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muenster - [MS Piraten] Pressemitteilung der Piratenpartei Münster: Haushaltsrede vom Piraten 14.12.2011

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

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[MS Piraten] Pressemitteilung der Piratenpartei Münster: Haushaltsrede vom Piraten 14.12.2011


Chronologisch Thread 
  • From: Piratenpartei Münster - Pressemitteilung <info AT piratenpartei-muenster.de>
  • To: muenster AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [MS Piraten] Pressemitteilung der Piratenpartei Münster: Haushaltsrede vom Piraten 14.12.2011
  • Date: Wed, 14 Dec 2011 17:42:41 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/private/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>

- Haushaltsrede -
Statt raushalten, besser haushalten!

Pascal Powroznik
Piratenpartei
Mitglied im Rat der Stadt Münster

zum Haushaltsplan 2012,
Finanzplan und Investitionsprogramm
für die Jahre 2012 - 2015
Sitzung des Rates am 14. Dezember 2011

Pascal Powroznik
Gescherweg 58
48161 Münster
Email: pascal AT piratenpartei-muenster.de
Tel.: 0251-20806046

Liebe Bürgerinnnen und Bürger,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
werte Ratskolleginnen und Ratskollegen,

"Pirat segelt hart am Wind" wurde mir nach meiner Haushaltsrede im letzten
Jahr bescheinigt. Mit dem Wind segeln wollte ich auch wieder in der
diesjährigen Haushaltsdebatte, und ich habe mich für einen ausgeglichen
Haushalt eingesetzt.
Ich bin mir bewusst nur einer von 81 Matrosen zu sein, allerdings sollte kein
einziges Mitglied von der selbsternannten Führungsriege außer Acht gelassen
werden, da ansonsten die Mannschaft meutern wird. Da kann der Kapitän noch so
oft von "Verantwortungsgemeinschaft" oder "offenen Rathaustüren" sprechen,
die Daheimgebliebenen werden verständlicherweise der Crew irgendwann ihr
Vertrauen entziehen. Bei der nächsten Zusammenstellung der Crew wird das Volk
die Wahl verweigern oder gleich lieber selbst die Reise antreten.
Ich glaube, genau das ist ein Grund für den Erfolg der Piratenpartei, die
eben keine Protestpartei ist, sondern ein Haufen von zumeist unerfahrenen
Parteipolitikern, die an die Demokratie glauben und Spaß an und mit ihr
vermitteln wollen. Zumindestens wenn die Umfragen Ernst genommen werden, dann
müssten Sie bemerken, dass die Piraten demnächst auch mitbestimmen, in welche
Richtung sich der Wind drehen wird.

Ich verspreche, demnächst nur noch in einführenden Worten auf nautische
Metaphern zurückzugreifen, genügend Seemannsgarn hört und liest der Bürger
ohnehin schon in der münsterschen Kommunalpolitik.

In der Schulpolitik sind wir auf einem guten Weg. Ein durchdachter
Schulentwicklungsplan mit einer Unterstützung auf breiter Basis ist
entscheidend für den Erfolg und die Akzeptanz von Veränderungen. Wir PIRATEN
haben gefordert, dass Entscheidungen nicht übers Knie gebrochen werden. Der
zweite Anlauf bei der Entscheidung über die Neuerrichtung der Sekundarschule
in Roxel und die Errichtung einer innerstädtischen Gesamtschule ist
letztendlich der 'richtige' Weg. Für die Zukunft wünschen sich die PIRATEN
eine frühzeitigere und umfassendere Beteiligung der Betroffenen.

Ich stimme der FDP zu, dass Schulsozialarbeit eine Landesaufgabe ist,
allerdings sollten wir auch nicht an den falschen beziehungsweise guten
"Münster-Standards" zuerst sparen, und wir sollten genau überlegen um auf die
richtigen Pferde zu setzen. Den Raum für Bildungsinvestitionen müssen wir uns
unbedingt erhalten.

Um 40.760 Euro wird der Etat für die Stadtbücherei im städtischen Haushalt
für das nächste Jahr steigen. Gerade in einer Bildungsinstitution wie der
Stadtbücherei ist es unabdingbar, das Potential junger Auszubildenden zu
nutzen. Es wäre töricht, hier weiter zu sparen. Schon 2010 haben wir Piraten
uns für den Erhalt der Ausbildungsstellen in der Stadtbücherei erfolgreich
engagiert. Jetzt haben wir unser Versprechen eingelöst und uns für neue
Gelder eingesetzt. Anders als von der Verwaltung ursprünglich vorgesehen wird
damit der Vorschlag 366 aus dem Bürgerhaushalt umgesetzt. - Erinnerung: Auf
die 'richtigen' Pferde setzen!

Ein Trialog - dieser Begriff steht in der Psychiatrie für einen
Erfahrungsaustausch "auf Augenhöhe" - zwischen Politik, Verwaltung und
Bürgern wurde an vielen Stellen in Gang gesetzt. Erwähnenswert sind hier
beispielsweise der Bürgerhaushalt, das Hafenforum, die Diskussion um die
Straßenumbennungen oder auch die Veranstaltung zur Baumschutzsatzung. Während
der ersten Schritte kann schonmal daneben getreten werden, wir sollten uns
aber tunlichst davor hüten vom Weg abzukommen. Das Hafenforum darf nicht als
Alibiveranstaltung im Gedächtnis bleiben. Klar ist, dass man in diesem Fall
nie alle 100 prozentig zufriedenstellen können wird. Wir können mit besserer
Bürgerbeteiligung aber erreichen, dass wir alle auf den gewünschten Weg
mitnehmen. Bei den ganzen, zumeist emotionalen, Diskussionen um dieses Thema,
stand viel zu wenig im Vordergrund, dass die Verkehrsbelastung der 'kasus
knaxus' ist. Wird ein weiteres Mal der zweite vor dem ersten Schritt getan,
dann hilft vielleicht wirklich nur noch ein Hafenforum III, ein
städtebaulicher Wettbewerb oder ein Bürgerentscheid.

Im Rat und in der Bürgerschaft haben wir in diesem Jahr einige erregte
Diskussionen geführt. Wir als Ratsmitglieder können es nie allen Recht
machen. Wir können und sollten aber versuchen, unsere Entscheidungen am
Bürgerwillen auszurichten. Einen Hinweis auf die Prioritäten gibt uns unter
anderem die Bürgerumfrage und der Bürgerhaushalt.

Der erste Bürgerhaushalt verlief an sich nicht schlecht. Der befürchtete
"Missbrauch" im Online-Dialog blieb aus und es wurden eben nicht nur
Ausgabevorschläge eingebracht. In der diesjährigen Haushaltsdiskussion wurden
die Anregungen des Bürgerhaushaltes noch zu wenig berücksichtigt. Von der
Seite der Mehrheitsfraktionen wurde noch vor dieser Ratssitzung die
Unterstützung für weitere Anregungen aus dem Bürgerhaushalt mit dem Argument
abgelehnt, traditionell würden letzte Änderungsanträge für den Haushalt nur
noch im Finanzausschuss vor der entscheidenden Ratssitzung behandelt. Damit
werden UWG, ÖDP und PIRATEN, die nur im Hauptausschuss beziehungsweise Rat
vertreten sind, von der Haushaltsentscheidung ausgeschlossen. Das ist
veraltetes politisches Denken, das ist Machterhalt, das ist eine
Verweigerungshaltung, das ist respektlos gegenüber dem höchsten Gremium der
Stadt, das ist was wir ändern sollten. Wir PIRATEN sind dazu bereit!

Werte Kolleginnen und Kollegen, kommen Sie mit an Bord! Lassen Sie uns im
nächsten Jahr das Wissen der Bürgerinnen und Bürger stärker für die
Haushaltserstellung nutzen. Vertrauen und werben Sie bitte mehr für eine
Demokratie der Teilhabe.

Auf mein Positionspapier zum Haushalt wurde leider sehr spät reagiert und nur
teilweise bis gar nicht Stellung genommen. Ich kann nachvollziehen, dass
parteiinterne Meinungsbildungsprozesse lange dauern können und oft schwierig
sind. Ich kann aber nicht nachvollziehen, dass CDU und SPD ausgerechnet mir
als fraktionslosem Ratsmitglied dies vorjammern, mir in letzter Sekunde ein
Papier vorlegen und dann erwartet wird, dass ich abnicke und mich in der
sogenannten "Verantwortungsgemeinschaft" wiederfinde.

Meine Ziele, Mehrinvestitionen nur anhand einer konsequenten
Prioritätensetzung und einer Einsparung an anderer Stelle zu tätigen, die
Forderung der Bürger Münsters - übrigens auch aus dem Bürgerhaushalt - nach
mehr Anstrengung bei der Konsolidierung der Finanzen und die Anstrengung,
dass schon vor 2015 die Kredittilgung die Kreditaufnahme dauerhaft
übersteigt, sehe ich nicht als erreicht. Klar ist, dass wir Kommunalpolitiker
auch von schwankenden Gewerbesteuereinnahmen und Landeszuweisungen abhängig
sind, aber ich habe nicht den Eindruck, dass überhaupt konsequent versucht
wurde einem ausgeglichenen Haushalt näher zu rücken.

Kommunale Finanzen stabilisieren! - Im Dialog mit Land und Bund mit einer
Stimme sprechen, davon sind wir wohl noch ein Stück weit entfernt. Mir
scheint es so, dass ich an diesem Punkt momentan eher mit der NRW-CDU auf
einer Seite bin. Ich bin auch für eine Umlage und Hilfe unter den
NRW-Gemeinden, allerdings: wer gibt muss es sich auch leisten könnne und das
kann Münster sich leider bisher nicht, die 'kommunale Insolvenz' ist noch
nicht abgewendet.

"Alle Zuschüsse und Ermäßigungen müssen geprüft werden. Eine strikte
Ausgabendisziplin bei den Haushaltsberatungen muss praktiziert werden", das
wollten wir mit unserem Antrag "Auslaufende Beschlüsse bei Dritten" in die
Wege leiten. Die Intention wurde dankenswerterweise von UWG/ÖDP aufgegriffen.
Von Schwarz-Rot kamen mir Argumente entgegen, die ich für mich komprimiert
zusammenfasse zu:
1.Kleine Zuschussbeiträge ausführlich zu diskutieren lohne sich nicht.
2.Zuschüsse beispielsweise zum Pferdesport oder Preisgelder seien nicht
diskutierbar, da sie der Stadt Prestige und unbezifferte Vorteile mit sich
brächten.
3.Die Fachpolitiker würden auf die Barrikaden gehen und ihre Töpfe und
Steckenpferde vehement verteidigen.
4.Das Vorhaben sei der Bürgerschaft nicht vermittelbar.
Meine Meinung dazu: Mit dieser Haltung sind wir noch meilenweit von
Sachpolitik und steuerbarer Finanzpolitik entfernt. Politik hat die Aufgabe
zu vermitteln und es muss auch nicht auf jedes Pferd gesetzt werden!

Uns PIRATEN wird teilweise vorgeworfen, dass wir zu bestimmten Themen keine
Positionen hätten. Aber auch das findet Zuspruch in einer Zeit, in der
politische Entscheider immer unglaubwürdiger werden. Unglaubwürdig weil sie
behaupten, zu jedem Problem eine passende Lösung zu haben. Politk liefert
nicht immer die richtigen Antworten, sondern sollte vor allem die 'richtigen'
Fragen stellen.

Der Prozesss "Wahl der Beigeordneten" ist solch ein heikles Thema, bei dem
ein fehlendes Demokratieverständnis einer Ratsmehrheit zur Schau gestellt
wurde.
Bei der Diskussion um das Preußen-Flutlicht empörte sich der Rat, wie ich als
einziger die Beschlussvorlage überhaupt in Frage stellen könnte. Ich erinnere
an die Diskussion in welchen Geldtopf gegriffen werden soll, letztlich kommt
wohl der Betrag nun doch aus dem städtischen Haushalt.
Als nächstes soll die Anzahl der Ratsmitglieder von 66 auf 60 reduziert
werden. Eine interessante offene Frage, ob dies unter anderem aus
demokratischen Gründen Sinn ergibt. Was aber eindeutig ist, ist dass die
Argumentation dafür auf den Kopf gestellt wurde. Es soll Geld gespart werden,
weil die Überhangmandate mit der Reduzierung der Mitgliederanzahl automatisch
zurückgingen. Das ist leider ein Fehlschluss der nach hinten losgehen kann
und zeigt, dass die Problematik nicht verstanden wurde. Überhangmandate
werden damit keineswegs verhindert, eine Erhöhung ist sogar möglich.
Gewinnbringender wäre es an dieser Stelle sich bei den Parteikollegen auf
Landesebene für eine Reformierung des Kommunalwahlrechts einzusetzen. Zum
Beispiel setzen sich deswegen die NRW-Piraten für "Kummulieren und
Panaschieren" ein.
Als weiteres Beispiel habe ich schon das Hafenforum erwähnt.
Nicht an den Symptomen herumdoktorn, sondern die Probleme identifizieren und
an der Wurzel anpacken.

Auf meinem Wunschzettel hatte ich Weihnachten 2010 einige Prämissen für meine
diesjährige Haushaltsentscheidung formuliert:1
"
"gleichberechtigte" und frühzeitige Diskussion
vollständige Einbeziehung des Bürgerhaushalts
fortsetzen und Intensivierung des Dialogs zwischen Politik, Verwaltung und
Bürgern
das Verhältnis zwischen Mehreinnahmen und Sparsumme ausgewogen halten
langfristige und nachhaltige Investitionen tätigen
Prioritäten am Bürgerwillen orientieren
alle Zuschüsse und Ermäßigungen müssen geprüft werden. Eine strikte
Ausgabendisziplin bei den Haushaltsberatungen muss praktiziert werden
[...]"

Auf eine Notenvergabe verzichte ich jetzt lieber, allerdings wäre mit diesem
Zeugnis die Versetzung gefährdet und mit solchen Kopfnoten wäre eine weitere
Zusammenarbeit nicht vorstellbar. Ich stimme deshalb dem Haushaltsplan nicht
zu und stimme dagegen.

"Eine Gesellschaft, die fair miteinander umgeht, die auf Vertrauen und nicht
auf [Bevormundung, Misstrauen und] Überwachung baut. Eine Gesellschaft, die
nicht resigniert, sondern sich informiert und aktiv das politische Geschehen
mitgestaltet. Das sind nicht nur die Ideale der Piratenpartei, sondern diese
sollen realistische Anforderungen an die Politik sein!"2

Aber auch für 2012 gilt wieder "die Hoffnung stirbt zuletzt" und nach dem
Motto aus dem Film 'Sonnenallee' "Rin in dit System und von innen uffwühlen",
werden wir weiter tatkräftig bei der Haushaltskonsolidierung helfen und
Politik mitgestalten.

Abschließend möchte ich der gesamten Verwaltung für die Erarbeitung des
Haushalts danken und wünsche mir von allen, dass Bürgerhaushalt und Co
künftig mehr in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
Ihnen allen wünsche ich einige ruhige und entspannte Tage. Vielen Dank für
Ihre Aufmerksamkeit und ich bitte Sie im neuen Jahr einen 'offenen' und
'konsequenten' Kurs zu halten.

Über die Piratenpartei Deutschland:

Die Piratenpartei Deutschland (PIRATEN) wurde am 10. September 2006 in Berlin
gegründet und ist mit rund 18.000 Mitgliedern die größte der nicht im
Bundestag vertretenen Parteien.

Die PIRATEN treten ein für mehr Transparenz des Staates, direkte Demokratie
und stärkere Bürgerbeteiligung, Bekämpfung von Monopolen, gebührenfreie
Bildung, Offenlegung von öffentlich geförderten Forschungsergebnissen,
Stärkung der Bürgerrechte sowie Wahrung der Grundrechte. Zur Landtagswahl in
Nordrhein-Westfalen erweiterten die PIRATEN ihr Programm zudem um Themen wie
Arbeit und Soziales, Bauen und Verkehr, Verbraucherschutz, Gesundheits- und
Drogenpolitik, Kultur, Umwelt sowie Wirtschaft und Finanzen.

Mit ihren programmatischen Zielen hat die Piratenpartei bereits einige
Erfolge erzielt: Seit der Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin im Jahr 2011
ist die Bürgerrechtspartei mit 15 Abgeordneten erstmals in einem
Landesparlament vertreten. Bei der Bundestagswahl 2009 gewannen die PIRATEN
2,0 Prozent der Stimmen und konnten bei der Landtagswahl im Mai 2010 in
Nordrhein-Westfalen 1,6 Prozent der Wähler überzeugen. Im Europaparlament
stellen sie durch die schwedische „Piratpartiet“ bereits zwei Abgeordnete. In
Bielefeld ist die Piratenpartei in der Bezirksvertretung Dornberg, in Jüchen
im Gemeinderat sowie in Münster und Aachen im Stadtrat vertreten.



  • [MS Piraten] Pressemitteilung der Piratenpartei Münster: Haushaltsrede vom Piraten 14.12.2011, Piratenpartei Münster - Pressemitteilung, 14.12.2011

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