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int-koordination - [Int-koordination] Unser Treffen in Bochum (Aufstellungsversammlung)

int-koordination AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Internationale Koordination

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[Int-koordination] Unser Treffen in Bochum (Aufstellungsversammlung)


Chronologisch Thread 
  • From: "Exile (O.Herzig)" <herzig AT ono.com>
  • To: int-koordination AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Int-koordination] Unser Treffen in Bochum (Aufstellungsversammlung)
  • Date: Sun, 29 Dec 2013 18:26:11 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/int-koordination>
  • List-id: Internationale Koordination <int-koordination.lists.piratenpartei.de>

Ahoi Piraten

Nachdem ich mir jetzt das ein oder andere Kandidateninterview angehört habe möchte ich doch mal (m)eine Meinung loswerden.

Generell fühle ich mich in einer pro-europäischen Partei ja sehr gut aufgehoben. Auch ich sehe die Zukunft Europas, wie viele von uns, nur in einer gemeinsamen Entwicklung des Kontinents. Auch die Meinung das Nationalgrenzen ein Konstrukt aus dem letzten Jahrtausend seien, passt da durchaus dazu.

Nur wenn die Piraten jetzt zum Teil ein Europa um jeden Preis fordern wollen, bekomme ich Bauchschmerzen !

Eines unserer Kernthemen ist Bürgerbeteiligung und Demokratie (gerade bei Piraten der dritten Beitrittswelle, wie ich einer bin).

Wie von Teilen der AG Europa bereits herausgearbeitet, hat das Bundesverfassungsgericht in der Vergangenheit ein unauflösbares Demokratiedefizit der Europäischen Politikstruktur festgestellt
(http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratiedefizit_der_Europ%C3%A4ischen_Union Zitat: Das Bundesverfassungsgericht hob hervor, dass demokratische Legitimation im Rahmen der EU nicht in gleicher Form hergestellt werden könne „wie innerhalb einer durch eine Staatsverfassung einheitlich und abschließend geregelten Staatsordnung“).

Dieses Bundesverfassungsgerichtsurteil in der Analyse der politischen Strukturen Europas aussen vor zu lassen halte ich für fahrlässig. Der vor uns vorgeschlagenen Lösungsweg sollte dieses Problem des strukturellen und institutionellen Demokratiedefizits hinreichend berücksichtigen und sich deswegen an einem gemeinsamen Europa der Bürger orientieren, welcher sich nicht mehr auf völkerrechtliche Verträge als Basis gründet sondern die Bürger Europas mit einbindet und auf einer gemeinsamen europäischen Verfassung hinarbeitet.

In diesem Zusammenhang halte ich die Frage ob die Nationalstaaten mehr Kompetenzen auf die bestehenden europäischen Strukturen übertragen soll für eine entscheidende (befürworten wir Europa oder die bestehende europäische politische Struktur ??).
Das ist auch der Grund warum ich HamburgFranks Kandidatur unterstütze. Sicher hat Frank in manchen Kernthemen (Urheberrecht, Datenschutz,...) nicht das Fachwissen (was er ja auch selber zugibt). Auch mag es sein, daB „öffentlichkeitswirksame Auftritte“ nicht unbedingt seine Spezialität sind. Meines Wissens ist Frank aber augenblicklich der einzige Kandidat der diese Frage der Kompetenzen innerhalb Europas in seiner Kandidatur aufwirft und auch kritisch abarbeitet.

Anbei noch ein paar Comments zu einzelnen Interviews (kein Anspruch auf Vollständigkeit, was mir halt beim drüberhören so aufgefallen ist):

Gilles Bordelais: „Wir sind keine AFD mit Internetanschluss … wir sind pro-europäisch“.
Die Schlussfolgerung die Gilles daraus zieht ist: Wir sind für einen weiteren Ausbau der bestehenden Strukturen (der Euro muss bleiben, die Demokratiedefizit in Europa lösen wir durch Verbesserungen wenn wir erst mal ins Europaparlament einziehen, etc....).
Meine Schlussfolgerung wäre eine andere: Die politischen Strukturen Europas sind durch Ihre völkerechtsvertragliche Basis leider nicht geeignet um das Demokratiedefizit zu beheben. Wir sind für Europa aber gegen das Demokratiedefizit und gegen eine vereinheitliche Währungspolitik ohne geeigneten politischen Rahmen, welche die Bürger Europas durch die dadurch entstehenden wirtschaftlichen Unterschiede eher spaltet. Wir wollen den Weg in die europäische Postdemokratie nicht mitgehen.Wir sind für ein demokratisches Europa der Bürger. Darum sind wir auch für einen gemeinsamen europäischen verfassungsgebenden Prozess.

Gregory Engels: Europäischer Vefassungskonvent ausarbeiten als Schwerpunkt den ihn interessieren würde ! +1 von mir
Steuern rauf oder runter: die Mehrwertsteuer heben... die hundesteuer abschaffen. Da haette ich gerne eine Erklärung (welche Gregory im Interview aufgrund der begrenzten zeit erst mal verschob). Ich sehe eine Erhöhung der Verbrauchssteuern eher skeptisch (genau diese Steuer betrifft die kleineren Einkommen am meisten). Generell denke ich das Steuern eher so knapp wie möglich gehalten werden sollen (schlanker Staat) aber den Lösungsvorschlag „ich schaffe einzelne steuern ab und erhöhe die Verbrauchssteuer“ halte ich nicht für besonders gelungen.

Jula Reda: mehr steuern... weil dadurch mehr (rück-)umverteilung. Das ist leider etwas undifferenziert und so für mich nur begrenzt haltbar. Und auch den EU-Beitritt der Türkei ohne eine Bewertung der Argumente dagegen zu befürworten ist mir zu einfach. Sicherlich ist zum Teil auch der Schlingerkurs der EU für die augenblickliche Situation verantwortlich. Aber der Schlingerkurs kommt ja nicht von ungefähr... es scheint also auch andere Argumente zu geben.

Falk Hirschel: das treffen in Luxembourg war natürlich nicht das Gründungstreffen der European Pirates (PP-EU). Es war „nur“ die „Signing Konferenz“ (also die Übereinkunft der europäischen Piratenparteien auf gemeinsame Statuten und ein gemeinsames Manifesto). Der internationale Haftbefehl als das dringenste Problem Europas ? …. ich habe das angesprochene Problem zwar verstanden und akzeptiere das es realpolitische wichtig ist – aber bin der Meinung da gäbe es noch dringenderes (auf der Metaebene). Die gegebene Antwort zu „Steuern rauf oder runter“ halte ich für klasse.

Zum Schluss noch in eigener Sache: Nachdem ich das Thema Europapolitik als einen meiner Schwerpunkte sehe, habe ich umgeplant und werde euch in Bochum doch auch mit meinen eigenen Fragen nerven.

Hasta soon

Exile




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