Unterschriften zusammengetrommelt
und durchgesetzt, dass die Münsteraner die Ratsentscheidung im September
durch einen
<X>Bürgerentscheid::http://www.muenster.de/stadt/wahlen/buergerbegehren.html<X>
revidieren können. Die Unterschriften für die Rückbenennung stammten
überwiegend nicht nur von überdurchschnittlich vielen Rentnern, sondern
überraschend auch von vielen Studierenden. Die <X>Kosten für den
Bürgerentscheid werden 285.000,-
€::http://www.muensterlandzeitung.de/lokales/muenster/Buergerentscheid-kostet-die-Stadt-285-000-Euro;art993,1688403<X>
betragen. Und als sei die anachronistische Huldigung Hindenburgs noch
nicht peinlich genug: Die Pro-Hindenburgplatzler könnten durchaus Erfolg
haben.

Eigentlich aber sieht man auf den von der Initiative verwandten Fotos
meistens das am Platz befindliche Schloss, was der gegenwärtigen
Namensgebung entspräche. Auch einen heimatlichen Bezug Hindenburgs zu
Münster scheint es <X>nicht zu
geben::http://www.wn.de/Muenster/Was-hat-Muenster-mit-Hindenburg-zu-tun-Hindenburg-steht-fuer-Krieg-Nationalismus-und-gegen-Weimarer-Demokratie<X>,
dort errang er 1925 gerade einmal 30% der Stimmen. Die Historiker der
Universitätsstadt Münster haben einer Ehrung des Antidemokraten
Hindenburg eine <X>klare
Absage::http://schlossplatz-ms.de/wp-content/uploads/2012/07/Histor-Institut.jpg<X>
erteilt. Ob ausgerechnet <X>Heimatgefühle und
Patriotismus::https://www.youtube.com/watch?v=TUoIaXplm4Y<X>, die
Hindenburgs Soldaten den Weg in den Tod wiesen, in diesem Zusammenhang
wohl ein geschicktes Argument sind?

<ZU>„Hindenburg-Jugend“<ZU>

Zu den Befürwortern der Rückbenennung gesellte sich inzwischen eine
ominöse
<X>„Hindenburg-Jugend“::http://hindenburgjugend.blogsport.de/<X>, von
der allerdings kolportiert wird, es handele sich in Wahrheit um
vaterlandslose Gesellen, die den nächsten Dolchstoß vorbereiteten. Vor
ein paar Wochen montierte ein Künstler eigenmächtig ein Straßenschild
mit dem Schriftzug <X>„Dem Hindenburg seine Frau ihr
Platz“::http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/Kuenstler-verspottet-Buergerinitiative-Pro-Hindenburgplatz;art993,1703614<X>.
(Soweit dieser Vorschlag die Namensbestandteile „Ihr Platz“ enthält,
dürften die Markenrechte derzeit insolvenzbedingt preiswert zu haben
sein.) Offenbar hat noch niemand erwogen, den Ort auf den Namen
„Parkplatz“ zu taufen, was der derzeitigen Funktion am ehesten
entspräche. Und vielleicht sollte man dann auch so konsequent sein, und
das Schloss in „Hindenburg“ umbenennen. Dann jedenfalls wäre die sich
abzeichnende Blamage der Stadt wohl perfekt.






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