Re: [Berlin-squad-integration] Integrationsbericht Bundesregierung

[Fabio Reinhardt <fr AT piratenpartei.de>]

Ahoi,

ich habe mir mal die Pressemitteilung angeschaut. Ich habe einige
Punkte, wo ich das Gefühl habe, dass wir da erst kürzlich drüber
geredet haben aber zu einem anderen Ergebnis zu gekommen sind,
herausgeschrieben, kommentiert und ein kurzes Fazit verfasst.
(Spiegel-Artikel noch nicht gelesen)

1. „Nur wer Deutsch kann, wenn er in die Schule kommt, hat gleiche
Startchancen.“ Da hatten wir ja schon drüber gesprochen. Es gibt auch
die Möglichkeit, dass jemand die ersten Jahre begleitenden Unterricht
in der Muttersprache bekommt. Deutsch sollte gelernt werden, aber die
Fokussierung darauf und die Abneigung gegenüber der Fürderung von
nichtdeutschen Muttersprachen halte ich für pronlematisch.

2. „verpflichtendes beitragsfreies letztes Kindergartenjahr“ hört sich
sehr stark nach Zwang an.

3. „Schulen mit einem hohen Migrationsanteil besser auszustatten“
Placebo-Effekt, wenn man gleichzeitig den bundesdeutschen Kahlschlag
im Bildungsbereich betreibt. Soll vielleicht der Betrag, der gerade
gekürzt wird, an migrationslastigen Schulen erlassen werden und das
dann als Gewinn verkauft werden?
Zumal: Die Fokussierung auf eine Unterscheidung von Menschen mit
Migrationshintergrund und ohne, bzw. Deutschen, erscheint mir mal
wieder typisch Unions-diskriminierend. Oder mache ich hier ein Problem
aus, wo keines ist?

Insgesamt finde ich es gut, dass so viel Fokus auf den Bereich Bildung
gelegt wird und dass die Betätigung in Ehrenämtern mit genannt wird.
Problematisch finde ich vor allem die Konzentration auf Deutsch, das
Fordern von Zwangsmaßnahmen und die künstliche Unterscheidung in zwei
verschiedene Menschengruppen.

Bonus: Es wird noch einmal (kurz nach der Auflistung) bestätigt, dass
Mädchen Jungen immer mehr abhängen im Bildungsbereich. Da sollte
definitiv noch einmal mehr geforscht werden, was man da machen kann.
Evtl gibt es ja auch Möglichkeiten für Angebote, die dann nicht nur
speziell für Jungen angeboten werden, aber vor allem dem Aufholen von
Jungen zu Gute kommen.
Kurze persönliche Anmerkung, die nicht unbedingt der aktuellen
Diskussion bedarf: Ich halte das Abfallen von Jungen – nicht nur derer
mit Migrationshintergrund – im Bildungsbereich gegenüber Mädchen für
etwas, was unser gesellschaftliches Gefüge langfristig weit stärker
stärker stören kann, als so manche anderen auch schon schlimmen
integrationshemmenden oder arbeitsmarktschädlichen Effekte. Nicht nur
dass die gesellschaftlichen Ausgaben für Antidepressiva ansteigen,
dass die Kinderquote sinkt (weil sich Frauen in der Partnerwahl
meistens nach oben orientieren), die gesellschaftlichen Kosten im
Gefängnisbereich (Ausgaben im Inneren, aber auch mehr
Sicherheitsgesetze und deren Konfliktpotential) ansteigen, sondern –
das sind ja alles Dinge, die noch halbwegs kalkulierbar sind – man
darf auch nicht die gesamtgesellschatlichen Risiken auf psychischer
Ebene vergessen für eine Gesellschaft in der immer mehr
Testosteron-gesteuerte Heranwachsende immer schlechtere Abschlüsse
bekommen und ihr Selbstwertgefühl verlieren. Das halte ich für
ziemlich unkalkulierbar. Kann man vielleicht an anderer Stelle,
vermutlich eher im Bildungs-Squad, vertiefen.

Viele Grüße,
Fabio


2010/7/7 Monika Belz <Loreena1968 AT gmx.de>:
> Ahoi,
>
> wer ihn noch nicht kennt:
>
> http://www.bundesregierung.de/nn_56546/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2010/07/2010-07-07-ib-bericht.html
>
> und der Spiegel kommentiert:
>
> http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,704914,00.html
>
>
> Moni
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Fabio Reinhardt
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