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Betreff: Kreis Münster/ NRW
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[MS Piraten] Veröffentlichung des Konzeptpapiers Bürgerplattformen und E-Partizipation
Chronologisch Thread
- From: Michael Jochmann <michael.jochmann AT gmx.net>
- To: Kreis Münster/ NRW <muenster AT lists.piratenpartei.de>, mrtopf AT gmail.com, ag-buergerbeteiligung AT lists.piratenpartei.de, Hanns-Jörg Rohwedder <danebod AT arcor.de>
- Subject: [MS Piraten] Veröffentlichung des Konzeptpapiers Bürgerplattformen und E-Partizipation
- Date: Wed, 30 May 2012 03:05:31 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/muenster>
- List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>
Hallo,
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Was ist eine Bürgerplattform?
Eine Bürgerplattform (kurz und im Folgenden BP genannt) ist eine Plattform zur Bürgerbeteiligung im Internet. Sie dient der gemeinschaftlichen Entwicklung, Kombination und Bewertung von Bürgervorschlägen, sowie der Vorbereitung, Begleitung und Nachbearbeitung von „Real-Live-Veranstaltungen“. Das BP-Konzept verfolgt, als einzige (zur Zeit bekannte) e-Participation-Plattform, den didaktischen Ansatz, eine selbstständige Entwicklung der Lösungsfindung hin zu komplexeren und repräsentativen Lösungen möglich zu machen. Damit verfolgt sie aktiv den Ansatz, Bürger zu Experten zu machen. Grundsätzlich lassen sich sämtliche „off-line-Verfahren“ integrieren und dokumentieren. Die Einbindung eines Expertennetzwerkes ist natürlich möglich und sinnvoll.
Es besteht aus verschiedenen dafür entwickelten oder verfügbaren Themes, Seitenvorlagen und Plugins einer Wordpress-Installation, die kostenlos und unkompliziert bezogen, verwendet und aktualisiert werden können. Allen BPen gemeinsam, ist eine zentrale Datenbank, die eine Wissensbasis zur Vorschlagsfindung und Planungsentwicklung darstellt. Naheliegend ist die Erstellung einer entsprechenden Wordpress-BP-Installationsvariante. Damit wird ein Höchstmaß an Verfügbarkeit, Aktualität und Wissensaustausch gewährleistet. Die Weiterentwicklung kann einfach und verteilt stattfinden (OpenSource) und die Administration und Bedienung ist weitgehend unkompliziert.
Diese Voraussetzungen machen es grundsätzlich jedem möglich, eine BP aufzusetzen und zu betreiben. Durch die Verwendung einer zentralen Datenbank kann die Gefahr der Manipulation auf Administrationsebene minimiert, so wie die Datenpflege und fachliche Beurteilung / Begleitung sichergestellt werden. Vorschläge gehen so nicht verloren und können bei ähnlichen Projekten als Basis genutzt werden.
Ansätze und Verfahren
Das Konzept der BP verfolgt den Ansatz, dass
die Ermöglichung von Bürgerbeteiligung eine Form Derselben ist, also: die Bürger müssen selbst für die Durchführung Ihrer Beteiligung sorgen, wenn dies die Verwaltung und Politik nicht in entsprechender Weise übernimmt;
es zweitrangig ist, wo Vorschläge aus der Bürgerbeteiligung heraus erarbeitet werden. Deshalb ist man nicht auf Veranstaltungen der Verwaltung angewiesen. Ergebnisse könne auch so bei der Verwaltung eingereicht werden, über §24GO an den Rat gehen und bei den Politikern und Parteien beworben werden. Wichtiger ist die Qualität der Vorschläge und die Einschätzbarkeit des Vertretungsanspruches, so wie die Etablierung brauchbarer Verfahren und Tools.
Grundsätzlich wird die BP als ein Planungstool entwickelt, welches auch (je nach Vorlagen / Modulen) für einfachere gesellschaftliche Fragestellungen benutzt werden kann, wie z.B.: Bürgerhaushalte, Meldemanagement, Ideenwerkstätten, Meinungsbilder ..., und natürlich als Informationsplattform.
Der besondere Anspruch des Konzepts einer BP ist es, auch zu einem Ergebnis (limitiert durch die Bearbeitungszeit und die aktive Beteiligung) zu kommen, wenn keine offizielle Stelle die Arbeit „vorantreibt“. Dabei ist gegeben, das bei entsprechender Beteiligung die Vorschläge besser und repräsentativer werden. Bei fehlender Beteiligung kommt der Prozess der Lösungsverfeinerung natürlich zum Erliegen. Dann dient die Plattform der Sammlung und Weiterleitung verschiedener Beiträge und Vorschläge zum Thema und der Information und dem Austausch der Bürger – oder der (notwendigen) Dokumentation des Desinteresses.
Anforderungen an Bürgerbeteiligung
Als Mindestanforderungen (entsprechend vieler Meinungen aus Politik und Wissenschaft) an Bürgerbeteiligung werden hier formuliert:
Veröffentlichung von Bürgervorschlägen ohne vorhergehende Selektion, auch anonym
Einheitlichkeit der Darstellung von Vorschlägen, unabhängig vom Einreicher
Kommentierungsfunktionen
Bewertungsfunktionen
Zusätzlich wird eine Wahlmöglichkeit aus Vorschlag A (und weiteren Alternativen) oder „es bleibt wie es ist“ als grundlegend angenommen. Damit wird die bisher aktivste Form der Bürgerbeteiligung „Bürger als Verhinderer“ in einen repräsentativeren Kontext gestellt.
Das Konzept der BP verschreibt sich diesen Bedingungen, unabhängig vom Verfahren und dafür eingesetztem Modul.
Vergleich mit bestehenden e-participation-Projekten
Die hier getroffenen Vergleiche sind unbedingt kritisch zu hinterfragen, da (trotz intensiven Bemühens nach relevanter Software) von einer Vollständigkeit nicht die Rede sein kann und die aktuellen Programme oft noch genau so in der Entwicklung sind wie die BP. Weiterhin sehen alle anderen Produkte wesentlich besser aus, sind dokumentiert usw. Man sieht es der ersten BP an, das sie „on the fly“ von nur einer Person entwickelt und gepflegt wird.
Das Prinzip, Vorschläge und Informationen auf einer gemeinsamen Datenbank zur Verfügung zu stellen, OpenSource-Software zu verwenden und eine breite Gruppe möglicher Nutzer anzusprechen, verfolgt das Projekt „Krautbuster“. Es wurde noch nicht veröffentlicht(?) und unterstützt das Kampagnenmanagement als „Kampagnen-Tool“. Als solches ist es eher indirekt als e-Participation-Projekt zu sehen. Es basiert auf Campact und ist frei nutzbar(Einschränkungen?).
OffeneKommune (beta, nur Testnutzung) hat es sich zum Ziel gesetzt, „nachhaltige und demokratische Diskurse“ zu gewährleisten. Es ist wie eine „personenbezogene Verwaltung für Bürgerplattformen mit dem jeweiligen Funktionsumfang von Version 0.1“, Kosten sind unbekannt, Verwalter sind Kommunen. Eine zentrale Datenbank gibt es nicht und keine offene Erweiterbarkeit – auch keine aktive Planungsunterstützung.
Dialogbox ist sicher der professionellste (kommerzielle) Ansatz mit sehr vielen Ähnlichkeiten zur BP und einer erfahrenen Firma mit 200 Mitarbeitern im Hintergrund. Zur Zeit gibt es eine(?) praktisch laufende Instanz. Eine Vielzahl der Features (fast alle) lassen sich durch vorhandene WP-Plugins erzielen oder sind wenig nützlich. Die Dialogbox sieht natürlich erheblich besser aus als es die BP zur Zeit tut, hat aber weder eine zentrale Datenbank noch eine Planungsunterstützung (unklar!) und ist kostenpflichtig. Im Gegensatz zur BP sind bei der Dialogbox die Module schon fertig. Einzelne Features der Dialogbox werden innerhalb der Entwicklung der BP angestrebt.
Zusammenfassend: Es scheint einen Bedarf an entsprechender Software zu geben. Große Firmen / Institutionen mit erheblichen Fördergeldern entwickeln aktiv und mit viel Personal an ihren Produkten und drängen zeitnah in den Markt. Die „Features“ der BP sind dabei durchaus (vor allem bei entsprechender Weiterentwicklung) akzeptabel, bzw. einmalig. Entscheidend wird die weitere Entwicklung und Unterstützung des Projektes sein. Da die Pflege der Datenbank mit innovativen und interessanten Lösungen eine zusätzliche Aufgabe ist, bedarf sie um so mehr der Mitarbeit. Ein Konkurrenzprodukt für die gleiche Zielgruppe gibt es (nach Kenntnisstand) gar nicht.
Beispielprojekt und erste Bürgerplattform
Die BPNY (Bürgerplattform NeuYORK) ist die erste BP – und sieht auch so aus. Sie dient der Entwicklung der Plugins und der Durchführung eines ersten Planungsprojektes. Als repräsentatives Projekt wurde die Konversion eines 54ha großen Kasernengeländes in Münster ausgewählt. Die BP wurde noch nicht öffentlich beworben, steht aber seit Februar 2012 als Informationsplattform zur Verfügung. Eine Veröffentlichung wird ab 20 Vorschlägen und 100 Kommentaren vorgesehen, also möglichst Anfang bis Mitte Juni. Zur Zeit steht die Freischaltung in der Version 0.1 unmittelbar bevor.
Stand der Entwicklung
In der Version 0.1 (aktuell) sind die „Anforderungen an Bürgerbeteiligung“ umgesetzt, bzw. können umgesetzt werden. Eingebrachte Vorschläge werden separat in einer Datenbank gespeichert. Ein erstes Formular für „Teilplanungsvorschläge“ wurde entwickelt und ist einsatzbereit.
Die sehr vielen Filter- und Kombinationsmöglichkeiten bilden, zusammen mit den Vorlagen und dem Datenbankmodell, die Grundlage der weiteren Entwicklung. Mit einer Version 1.0 kann, bei gleichbleibender Entwicklung, in sechs Monaten gerechnet werden.
Weitere Entwicklungsschritte
Vergleich von Vorschläge unter ersten logischen Ausschlusskriterien, Reihenfolgebewertung, also Bewertung nach Gefallen für konkurrierende Ansätze
Weiterentwicklung der Möglichkeiten der Kombinatorik, automatische Kombination
Möglichkeiten der Kooperation, Aufgabe, Veränderung, logisch mögliche Kombination auf Grundlage von Vorschlägen. Dies beinhaltet den „didaktisch evolutionären Ansatz“, in dem immer größere Teile der Planung entstehen. Eine Gesamtplanung einzureichen ist nur indirekt möglich, in dem Teilplanungsprozesse einzeln beschrieben werden und anschließend zu einem größeren Planungsvorschlag gebündelt werden. Eine Beurteilung ist durch entsprechende Filterung und Kombinatorik je nach Interesse möglich.
Begleitendes und unterstützendes „Informations- und Rechtemanagement“, um kooperative Vorgänge ablaufen zu lassen
Integration von Teilplanungsvorschlägen auf Stoff/Energiestrombasis, wobei eine Entität durch Eingangs- / Ausgangsmedien beschrieben wird und eine Transformation enthält (Prozess). Die entsprechende Beschreibung betrifft nur Vorschläge, die auch eine stofflich/energetische Transformation enthalten oder beeinflussen, also z.B. Dämmmaßnahmen, Produktionseinrichtungen, Energieerzeugung, Energieverbrauch .... Entsprechende Informationen sind Herstellern bekannt und meistens der technischen Dokumentation zu entnehmen. Andere Vorschläge sind nicht an diese „Komplexität“ gebunden. Grundsätzlich ist jeder Vorschlag nur einzubringen, wenn er auch entsprechend fachlich beschrieben werden kann. Somit kann jeder zur z.B. Flächennutzung, dem Erhalt oder der Nutzung / Erbauung Vorschläge machen, Sanierungsvarianten, Produktionsmethoden … hingegen nur von entsprechenden Fachleuten. Deshalb gibt es auch die Kennzahlenermittlung und Präferenzbewertung, um jedem Nutzer die Entscheidung für oder gegen die Unterstützung zu erleichtern.
Bewertung nach Kennzahlen
Grafische Oberfläche für den „spielerischen Entwurf“ eigener Vorschläge, Verfeinerung der Kennzahlen und der internen Kombinationslogik
Optional eigene, delegierte oder automatische (nach Präferenzen entsp. Kennzahlen) mögliche und mischbare Bewertung
- [MS Piraten] Veröffentlichung des Konzeptpapiers Bürgerplattformen und E-Partizipation, Michael Jochmann, 30.05.2012
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