[Squad-IIP] Sprachförderung für jugendliche Migranten in Berlin und die Integrationskurse

[Guido Weyers <guidoweyers AT googlemail.com>]

Hallo Fabio,

nachdem meine Familie nun ca. 2 Monate hier ist, läuft im Großen und 
Ganzen alles okay.
Es gibt einen Punkt, den ich in der Integrationspolitik von Berlin für 
sehr nachholenswert halte.

Es geht dabei um Sprachförderung für jugendliche Migranten in der Stadt.

Da bietet das Land Berlin wirklich Null an. Die Ausländergehörde sagt 
uns, das dies Sache der Schule ist.
Integrationskurse werden ausdrücklich nur für Erwachsene angeboten. Die 
Schule antwortet mir, sie habe keine Angebote.
Nur ein äußerst geringer Prozentsatz der Berliner Schulen haben übrigens 
"Welcome Classes" und diese sind qualitativ äußerst fragwürdig.
Ich war letzten Donnerstag mit Anna auch beim Jugendmigrationsdienst in 
Charlottenburg. Dort hat man ebenfalls
intensiv nach Angeboten gesucht und nichts gefunden. Das Einzige was man 
mir mitteilte war, das es eine Pensionärin gibt, die eventuell
ehrenamtlich Nachhilfeunterricht geben könnte. Schwaches Bild! Letzlich 
läuft es darauf hinaus, dass ich wahrscheinlich in irgendeiner Form
privat Nachhilfe bezahle muß.

Damit die Piraten vielleicht mal wieder positiv in die Schlagzeilen 
geraten, wäre es doch vielleicht ein kleiner Schritt, diesbezüglich
mal eine Forderung oder eine Anfrage zu stellen. Es ist meiner Meinung 
nach sehr ungerecht, dass es Hunderte von Integrationskursen für 
Erwachsene in Berlin gibt
aber für jugendliche Mugranten so gut wie garnichts. Glücklicherweise 
ist meine Anna recht intelligent, sprachbegabt und lernt in der Schule 
schnell deutsch, nichtsdestotrotz fehlen ihr natürlich
erheblich grammatikalische Grundlagen und ein weitergehendes Vokabular. 
Sie kann sich ihr deutsch betreffend, auch wenn sie Level B1 in Odesa 
gelernt hat, nicht
mit ihren Mitschülern messen. Da gibt es von vorne herein Ungleichheit. 
Bei weniger talentierten und sprachbegabten, ausländischen Jugendlichen 
stelle ich mir das Problem,
wenn sie nach Berlin kommen noch erheblich schwieriger vor. Hier 
existiert wirklich Nachholbedarf.

Ein weiterer interessanter Punkt betrifft die Qualität der 
Integrationskurse.

Mein Frau macht dort im Moment den Level A2.2. an der VHS Charlottenburg.
Der Unterricht ist teilweise extrem langweilig. Dies liegt unter anderem 
daran, so die Lehrerin meiner Frau, weil das Unterrichtsmaterial sich in den
letzten Jahren qualitativ extrem verschlechtert hat. Früher waren die 
Lekionen wesentlich interessanter. Grund hierfür ist, das das BAMF hier
die Federführung übernommen hat und sich die Kurse offensichtlich 
qualitativ verschlechtert haben. Auch die Heterogenität der Kurse ist 
ein Problem.
Motivierte, die etwas lernen wollen sitzen mit Unmotivierten zusammen 
und Teilnehmer, die bereits recht gut deutsch sprechen sitzen mit 
Teilnehmern, die kaum deutsch sprechen können zusammen.
Man hat das Gefühl, dass das Einstufungssystem nicht sdo besonders gut 
funktioniert.

Ich würde mich freuen, wenn Ihr diesbezüglich initiativ werden würdet 
und stehe euch gerne zur Verfügung.

Liebe Grüße,
Guido