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berlin-squad-integration - [Berlin-squad-integration] Zusammenfassung des Vortrags über Fremde im eigenen Land

berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Squad Integration, Inklusion, Partizipation (IIP)

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[Berlin-squad-integration] Zusammenfassung des Vortrags über Fremde im eigenen Land


Chronologisch Thread 
  • From: Fabio Reinhardt <fabio.reinhardt AT googlemail.com>
  • To: Squad Interkulturelle Integrationspolitik <berlin-squad-integration AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [Berlin-squad-integration] Zusammenfassung des Vortrags über Fremde im eigenen Land
  • Date: Fri, 26 Nov 2010 13:00:11 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/berlin-squad-integration>
  • List-id: Interkulturelle Integrationspolitik Berlin <berlin-squad-integration.lists.piratenpartei.de>

Ahoi integrative Piraten,

ich war gestern auf dem Vortrag "Fremde im eigenen Land?" von Gerlinde
Irmscher, organisiert durch die Helle Panke in Prenzlauer Berg. Ich
habe zwar meine Notizen nicht mit und bin grad unterwegs, aber das,
was mir für die Abgeordnetenhauswahl relevant vorkam, wollte ich
trotzdem schon einmal mit (euch) teilen. Die Punkte sind teils
akademischer Natur, teils philosophischer, teils
pragmatisch-politischer Natur. Es sind erst einmal nur Denkanstöße,
aber ich würde mich freuen, wenn daraus auch konkrete Ideen und
Initiativen resultieren würden. Wer nicht die ganze Mail lesen will,
sollte zumindest am Ende meine konkreten Vorschläge lesen.

Wer fühlt sich eigentlich fremd (in Deutschland)?

In Anlehnung an das Buch eines Österreichers, der in die USA
emigrierte, der perfekt englisch sprach und sich dort trotzdem fremd
fühlte, wurde die Frage der Ostdeutschen in der Bundesrepublik in den
Vordergrund gerückt. Zugrunde liegend wurde die These aufgestellt,
dass Fremdheit vor allem ein Gefühl ist, dass aus Unverständnis von
Alltagsgewohnheiten resultiert. Dabei spielt die Sprache auch, aber
nicht die ausschlaggebende Rolle.
Weitere Gruppen, die das Gefühl der Fremdheit empfinden, sind: Urban
aufgewachsene, die aufs Land ziehen (und andersherum) und dann in der
Folge Probleme mit der Lebensweise, zB Zeitempfinden haben. Soldaten,
die im Krieg waren und sich in der Heimat nicht mehr wohl fühlen und
eventuell nur noch in Anwesenheit ihrer ehemaligen Kameraden
Geborgenheit und Heimatgefühl empfinden.

Die "Gruppe" der Ostdeutschen

Fakt ist, dass wir ca. 16 Millionen (kann die Zahl der noch Lebenden
gerne eruieren) Verfassungsflüchtlinge (Verfassungsimmigranten wenn
man es netter formulieren will) in Deutschland haben. Fakt ist auch,
dass der Großteil der politischen und wirtschaftlichen Elite Wessis
sind - in der Bundesregierung gibt es nur eine Ostlerin, selbst in
brandenburgischen Regierung sind von 6 PDS-Staatssekretären 5 aus dem
Westen. Fakt ist auch, dass Berlin als ehemalige geteilte Stadt das
einzige Bundesland mit einer relevanten Ost- und Westbevölkerung ist.
Ich denke, das sollte es uns wert sein, einmal einen Blick auf die
Lebensumstände der Menschen zu werfen und uns diesem Thema zu widmen
und Lösung zu erdenken.

Integration

Ausgehend von der Prämisse, dass Fremdheit ein gradueller Zustand ist,
der nicht nur von binären Eigenschaften (deutsche Nationalität oder
nicht) abhängt, muss man sich natürlich fragen, welche Möglichkeiten
es für die Gesellschaft (und damit jedem einzelnen) gibt, mit der
Fremdheit umzugehen. Die drei Handlungsstrategien wären: Assimilation
- Integration - Arrangement. Im Vergleich zum Assimilations-Ansatz,
der die Anpassung einer Gruppe und das Ablegen ihrer Eigenheiten
erzwingt, ist Integration noch die nettere Variante. Hier werden zwar
Bedingungen an das gesellschaftliche Zusammenleben gestellt, jedoch
zumindest die Eigenheiten dieser Gruppe anerkannt. Arrangement ist
das, was in China Town passiert ist, oder was in Jugoslawien lange
Zeit mehr oder minder gut geklappt. (Vielleicht wäre die Schweiz auch
ein besseres Beispiel.)
Bei den Ostdeutschen ist besonders schwierig, dass sie sich über eine
eigene, gemeinsame Identität nicht wirklich bewusst sind und sie nicht
viel verbindet. Die Verbindung ist ein untergegangener Staat, der von
der (westdeutschen) Elite permanent und konsequent als Unrechtsstaat
bezeichnet wird und damit in einer gewissen Form auch aus dem
Bewusstsein gelöscht werden soll. Eine Identifikation darüber wird
erschwert. Das gute Verhältnis zu Russland, was somit nicht als
Feindbild taugt, könnte eine weitere Rolle spielen.

Wichtig für das Squad

Ich halte es angesichts der umfangreichen konkreten Vorbereitungen für
Wahlkampf und Kandidaturen für wichtig, dass wir auch inhaltlich
weiterhin Akzente setzen und nicht auf der Stelle stehen bleiben. Ich
denke, dass die Arbeit in den Themen-Squads noch einmal erheblich
intensiviert bzw. gefördert werden muss. Die Zustimmung der
LMVB_2010.2 zu unserem Integrationsprogramm habe ich vor allem als
Ermunterung empfunden, weiterzumachen und in den nächsten Monaten
nicht nur konkrete publikumswirksame Forderungen (=Wahlprogramm) zu
formulieren, sondern auch weiter an unsere Grundlagen zu gehen und
herauszufinden, was es bedeuten könnte, gesellschaftliche
Veränderungen auf piratige Weise zu fordern/bewirken. Unseren Ansatz,
Integration neu zu definieren, genauso wie wir auch den Begriff Arbeit
neu definieren wollen, finde ich gut. Die klare Absage der LMV die
Integrationswilligkeit der Betroffenen explizit einzufordern, heißt
für mich auch, darüber nachzudenken, was dies für die Position der
Piraten gegenüber den von mir oben genannten drei Begriffen bedeutet.
Ich denke, es würde sich vielleicht lohnen, speziell dazu eine offene
Veranstaltung zu machen. Mir schwebt da spontan der Titel

"Assimilation - Integration - Arrangement. Strategien zur Überwindung
und Akzeptanz von Fremdheit in Berlin"

vor. Ich denke, es wird wichtig sein, dass wir die Zivilgesellschaft
mit einbinden und dass wir betonen, dass wir noch sehr offen nach
Ideen suchen. Was haltet ihr von der Idee? Als Termin würde mir Anfang
Januar vorschweben, sodass wir noch genug Zeit mit der Vorbereitung
haben.
Ich würde außerdem gerne noch einmal ein Treffen in diesem Jahr
machen. Ich schlage euch mal im Doodle ein paar Termine vor, die nicht
allzusehr mit piratenweiten Terminen kollidieren. Ich habe Dienstag
und Mittwoch rausgelassen, da das die piratenintensivsten Termine
sind. Es wäre gut, wenn ihr euch da mit eintragen könntet.
http://doodle.com/erfqhcp7zpd29ir3

Viele Grüße,
Fabio



--
Fabio Reinhardt
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Twitter: enigma424
Crew: Seetiger Friedrichshain-Kreuzberg
PGP: http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Enigma/PGP




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