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muenster - Re: [MS Piraten] Auf dem letzten Stammtisch (22.06.10)

muenster AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kreis Münster/ NRW

Listenarchiv

Re: [MS Piraten] Auf dem letzten Stammtisch (22.06.10)


Chronologisch Thread 
  • From: Martin Schlüter <admin AT web-data-master.de>
  • To: Kreis Münster/ NRW <muenster AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [MS Piraten] Auf dem letzten Stammtisch (22.06.10)
  • Date: Wed, 23 Jun 2010 15:05:39 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/mailman/private/muenster>
  • List-id: Kreis Münster/ NRW <muenster.lists.piratenpartei.de>



auch ich finde eine Abgabe von 10% des Vermögens ist rein populistische Neidkultur, zumal dies ja wirklich einer Teilenteignung gleichkommt. Selbst wenn jemand ein "Vermögen" von 1 Mio hat, bedeutet dies ja noch lange nicht das dies Vermögen auch komplett produktiv eingesetzt wird. Erstmal zählt da ja auch schon Wohneigentum dazu, das neben Instandhaltungskosten ja auch noch ein paar Steuern nach sich zieht. Und je nach Wohnlage und Ausstattung können die Kosten hierfür schon recht erheblich sein.

1 Mio hört sich ggf. viel an, aber selbst wenn es sich dabei um Geld auf einem Festgeldkonto handelt kann sich ja jeder selber ausrechnen wieviel Zinsen da im Jahr bei rumkommen.... wenn wir mal mit 4% rechnen, und das ist heute ja schon viel, sind das gerade mal 40.000 € im Jahr an Zinsen, und davon gehen dann auch noch Steuern runter...
andere Anlageformen bringen ggf. mehr Ertrag, bergen dann aber auch mehr Risiko, bis zum möglichen Totalverlust...

Oder man schaue sich mal Handwerker oder mittelständische Unternehmen an, bei vielen hat der Betrieb einen Wert von über 1 Mio, und da in Privatbesitz, dann eben auch Privatvermögen. Wenn man denen jetzt 10% davon enteignen würde, würden zwangsläufig Arbeitsplätze wegfallen oder Firmen gar schließen müssen.

Und man muss immernoch bedenken das die meisten die 1 Mio oder mehr besitzen, es sich in den meisten Fällen auch selber erarbeitet haben, und das gesamte Einkommen bereits versteuert wurde. Und da gehört dann auch zu das man nicht nach 38 oder 40 Wochenarbeitsstunden den Hammer aus der Hand legt um mit Freunden Fußball zu schauen oder zu grillen etc., sondern wenn nötig auch mal 60 oder mehr Stunden die Woche arbeitet, und dabei am Anfang der Selbstständiglkeit teilweise weniger Geld damit verdient als ein Angestellter mit seinen 40 Wochenstunden. Warum also denjenigen bestrafen der sich Kapital aufgebaut hat um im Alter davon zu leben anstatt dem Staat auf der Tasche zu liegen. Denn eines ist ja klar, diejenigen die heute nicht wirklich vorsorgen und sich aufs Rentensystem oder den Staat allgemein verlassen werden im Alter zusätzlich Hartz IV, oder wie das dann auch heißen mag, beziehen müssen. Und es gibt nur eine wirklich sichere Vorsorge, Vermögen aufbauen....

es wird immer nur gesehen wie sehr die "Reichen" das Leben genießen können, den steinigen Weg dorthin will keiner sehen....
Und eines ist auch sicher, die "Reichen" lassen sich nur einmalig 10% des Vermögens wegnehmen, denn dann werden viele von denen ernsthaft über eine Auswanderung nachdenken, und das Kapital das dann aus dem System "abfließen" wird, und dies schließt ja Firmensitze etc mit ein, würde das ganze System nicht verkraften... Ich kenne einige die bereits heute den Wohn- und Firmensitz ins Ausland verlegt haben. Einer davon u.a. weil ihm in Deutschland eine EU Förderung auf Kreditbasis in Höhe von 1,3 Mio für Firmenerweiterungen versagt wurde, also hat er den Firmensitz nach Litauen verlegt, hat dafür dann eine EU Förderung als "Geschenk" erhalten, wesentlich mehr als die benötigten 1,3 Mio, und zudem zahlt er im ersten Jahr in Litauen keine Steuern, die Lohnkosten dort betragen 25%, und das ist dort dann ein "fürstliches" Einkommen.... von den ganzen Einsparungen kann er es sich locker leisten 2-3 mal im Monat für ein Wochenende nach Deutschland oder sonstwo zu fliegen.... Deutschland -18 Arbeitsplätze, Litauen +18 Arbeitsplätze.....

irgendwie frage ich mich auch warum bei den ganzen Reden über "Soziale Gerechtigkeit" immer ein populistisches "andere sollen es zahlen" durchschimmert.... aber das ist ja wohl typisch für die gepflegte deutsche Neidkultur... obwohl das Wort "Gerechtigkeit" ja eigentlich aussagt das jeder seinen Teil beitragen muss... aber wieviele der Hartz IV Empfänger könnten problemlos zusätzlich einen 400€ Job bekommen, nehmen aber keinen an weil es sich ja nicht lohnt, wird ja dann vom Hartz IV größtenteils wieder abgezogen... und das sind dann doch genau diejenigen die am lautesten nach einer Teilenteignung der Reichen schreien damit sie selber mehr Geld bekommen anstatt sich selber Gedanken zu machen wie sie die Allgemeinheit entlasten können, den die zahlt ja deren Hartz IV...

Bei dem geplanten Sparpaket der Regierung muss man aber beachten das hier teilweise auch nur eine Umverteilung der Zahllast erfolgt, da ja die meisten "Streichungen" für die Hartz IV Empfänger bisher auch schon voll als Einkommen angerechnet wurden, es sich also für diese Personengruppe nicht wirklich etwas ändert, aber so das Geld nicht vom Staat aufgebracht werden muss, sondern von den Komunen. Auch finde ich es ein Unding das jetzt überall gespart werden soll, während die "gekaufte" Steuererleichterung für die Hotelübernachtungen beibehalten wird.

Auch gibt es noch diverse Einsparmöglichkeiten, z.B. würde die Abschaffung der 1 € Jobs dem Staat ca 1,5 Mrd. einsparen, denn der Staat zahlt für jeden 1 € Job Geld an den Träger, teilweise das Gehalt und zusätzlich noch einen nicht geringen pauschalen Betrag für Weiterbildungen, die dann nicht wirklich durchgeführt werden. Für einige Organisationen/Vereine ist das eine sprudelnde Geldquelle. Hier wäre es doch im Grunde sinnvoller die Hartz IV Empfänger produktiv endgeldlos 10 - 15 Stunden die Woche im Auftrag der Stadt/Gemeinde einzusetzen, z.B. für Reinigungsarbeiten, Hilfstätigkeiten etc.. Jemand der dann wenigstens einen 400 € Job annehmen würde, von dem ihm nicht alles auf die Unterstützungszahlungen angerechnet wird, könnte dann ja davon ausgenommen werden. So würden erstmal die 1,5 Mrd jährlich für die 1 € Jobs wegfallen, zudem hätten die Städte/Gemeinden einen großen Pool an kostenlosen Arbeitskräften, und würden so auch nochmal entlastet werden. Der Ansporn besser einen 400€ job anzunehmen würde die Allgemeinheit auch nochmal entlasten. Und man muss hierbei auch beachten das ein 400€ Job das Tor zu einer Vollzeitbeschäftigung sein kann.

Auch könnte ein Teil der wirklichen Konsumsteuern wie z.B. Alkohol- und Tabaksteuer, angehoben werden. Und bei einer Anhebung der Mineralölsteuer könnte man die Pendler und Firmen ja durch entsprechende km Pauschalen wieder entlasten.

Oder man muss mal beachten wieviele heutzutage geschmugelte Zigaretten Stangenweise kaufen um dort zu sparen, aber genau das sind dann Steuergelder die dem Staat dann auch fehlen. Und ich würde fast wetten jeder kennt jemanden der immer nur geschmuggelte Zigaretten aus Rußland oder Asien raucht. Und eigentlich sollte es doch jedem klar sein das man erstmal solche Mißstände beseitigen sollte, anstatt nach einer Finanzierung der Probleme durch andere zu rufen. Aber wenn es darum geht den Staat zu bescheißen ziehen alle am selben Strang, nur ist dann wichtig das jemand anderer die Löcher füllen wird.


Christian Walther schrieb:
Hi,

2010/6/23 "Till Achinger, Piratenpartei Münster" <till AT piraten-muenster.de>:
On 23.06.2010 11:22, Christian Walther wrote:
Hi,

2010/6/23 "Till Achinger, Piratenpartei
Münster"<till AT piraten-muenster.de>:
[...]
Wenn ich noch etwas handfestes hinzugeben darf: Ich bin grundsätzlich
dafür,
an indirekten Steuern, also MwSt oder Kraftstoffsteuer, anzusetzen und
nicht
bei Einkommen und Erträgen. Warum? (Rechtliche) Wohnsitze,
Unternehmenssitze
und Kapital sind mobil, Menschen nicht. Ich kann mich als Großverdiener
arm
rechnen, den Cayenne tanken muss ich trotzdem. So, doch schon wieder
populistisch. ;-)
In welche Richtung?
Die Erhöhung von MwSt und Kraftstoffsteuer würde genau die treffen,
die eh schon jeden Cent zweimal umdrehen müssen.
Mit der Erhöhung der Konsumsteuer triffst Du eben nicht "genau die", sondern
alle, und zwar, wie der Name sagt, proportional zu ihrem Konsum, nicht zu
ihrem versteuerten Einkommen (sprich: abzüglich Investitionen in Mietshäuser
etc.). Es gibt leider keinen Kuchen zu verteilen, sondern das Brot von
gestern zu bezahlen.

Nein.
Wer von HartzIV lebt muss damit sein ganzes Leben finanzieren, in
aller erster Linie Lebensmittel. Für viel mehr bleibt ihm kaum Geld
übrig. Erhöhst Du die Steuern, erhöhst Du automatisch auch den Preis,
der für eine Anzahl Güter bezahlt werden müssen. Genau diese Erhöhung
trifft aber HartzIV Empfänger und Geringverdiener sehr viel mehr als
Besserverdiener, deren Budget einen größeren Spielraum zuläßt.

Und KFZ- oder Spritsteuern zu erhöhen trifft diejenigen, die zwischen
Heim und Arbeitsplatz pendeln müssen.
Und wer sich ein dickes Auto kauft, dem sind auch die Spritpreise relativ
egal.
Prima! ;-)

Dafür gibt es ja auch die vermutlich sechsstellige Zahl Pender, die
kein großes Auto fahren, und denen das richtig weh tun würde.

Gruß
Christian
_______________________________________________
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https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/muenster






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