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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Unsere Website

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Unsere Website


Chronologisch Thread 
  • From: Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
  • To: Mailingliste der AG Energiepolitk <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: AG Umwelt <AG-umwelt AT lists.piratenpartei.de>, Christian MEYER <meyer AT energy-consulting-meyer.de>
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] [Energiepolitik] Unsere Website
  • Date: Sun, 22 Nov 2020 18:31:35 +0100

Hallo und guten Abend,

auch ich bin immer noch da, selbst wenn ich mich wegen anderer Projekte
rar gemacht habe.

Gruß,
Gunnar


*#1 Smart Meter ab 1 kW*
Zu aktuellen Diskussion um das EEG kann ich nur entgegnen, dass die
Smart-Meter-Vorgabe ab 1 kW lächerlich ist. Das braucht kein Mensch um
energiewirtschaftliche Bilanzkreise genauer nachfahren zu können. Das
Ziel lässt sich mit der mathematisch höchst kompexen, aber hardwarelosen
Methode der Linearkombination (= Plus- und Malrechnung) auch so mit dem
Excel-Sheet regeln (oder welches EDV-System Messstellenbetreiber im
Backend betreiben).

Mann braucht nur einen Arbeitszähler Z_erz, der die Solarstrom-Erzeugung
erfasst (bzw. sonstige DEA wie Kleinwind und Mikro-KWK). Dieser
Jahreswert ist dann zu einem Erzeugungsprofil (räumlich aufgelöst und
mit Hilfe von Energiemeteorologen erstellt) zu verrechnen. Den
Haushaltsverbrauch beschreibt ein (imaginärer) Zähler Z_verb, für den
die klassischen Standardlastprofile anzuwenden sind, und am
abrechnungsrelevanten Zählpunkt haben wir einen realen
Zweirichtungszähler Z_azp mit den zwei Zählrichtungen Z+ (Import) und Z-
(Export ins Netz). Die Zeitreihen von Z_verb(t) + Z_erz(t) ergänzen sich
zum real gemessenen Z_azp(t).

Rückgerechnet ergibt sich dann aus dem Zählerwert Z_azp und dem
Erzeugungszähler Z_erz in der Jahresarbeit für den Eigenverbrauch:
E_ev = Z_erz - Z- (Einspeisung)
Der Verbrauch der Kundenanlage ist dann
Z_verb = Z+ (Bezug) + E_ev.

Dieser Jahreswert Z_verb ist mit den bekannten Standardlastprofilen
umzurechnen auf eine Zeitreihe von Viertelstundenwerten. Gleiches
geschieht mit dem Wert des Erzeugungszählers - das war die Malrechnung,
bei der ein Profil, das z.B. auf eine MWh/a normiert ist, an die
Jahresarbeit angepasst wird. Summiert man beide Zeitreihen, dann erhält
man eine brauchbare Approximation, mit der die Bilanzkreise ihre
Bewirtschaftung optimieren können. Der Bezug vom Energieversorger
entspricht dann dem Teil des Profils, der in positier Zählrichtung liegt
(Import) und wofür der Energielieferant gerade stehen muss. Die
Einspeisung, die der Netzbetreiber bzw. Direktvermarkter erhält,
entspricht der negativen Zählrichtung.

Vgl. auch mit der Zahlerkaskade, die mittlerweile Standard geworden ist,
und der bilanziellen Verrechnung mit Arbeitszählern bei verschiedenen
Einspeisetypen: Hybrid-Strom in der Prosumerzelle: KWK im Keller und PV
auf dem Dach, ETG-Kongress, 2011.
https://docplayer.org/docview/27/11469092/#file=/storage/27/11469092/11469092.pdf
(Bild 4)

*#2 Einspeisemanagement*
Smart Meter braucht man auch nicht fürs Einspeisemanagement (oder wie
man in Zukunft sagen wird, Redispatch 2.0) bei Kleinstanlagen, weil man
im Notfall, wenn es nicht ausreicht, die größeren Anlagen runter zu
fahren, auch mit anderen Bordmitteln klarkommt. Vlg. mit der
Emslandstörung im November 2006, als nach dem System Split in der
Ostzone überschüssige Einspeiser abgeregelt werden mussten, um die
Überfrequenz auf 50 Hz zu senken. Das Einspeisemanagement war damals
noch nicht verbreitet, und so hat man die WEAs nicht alle fernsteuern
können.

Vom 50,2 Hz Problem wissen wird, dass man Anlagen über die Netzparameter
steuern kann (über den Frequenzschutz wurden während Wartungsarbeiten
DEAs deaktiviert, indem der Netzersatzdiesel im Inselnetzbetrieb bei
erhöhter Frequenz lief). Die bessere Wahl ist der Überspannungsschutz,
d.h. wenn tatsächlich zuviel Energie im Netz ist, dann kann man leicht
die Spannung erhöhen und am hinteren Ausläufer einer Leitung mit viel
Erzeugungsleistung schalten sich die Anlagen aufgrund des 110% (10 min
Mittelwert) oder 115% (sofort) Kriteriums ab.

Weiterlesen auf Englisch:
https://www.researchgate.net/publication/263889217_Remote_Control_of_Distributed_Generation_in_Low_Voltage_Networks

*#3 Windfinsternis*
Viel mehr Sorgen mache ich mir um die Klausel im Referentenentwurf, dass
die 6-h-Regel (keine Förderung bei negativem Preis) auf eine Stunde
verkürzt werden soll. Das provoziert eine sogenannte Windfinsternis (=
Abschalten von WEAs mit hohen Leistungsrampen im Gesamtsystem, weil sich
eine Umsortierung der Merit Order durch die Sprungfunktion im
ökonomischen Regelkreis der EEG-Vergütung ergibt). Das wird in Zukunft
häufiger passieren, wenn man den 6-h-Filter löscht, was nichts anderes
heisst, dass das Risiko einer Netzstörung z.B. aufgrund von
deterministischen Frequenzschwankungen zunimmt. Wenn sowas 6 Mal im Jahr
vorkommt, dann kann man mit ein wenig Glück ohne Blessuren davonkommen,
aber wenn diese selbstgemachten Unregelmäßigkeiten häufiger auftreten
(60?), dann ist die Chance, ins Klo zu greifen deutlich höher.

Bei mehr als 200 mHz Abweichung von der Nennfrequenz ist die
Primärregelung am Anschlag, darüber hinaus hilft nur die Selbstregelung
und der Lastabwurf = Load Shedding bzw. das Generator Dropping
07. Oktober 2019, 21 Uhr: 49,82 Hertz
03. April 2019, 21 Uhr: Netzfrequenz auf 49,84 Hertz:
24. Jänner 2019, 6 Uhr: Netzfrequenz auf 50,2 Hertz:
10. Jänner 2019, 21 Uhr: Netzfrequenz auf 49,8 Hertz:
07. Oktober 2019, 21 Uhr: 49,82 Hertz
https://www.saurugg.net/2019/blog/stromversorgung/versorgungssicherheit-strom-2019

Mehr dazu hier:
https://www.researchgate.net/publication/323676467_Windfinsternis_als_Ergebnis_einer_Sprungfunktion_in_der_EEG-Vergutung

*#4 Netzintegration Elektromobilität: Selbstregelung*
https://www.bsm-ev.de/pivozwo

"Das Normungsprojekt IEC TS 62898-3-3 zur Selbstregelung disponibler
Lasten befindet sich aktuell in Erarbeitung. Damit soll ein effizientes
Verhalten von disponiblen Verbrauchern, unter anderem Ladegeräte von
Elektrofahrzeugen, als netzdienliche Eigenschaft per Qualitätssiegel
angereizt werden. Darauf aufbauend soll noch 2020 eine
VDE-An-wendungsregel „Selbstregelung disponibler Lasten“ als
Qualitätsstandard für steuerbare Lasten im Netzparallelbetrieb
(Verbundnetz) entwickelt werden, die die Netzdienlichkeit von
dezentralen Lasten bewertet."
https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/wp-content/uploads/2020/10/20201020-NPM-Bericht-AG6-RoadmapNachhaltigeMobilitaet-V2-wrz.pdf
S.26

Wer Näheres zum Konzept der Selbstregelung (vs. Fernsteuerung) wissen
will, kann sich gerne bei mir melden.
https://www.researchgate.net/publication/327346294_Selbstregelung_vs_Fernsteuerung_-_regulative_Fragen_zum_Anreizdesign



Am 22.11.20 um 16:28 schrieb joe:
Hallo Fredo,

es ist schön, dass du wieder aktiv bist. Die AG Energiepolitik hat sich
aufgelöst und muss neu gestartet werden. Es müssen also zuerst möglichst
kompetente "Energiepolitiker" gefunden werden. Ich würde mich gern
wieder einbringen obwohl ich noch immer kein Mitglied der Piratenpartei
bin. Ich beschäftige mich mit anderen Piraten und ex Piraten sehr
intensiv mit energiepolitischen Themen. Schau mal auf unsere Weseite
www.orangebuch.de . Wir stehen ganz gut im Stoff. Die neue Webseite
gefällt mir gut.

Gruß

Jörg

Am 22.11.20 um 14:55 schrieb Fredo (mazzaro AT gmx.de via
energie_und_infrastruktur Mailing List):
Ahoi,
seit einer Weile gibt es ja eine übergeordnete Themenseite
https://umweltpolitik.piratenpartei.de/
Wie wir uns da einringen können und wollen, wurde vielleicht schon
diskutiert, oder es steht noch an.
Ich habe jetzt erstmal unsere Website nun mal auf das "neue" (äh seit
drei Jahren, aber vorher ging es gar nicht, jetzt ein wenig) Theme
angepasst. Blogeinträge werden nicht auf der Home angezeigt und die
sidebar Formatierung ist noch mäh, aber zumindest ist das nun
anschlussfähig. Ich würde vorschlagen, dass jemand dann erstmal
einfach die Kategorie "Energiepolitik" (sobald es eine gibt) auf
unsere subdomain verlinkt (ist im Prinzip eh das Gleiche, als wenn wir
eine Kategorie befüllen) und wir das später nach und nach portieren
und schauen, was wir noch als aktuell ansehen etc.
Wer vergessen hat, was unsere Domain ist:
https://energiepolitik.piratenpartei.de/

Liebe piratige Grüße
Fredo

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