Am 30.03.2012 um 22:12 schrieb Heiko Philippski <
pirat AT phindie.de>:
Wir bräuchten diese Diskussion in Deutschland nicht führen, würde man bei der Arbeitsagentur nichts kürzen und mit genügend Kompetenzen ausstatten.
Entschuldige bitte, aber ich muss nochmal nachfragen, da ich von dem Thema nicht genügend verstehe.
Welche Diskussion bräuchten wir nicht zu führen, wenn man bei der Arbeitsagentur nichts kürzen würde und sie mit genügend Kompetenzen ausstatten würde? (Und was ist denn so schlimm an dieser Diskussion? Ich führe diese Diskussion gerade sehr gerne)
Wieviel wurde denn bislang bei der Arbeitsagentur gekürzt? Viele Millionen Euro oder noch mehr?
Und wieviel müsste man denn wieder aufstocken? Genausoviel, wie vorher gekürzt wurde? Damit die wieder so viel Geld haben, wie damals? Damals, als noch alles gut war?
Und mit welchen Kompetenzen müsste die Arbeitsagentur konkret ausgestattet werden?
Und verdammt: warum macht das denn niemand, wenn das so einfach geht?
Transfergesellschaften wären dann überflüssig.
Vielleicht wäre das die Lösung! Ich lese in letzter Zeit immer so viel von dieser Transfergesellschaft. Was ist das denn genau? Stellt die was her? Wer leitet die? Was für ein Ziel hat diese Transfergesellschaft eigentlich? Wer bezahlt die denn? Gibt es denn schon irgendwo in Deutschland Transfergesellschaften? Und was machen die Schlecker-Mitarbeiterinnen den ganzen Tag in dieser Gesellschaft? Kann man da auch halbtags arbeiten? (wichtig für alleinerziehende Mütter vielleicht).
Haben Transfergesellschaften eigentlich eigene Läden - so wie Schlecker? Und wie lange bleibt so eine Ex-Schlecker-Verkäuferin in dieser Transfergesellschaft? Und was macht sie danach? Und was passiert mit dieser Transfergesellschaft, wenn alle Schlecker-Verkäuferinnen wieder raus sind? Wird die dann ebenfalls insolvent?
Boh, ich versteh' davon so wenig! Vielleicht sollte ich noch mehr Fragen stellen? Ich bin ja der mit den Fragen.
Wir sollten uns da nur, jeder für sich, mal Gedanken dazu machen, da wir an den Infoständen garantiert dazu befragt werden. Wir sollten da nicht schulterzuckend vor den Leuten stehen und sagen: Da haben wir noch keine Meinung zu.
Ja, eben! Das geht mir genauso wie Dir.
Was soll ich den Leuten bloss sagen, wenn sie mich nach diesen Transfergesellschaften fragen?
Ich kenn mich da echt nicht richtig aus!
Soll ich einfach sagen, dass wir die brauchen und dass unser Bundesvorsitzender das ja auch meint? Der muss es ja wissen. Sonst wäre er ja bestimmt nicht Bundesvorsitzender geworden.
Hoffentlich kommt keiner zum Infostand, wenn ich da stehe, denke ich gerade...
Torsten Thomas
Mit freundlichen Grüßen
Heiko Philippski
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Am 30.03.2012 um 21:55 schrieb Torsten Thomas <t.thomas.luedinghausen AT googlemail.com>:
Moin,
der Diskurs hier ist gerade zu interessant, als daß er die Stadtgrenzen Münsters nicht verlassen dürfte.
Am 30.03.2012 um 18:30 schrieb Martin Schlüter <admin AT web-data-master.de>:
das thema Schlecker ist in meinen Augen recht heiß... sollte man ggf. nicht wirklich etwas zu sagen...
So ist es. Man muss nicht zu jedem Thema etwas sagen.
Zumal der Ruf nach Transfergesellschaften doch eher dem Populismus geschuldet ist als irgendeiner wirklichen Expertise. Damit ist man ganz schnell wieder bei der Haltung "Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren". Wollen wir das wirklich? Warum muss der Staat einspringen, wenn ein Unternehmer nicht gut wirtschaftet?
Ach ja: und gab es nicht auch mal Boykottaufrufe gegen Schlecker?
Sowas hier z.B.:
http://lmgtfy.com/?q=schlecker+boykott+verdi
Sind am Ende vielleicht die Gewerkschaften Schuld an der desolaten wirtschaftlichen Situation von Schlecker? Puh! Alles nicht so einfach, nicht wahr? Vorsicht Glatteis!
Die Position der FDP kann allerdings auch nicht wirklich überzeugen *hust* - schon gar nicht vor dem Hintergrund der wirtschaftsradikalen Haltung, die diese Partei mittlerweile vertritt.
Deren (a)soziale Kälte riecht man ja meilenweit gegen den Wind.
Und eine der Situation angemessene Aussage ist zwischen diesen beiden Polen auf die schnelle einfach nicht zu machen - dafür ist die Thematik dann doch zu differenziert. Und die Schicksale der Betroffenen sind wohl meist zu bitter, um sie instrumentalisieren zu wollen.
Wir sollten uns daher hüten, irgendeine populistische Aussage rauszuhauen, nur um kurzfristig Wählerstimmen abzugreifen - das mag die Strategie von anderen Parteien sein. Das soll sie doch bitte auch bleiben. Wir Piraten wollten es doch besser machen.
einerseits hören sich 11.000 Entlassungen recht hoch an, andererseits fallen diese aber bundesweit an, nicht nur in einer Region
Das ist wohl so.
In meinen Augen macht eine solche Transfergesellschaft wirklich Sinn wenn in einer region gleichzeitig mehrere Tausend entlassen werden, eben weil der Arbeitsmarkt diese nicht verkraften kann....