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bergisches-land - [Bergisches Land] LQFB & Politik

bergisches-land@lists.piratenpartei.de

Betreff: Regionalgruppe Bergisches Land (Nordrhein-Westfalen)

Listenarchiv

[Bergisches Land] LQFB & Politik


Chronologisch Thread 
  • From: "Arnim v. Herff" <arnim.von-herff@alumni.uni-due.de>
  • To: Bergisches Land <bergisches-land@lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [Bergisches Land] LQFB & Politik
  • Date: Fri, 20 Aug 2010 11:34:37 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/mailman/private/bergisches-land>
  • List-id: "Ortsgruppe Bergisches Land \(Nordrhein-Westfalen\)" <bergisches-land.lists.piratenpartei.de>

Ahoi.

Die Idee des LQFB und die daraus logisch folgende Liquid Democracy sind eine
faszinierende Sache. Auf den ersten Blick eröffnet der Grundgedanke neue
Horizonte bezüglich der Überwindung von Unzulänglichkeiten des demokratischen
Prozesses.
Wie immer in dieser mangelhaft konstruierten Welt (sieben Produktionstage
sind
einfach zu kurz für ein solch komplexes System ;-)), steckt der Teufel (na,
der fehlte jetzt auch noch...) im Detail. Selbst für einen DAU wie mich, ist
auf den ersten Blick erkennbar, daß es auch bei diesem Konstrukt den überall
vorzufindenden Gegensatz zwischen Transparenz (Überprüfbarkeit) und
Datenschutz (Anonymität) gibt.
Ja, infolge der Grundwerte unserer Partei tritt dieser Grundwiderspruch
verschärft zu Tage. (Wie die Diskussionen und shit-storms eindrücklich
aufzeigen. Derzeit sehe ich da die Lunte an der Bombe, die die Partei
sprengen und auseinanderreissen wird, lichterloh brennen.)

Gestern abend auf dem Elberfelder-Stammtisch in Barmen, war dieser Gegensatz
Hauptthema. Klare Ansage von allen, die sich mit der Problematik intensiver
befasst hatten: Derzeit ist logisch, mathematisch oder wie auch immer keine
Auflösung des Dilemmas bekannt, ja noch nicht einmal denkbar.* "Never say
never", but... Sollte es eine Möglichkeit geben (die derzeit noch nicht mal
in Ansätzen erkennbar ist) das Problem aufzulösen, so bedarf es dafür aber
auf jeden Fall umfangreicher Grundlagenforschungen. Dafür fehlen uns derzeit
im Rahmen der Partei die Mittel und die man-power.

Warum und wofür sind die Piraten angetreten? Wieso konnten sie binnen
kürzester Frist fast explosionsartig wachsen?
Die Umstände in denen wir leben präsentieren uns die Themen zu Hauf auf dem
Silbertablett. In einer Anzahl, daß diese Stichwortauflistung zwagsläufig
unvollständig bleiben muß: ACTA, SWFT, Zensus, biometrische Ausweise,
Durchleuchtung an Flughäfen, 'kleine' und 'große' Korruption (Strab in BS und
BP, etc.), RFID und und und... LQFB (und LD) sind da nur ein kleiner
Teilbereich des Teilbereichs "politische Teilhabe des Einzelnen am
Gesamtsystem".

Die Frage, die es derzeit zu beantworten gilt: Wollen wir durch und für den
Umgang mit der Marginalie LQFB das Gesamtprojekt Piratenpartei aufs Spiel
setzen und deren Scheitern provozieren?

Bevor jetzt jemand aufheult und diese Frage mit dem Vorwurf ich hätte nichts
verstanden wegwischt, sei er bitte so nett und beantworte zuvor noch dieses:
Politische Teilhabe bedarf eines realen Fundaments bei jedem einzelnen, als
da
wäre zumindest die Verfügbarkeit über Zeit, aber in der Regel auch über
Sachmittel. Letzteres trifft auf jeden Fall für LQFB zu: Ohne einen wie auch
immer gearteten client-Rechner geht es nicht. Welche Lösungsvorschläge für
das Allokationsproblem der in der Gesamtgesellschaft immer noch knappen
Resource Rechnerkapazität (client, Netzzugang) sind in das GesamtsystemLQFB
implementiert?
(Mit anderen Worten: Bedarf es vor der Beschäftigung mit einem neuartigen
System wie LQFB, nicht erstmal Antwortversuchen auf die immerwährende und
originär politische Frage nach der sozialen Teilhabe?)

Macht bitte erstmal wieder Politik (s. Liste oben), bevor Ihr weiter
programmiert und implementiert (und infolge dessen Eure Zeit und Kraft mit
shit-storms und flame-wars verballert).**

Gruß Arnim

* Die, wie auch immer geartete, Schaffung eines Funktionspostens "root des
LQFB" wäre ein Kompromis von der schlechten Sorte. Da er das Grundprinzip des
LQFB "gleichwertige Teilhabe aller am demokratischen Entscheidungsprozess"
umgehend konterkariert. Mit anderen Worten: Der demokratische Gewinn von LQFB
wird durch den LQFB-root gleich wieder aufgehoben - zumindest teilweise.

** Programmieren und Impelmentieren kann natürlich auch de facto politisches
Handeln sein. Ob sich solch ausgestaltetes Politisieren allerdings noch
praktisch (theoretisch: ja) mit dem fundamentalen Transparenzgebot in unserer
Partei vereinbaren lässt?



  • [Bergisches Land] LQFB & Politik, Arnim v. Herff, 20.08.2010

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