bw-kv-ulm-alb-donau AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste des Kreisverbandes Ulm/Alb-Donau-Kreis
Listenarchiv
- From: "Thomas Blechschmidt" <thomas.blechschmidt AT piraten-schwaben.de>
- To: "'Mailingliste Schwaben'" <schwaben AT lists.piratenpartei-bayern.de>
- Cc: 'Leakadealer - PolGF Piratenpartei Bayern' <leakadealer AT m-publishing.net>, vorstand AT piraten-guenzburg.de, 'Mailingliste des Kreisverbandes Ulm/Alb-Donau-Kreis' <bw-kv-ulm-alb-donau AT lists.piratenpartei.de>, 'Piratenpartei Bezirksverband Tuebingen - Vorstand' <vorstand AT bzv.piratenpartei-tuebingen.de>, vorstand AT piratenpartei-neu-ulm.de
- Subject: [Bw-kv-ulm-alb-donau] Wo wart Ihr?
- Date: Sat, 31 Jan 2015 21:40:25 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/bw-kv-ulm-alb-donau>
- List-id: Mailingliste des Kreisverbandes Ulm/Alb-Donau-Kreis <bw-kv-ulm-alb-donau.lists.piratenpartei.de>
Ahoi,
Bürgerabend „Mitreden in Europa“ in Ulm
Am 30.01.2015 fand in Ulm ein Bürgerabend statt:
in Europa diskutiert man über die Zukunftsfragen der Europäischen Union.
Diskutieren Sie mit!
Das Informationsbüro des Europäischen Parlaments in München und das Europe
Direct der Stadt Ulm laden Sie herzlich ein zum Bürgerforum
Mitreden über Europa
in
Ulm
am Freitag, den 30. Januar 2015 um 19.30 Uhr
im Stadthaus Ulm
(Münsterplatz 2 | 89073 Ulm).
Wie wirkt sich die europäische Gesetzgebung auf unsere Lebensqualität aus?
Verbraucher- und Datenschutz, Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz oder
soziale Sicherheit – welche und wie viele gemeinsame Regeln braucht die EU?
Abgeordnete aus dem Europäischen Parlament stehen zu diesen und anderen
Themen Rede und Antwort.
Es gab nach den üblichen Grußworten eine Statementrunde mit den MdEP Michael
Theurer (FDP), Norbert Lins (CDU), Evelyne Gebhardt (SPD) und in Ermangelung
eines verfügbaren Abgeordneten der GRÜNEN dem Stadtrat Michael Youkov von den
GRÜNEN.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Wilhelm Hölkemeier von der
Südwestpresse. Die Politiker hatten Gelegenheit zu den Themenblöcken
„Griechenland – EU-Krise“ und „TTIP“ Stellung zu beziehen.
Der Ablauf war, dass jeder erst einmal Gelegenheit hatte, zum angesprochenen
Thema etwas zu sagen, dann gab es zwei Fragerunden mit je drei Fragen.
Beim Thema Griechenland war nicht Überraschendes zu hören, dennoch war die
Diskussion entspannt und fair. Die üblichen kleinen Angriffe auf den
politischen Gegner hat sich natürlich keiner verkneifen können.
Einhellig waren alle der Meinung, dass leider ein Fehler aufgetreten ist: Die
finanzielle Unterstützung ist nicht bei den Menschen angekommen.
Politik-genetisch bedingt hätte das Geld dabei für das eine Duo in Form von
Arbeitsplatzrettung direkt bei den Bürgern ankommen müssen, für das andere
Team eher bei den Infrastrukturmaßnahmen zur Stärkung der
Wettbewerbsfähigkeit und der Wirtschaft.
Wer die neuen wettbewerbsfähigen Produkte dann kaufen sollte bzw. womit die
Erhaltung unproduktiver Arbeitsplätze refinanziert werden sollte – was im
Endeffekt das gleiche Problem auf einer anderen Fahrspur ist – darauf ist
keiner eingegangen.
Und keiner war bereit im Namen seiner Partei, die jetzt zu scheitern drohende
Lösung des Problems und das politische Ergebnis zu verantworten. Sie haben es
so gestaltet, dass Banken statt menschliche Lebensgrundlagen gerettet wurden
und jetzt haben sie nichts mehr damit zu tun.
Die anwesenden Bürger waren interessiert und besorgt und bereicherten das
Thema mit Fragen.
Kontroverser dagegen wurde es bei TTIP und Co. Einig waren sich alle, dass
ein Handelsabkommen für alle Beteiligten vorteilhat wäre.
Der Grüne Youkov war als Außenseiter bemerkenswert gut informiert und hatte
einige interessante Bewertungen und Betrachtungen beizutragen, die aber in
erster Linie gegen die politischen Gegner gerichtet waren.
Die SPD-Abgeordnete Gebhardt wurde in die Rolle der advocata diaboli gedrückt
und sollte Sigmar Gabriels recht unbedarft wirkende Zustimmungspolitik zu
TTIP rechtfertigen. Sie setzte ein klares Statement, dass es einen
TTIP-Vertrag mit Investitionsschutzklauseln für entgangene Gewinne, ohne
Sicherung der sozialen und arbeitsrechtlichen Standards und mit
unkontrollierbaren Schiedsgerichten nicht geben werde. Die Sozialdemokraten
im EU-Parlament würden nicht zustimmen.
Die Üblichen Verdächtigen hatten wieder mal die üblichen Reflexe. Aufbauend
auf dem Mantra vom Wirtschaftswachstum sahen sie die Vorteile und versuchten
darzustellen, wie die Nachteile und Risiken eingegrenzt werden müssten.
Die Argumente und Gedankengänge des FDP-Abgeordneten Theurer (das ist
übrigens der, der neulich im Europaparlament am lautesten gestänkert hat,
dass es die Piraten nicht mehr gibt, die seien gescheitert und die brauche
auch keiner), waren ziemlich überzeugend und wirksam. Holzauge sei wachsam,
die sind noch nicht dort, wo sie hingehören. Er argumentierte vernünftig und
überzeugend. Bis er meine Frage zu hören bekam. Dass ich als Pirat dort
auftrete hat in beinahe aus der Fassung gebracht.
Der CDU-ler Lins hatte ebenfalls ein paar gute Argumente für das
Handelsabkommen.
Nein, die werde ich heute nicht wiedergeben. Mitschreiben war nicht möglich
und ich bin ehrlich gesagt schon enttäuscht, dass ich der einzige Pirat vor
Ort war. Ihr hättet schon hingehen sollen. Jetzt wartet mal bitte auf das
Schwabenplenum. Dort reden wir weiter.
Der einzige, der das Kernproblem des Abkommens thematisiert hat, war der
Grüne. TTIP ist kein Freihandelsabkommen. Denn mit Handelsfreiheit hat es
nicht viel zu tun. Die Zölle, die es abzubauen gäbe, sind schon so niedrig,
dass sich die Verhandlungspartner eigentlich per Email verständigen könnten,
sie einfach abzuschaffen. Die viel zitierte positive Wirkung der
Harmonisierung technischer Standards (gleichfarbige Blinker etc.) wäre heute
schon ohne weiteres möglich, scheitert aber daran, dass für die allermeisten
Standards, die noch nicht harmonisiert sind, entweder die US-Bundesregierung
oder auch die EU auf der anderen Seite gar kein Verhandlungsmandat hat
(Blinkerfarben bestimmen z.B. in den USA die Bundesstaaten während der
hinderlichste Standard des Automobilbaus weltweit ein deutscher ist: Die
Pflicht, eine mechanische Lenksäule fest einzubauen, obwohl die Arbeit längst
von einer hydraulischen Lenkung erledigt wird).
Wenn aber die großen Unternehmen ihre technischen Standards sowieso
angleichen könne oder es ohnehin gar nicht geht, wozu dann so ein Abkommen?
In meinen Augen wird hier wieder mal mit einem Begriff munter herumgewürfelt.
Standards. Von welchen Standards und den Vorteilen derer Harmonisierung ist
hier die Rede?
Geredet wird über die Desinfizierung von Geflügel mit Chlor – wie im
Schwimmbad – oder der Farbe von Blinkern.
Weit grundlegendere Standards wie zum Beispiel Maßeinheiten, technische
Einheiten, Berechnungsmethoden oder grundsätzliche juristische Prinzipien wie
Verursacherprinzip, Nachweisverpflichtung zur Ungefährlichkeit von Produkten,
politische Prinzipien wie das Vorsorgeprinzip und andere sind nicht
Gegenstand von Harmonisierungen. Wegen dieses Abkommens werden weder wir in
Zukunft nach den königlichen Meilen Georgs des Dritten noch die Usa in
Kilometern rechnen oder wir in Fahrenheit oder die USA in Celsius
Temperaturen messen. Ebenso wenig werden wir in BTU Energie beziffern noch
die USA in kWh oder Joule.
Wir werden auch kein einheitliches Stromsystem durch TTIP bekommen, sondern
weiter hüben mit 230 V aushalte versorgen und drüben mit 110 Volt.
Und wie die bisherigen Parteien jetzt unisono versichern: Sozialstandards,
Arbeitsschutzstandrads, Rechtsstandards bleiben unangetastet. Was also wird
harmonisiert? Gibt es bald den Eullar oder den Doleuro?
Immer wieder betonten die beiden aus der Abteilung konservative
Wirtschaftskompetenz, dass es darum gehe, dass sowieso weltweite
Handelsabkommen geschlossen werden. Wir müssten jetzt dafür sorgen, dass
unsere Standards gesetzt werden. Das haben wir bisher noch nicht mal in
Europa geschafft. EU-Richtlinien sind in allen Mitgliedsländern unmittelbar
geltendes Recht, werden aber in allen Mitgliedsländern unterschiedlich
umgesetzt.
Meine Fragen wurden von beiden nicht beantwortet. Statt dessen haben beide
mich in der gewohnten weise belehrt, was richtig und was falsch sei. Und dass
es nicht angehen kann, dass die Inhalte von Vertragsverhandlungen öffentlich
gemacht werden. Da sei wie beim Kauf oder Verkauf von Grundstücken, selbst
wenn sie von der öffentlichen Hand getätigt werden. Auch das sei nicht
öffentlich, um das Verhandlungsergebnis nicht zu gefährden.
Die haben nichts gelernt, sonnen sich aber noch immer in ihren
Wahlergebnissen 2013 und 2014. Die Gefühle und Befindlichkeit der Bürger geht
denen am Allerwertesten vorbei. Die selbe arrogante und erhabene Haltung wie
eh und je.
Und wir haben als Partei immer noch nicht begriffen, dass wir ihre
Argumentation und deren Grundlagen mit Fakten entlarven müssen statt immer
nur dagegen zu sein oder bestenfalls die Forderungen anderer Parteien
aufzugreifen.
Schade, dass keine da war. War lehrreich.
☠Thomas Blechschmidt ☠
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Bavaria
Piratenpartei Deutschland
Bezirksverband Schwaben
Vorsitzender des Vorstands
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- [Bw-kv-ulm-alb-donau] Wo wart Ihr?, Thomas Blechschmidt, 31.01.2015
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