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ag-umwelt - [Ag-umwelt] Ifo-Chef Sinn will Rückkehr zur Atomkraft + Fukushima ist ein Produkt der Medien

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[Ag-umwelt] Ifo-Chef Sinn will Rückkehr zur Atomkraft + Fukushima ist ein Produkt der Medien


Chronologisch Thread 
  • From: "Andreas Rohrmann" <andreas AT rohrmann.com>
  • To: Ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de, aktive AT anti-atom-piraten.de
  • Subject: [Ag-umwelt] Ifo-Chef Sinn will Rückkehr zur Atomkraft + Fukushima ist ein Produkt der Medien
  • Date: Sun, 2 Feb 2014 20:11:59 -0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Ahoi.

Hans-Werner Sinn zeigt sich offen als Atomlobbyist
http://de.atomkraftwerkeplag.wikia.com/wiki/Sinn,_Hans-Werner


Frech ist aber was Hans-Werner Sinn zu Fukushima erklärte, dass das ein
Produkt der Medien sei!
http://www.youtube.com/watch?v=G548Holomuo


Hier ein aktuelles Interview mit Sinn


Hans-Werner Sinn will Rückkehr zur Atomkraft

Ifo-Chef Hans-Werner Sinn plädiert dafür, die deutschen
Atomkraftwerke nicht abzuschalten und die Förderung regenerativer
Energien einzustellen. Sein Argument: Deutschland wird seinen
Kohlendioxidausstoß nicht wie geplant verringern können, wenn es auf
Wind- und Sonnenenergie setzt und gleichzeitig seine Atomkraftwerke
abschaltet. Das sei aus ökonomischen Gründen nicht möglich, erklärte er
bei einem Symposium der Handelskammer für München und Oberbayern.

"Die Atomkraftwerke abzuschalten, ist Unfug. Wer die Umweltproblematik
ernst nimmt, der kommt an der Atomkraft nicht vorbei", sagt Sinn in
seinem Vortrag mit dem Titel "Energiewende ins Nichts". Demnächst dürfte
auch ein Buch mit diesem Titel erscheinen. Deutschland will bis 2050
rund 80 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugen und
2022 das letzte Atomkraftwerk abschalten.

"Auf Atomenergie zu setzen, ist kurzsichtig. Denn dazu müssten die alten
Meiler nachgerüstet und viele neue Meiler gebaut werden. Damit wird
Atomenergie die teuerste aller klimaneutralen Technologien", sagt Martin
Faulstich, der Vorsitzende des Sachverständigenrats für Umweltfragen der
Bundesregierung. Faulstich ist Professor für Umwelt- und Energietechnik
an der TU Clausthal, Leiter des dortigen CUTEC Instituts und zudem
Mitglied des Kuratoriums des Ifo-Instituts.


Methanisierung als Alternative

Sinns Rechnung geht hingegen so: Ja -- Deutschland muss seinen
Kohlendioxidausstoß reduzieren, aber das klappt mit erneuerbaren
Energien nie. Er rechnet vor: Derzeit decken fossile Energieträger rund
85 Prozent unseres Endenergiebedarfs, regenerative kamen 2012 gerade mal
auf 3 Prozent.

Es könnten mehr sein, aber dazu müsste man es schaffen, die
Windstromspitzen zu nutzen, also das Stromangebot über eine
Zwischenspeicherung zu glätten. Aber dafür müssten mindestens 400
Pumpspeicherwerke gebaut werden. "Dagegen würden sich sicher Proteste in
der Bevölkerung erheben", sagt Sinn und fügt hinzu: Von dem Geld könnte
man mehrere Atomkraftwerke bauen.

Eine Alternative zu Pumpspeicherwerken wäre die Zwischenspeicherung in
Form von Methan (Methanisierung). Dabei würde mit dem Windstrom per
Elektrolyse aus Wasser Wasserstoff hergestellt und in einem nächsten
Schritt Methan. Das wird gespeichert und in windarmen Zeiten in
Kraftwerken zur Stromerzeugung verbrannt. Das Problem dabei ist der
niedrige Wirkungsgrad von 0,25. Das bedeutet: Der Strom ist nach einem
solchen Kreislauf vier Mal so teuer wie zuvor. "Das geht nicht", sagt Sinn.

Wobei die Frage ist: Das Vierfache wovon? Langfristig nämlich ist
Windstrom vielleicht nicht umsonst, aber doch viel billiger als aus Gas
oder Kohle hergestellter. "Der Wirkungsgrad alleine ist kein
hinreichendes Kriterium, wichtiger sind die Erzeugungskosten", sagt
Faulstich.


Sinn fürchtet um seine Heimat Ostwestfalen

Ein nächster Kritikpunkt Sinns sind Flächenverbrauch und
"Landschaftsverschandlung". Eine Fläche von der Größe mehrerer
Wattenmeere müsste Deutschland mit Windrädern bedecken, wollte es
fossile Energieträger durch regenerative ersetzen, behauptet Sinn. Dass
die Windräder gar nicht ins Wattenmeer gebaut werden, stört ihn dabei nicht.

Nach Aussagen von Martin Faulstich könnte Deutschland in der Nordsee
rund 7.000 Windkraftanlagen aufstellen, was wegen der dort herrschenden
Winde ein großer Beitrag wäre, um die Stromversorgung Deutschlands
abzusichern. Der Vorsitzende des Umweltsachverständigenrats weist zudem
darauf hin, dass auch die anderen Nordseeanrainer Windkraftanlagen bauen.

Die Nordsee hätte zudem den Vorteil, dass das bei einer Methanisierung
anfallende Gas in konventionellen Erdgaslagerstätten unter dem
Meeresgrund oder an Land gespeichert werden könnte.

Hans-Werner Sinns Kritik an Landschaftsverschandelung durch Windräder
ist recht selektiv: "Schrecklich" findet es der gebürtige Ostwestfale,
dass seine Heimat neuerdings wegen der vielen Windräder wie das
Ruhrgebiet aussieht -- "da wollten wir nie dazu gehören", sagt er. Pech
für den, der im Ruhrgebiet wohnt.

Der Münchener Ökonom ist nicht zimperlich, wenn er glaubt, im Recht zu
sein. Das war bei den Target2-Salden so, als er einigen Ländern ein
Ausscheiden aus der Eurozone nahelegte, und das ist bei der Energiewende
auch so, die er schon mal als "Käse" bezeichnet. Dass er damit gegen die
Mehrheit der Bevölkerung und speziell den linken Zeitgeist anredet,
scheint Sinn nicht abzuschrecken, sondern eher zu beflügeln.


Deutsche neigen zur Ideologisierung

Die Anwesenheit von Publikum spornt Sinn an, seine fundierten
ökonomischen Urteile mit populistischen Seitenhieben zu garnieren, die
sich in seinen schriftlichen Darlegungen gar nicht finden. So behauptet
er, wenn man bei der Nutzung von Windstrom per Methanisierung
unterstützend auf russisches Erdgas zurückgreife, dann sei man ja wieder
bei fossilen Energien und dann könne man auch gleich bei Kohle bleiben.
Auf Nachfrage räumt er dann ein, dass der CO2-Abdruck von Gas nur halb
so groß ist wie der von Kohle.

Manchmal wird es regelrecht lustig. So, wenn Hans-Werner Sinn gegen die
Idee einer intelligenten Abstimmung von Stromerzeugung und --verbrauch
("smart grid") anführt, in einem Smart-Grid-Haus könne die Waschmaschine
nur laufen, wenn man nicht zu Hause sei: "Das wird manchen Leuten schwer
fallen", sagt er. Sicher -- aber andere Leute machen das schon heute und
zwar ständig.

Wie kommt das nur, dass die Energiewende trotz der höheren Strompreise
eine so hohe Zustimmung in der Bevölkerung habe, fragt die Moderatorin
der Veranstaltung. Die Deutschen neigten eben zu Ideologisierung und
seien nicht so pragmatisch wie die Angelsachsen, antwortet Sinn. Sie
hätten den Sozialismus erfunden und noch einige anderen -ismen. Na das
ist doch toll, versucht die Moderatorin zu scherzen. Nein, überhaupt
nicht toll, gibt Sinn zurück -- weil es sachfremd ist.

Vom bayerischen Mittelstand, der unter steigenden Strompreisen leidet,
erntet der Münchener Ökonom mit seinen Thesen Beifall. Die in Gestalt
eines Staatssekretärs und eines Ministerialdirigenten ebenfalls
anwesende bayerische Staatsregierung lächelt zu seinen Thesen gequält.


Wirtschaft stört sich am Strompreis

Zwar hat mit dem Chemiekonzern Wacker gerade ein Unternehmen erklärt,
dass es nun doch nicht im heimischen Burghausen, sondern wegen der
niedrigen Strompreise in den USA investieren wird, doch ist die Große
Koalition in Berlin so zu sagen noch in den Flitterwochen und die
Vorschläge des Koalitionspartners Sigmar Gabriel zur Reform der
Energiewende nicht so schlecht. Da will man den Frieden nicht durch
Zwischenrufe aus München stören.

"Sie müssen sich das vorstellen wie einen Fernsehabend bei der Familie
Pschierer, wenn meine Frau Rosamunde Pilcher schauen will und ich den
Western oder einen Tatort", erläutert der Staatssekretär im
Wirtschaftsministerium, Franz Josef Pschierer das Innenleben von
Schwarz-Rot. Nur dass die Familie Pschierer im Gegensatz zur Großen
Koalition zwei Fernseher hat, wie er hinzufügt.

Für die bayerische Staatsregierung ist das Thema Energie insgesamt
keines, mit dem sie sich bei ihren Wählern beliebt machen kann. "Wir
sind in der Lage, dass seit Fukushima keiner mehr etwas von
Atomkraftwerken wissen will, dass aber auch keiner ein Windrad vor dem
Haus will und keine übergroße Biogasanlage und Fracking sowieso nicht
und Wasserkraft vielleicht, aber dann nur mit Fischtreppe für die
Bachforelle", klagt Pschierer.

Die anwesenden Wirtschaftsvertreter stört vor allem der Strompreis.
Heinrich Traublinger, der Präsident des Bayerischen Handwerkstags,
rechnet vor, dass die EEG-Umlage von 0,2 Cent im Jahr 2000 auf 6,24 Cent
in diesem Jahr gestiegen ist. "Steuern und Abgaben machen schon knapp
unter 60 Prozent des Strompreises aus, in Österreich sind es nur 28
Prozent", sagt er.

Martin Faulstich, der Chefumweltberater der Bundesregierung, räumt ein,
dass "die Erneuerbare-Energie-Umlage ein unglückliches Konstrukt ist."
Berechnet wird sie aus der Differenz der den Betreibern zugesagten
festen Einspeisevergütung und dem an der Börse zu zahlenden Strompreis.
"Die Erneuerbaren sorgen dafür, dass der Börsenpreis sinkt, und das
lässt die Umlage steigen." Zahlen müssen die Umlage alle Haushalte sowie
alle Unternehmen, die nicht befreit sind.

Eigentlich sollen das nur im internationalen Wettbewerb stehende
Unternehmen mit hohen Stromkosten sein. Tatsächlich sind es aber auch
Kiesgruben, Braunkohletagebaue und andere Firmen. Im Ergebnis ist die
Umlage von kleinen und mittelständischen Unternehmen zu tragen. Kein
Wunder, dass Traublinger und seine Leute auf die EU-Kommission hoffen,
die in den Befreiungen eine unerlaubte Beihilfe sehen und sie verbieten
wollen.

Um 13 Milliarden Euro habe die Förderung der Erneuerbaren die
Stromrechnung im Jahr 2013 erhöht, sagt Hans-Werner Sinn und witzelt mit
Blick auf ein anderes Lieblingsthema: Mancher meine angesichts der
Rettungsschirme vielleicht, dass es darauf auch nicht mehr ankommt.

Damit kommt er beim Publikum besser an als Staatsekretär Pschierer, der
den Anwesenden mit Blick auf die Energiewende mitteilen muss: "Es wird
kein Roll back geben, die Energiewende ist beschlossen." Dabei haben die
Bayern durchaus ihre Probleme mit der Energiewende, die unter anderem
auf einem stärkeren Stromaustausch über Staatsgrenzen hinweg basiert.

Zumindest bei der Grundversorgung wollen sie sich nämlich nicht aufs
Ausland verlassen, nicht mal auf Nordrhein-Westfalen. "Ich nehme das
Wort Autarkie nicht in den Mund, aber Frau Aigner und ich streben schon
ein gewisses Momentum bei der Eigenversorgung an", sagt Pschierer unter
Verweis auf Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Sein zuständiger
Ministerialdirigent Bernhard Schwab wird später ergänzen: "Unser
Verständnis von Versorgungssicherheit ist ein gleichmäßig verteilter
Kraftwerkspark. Zugleich wollen wir die Strombrücke durch Thüringen."

Hans-Werner Sinn dagegen muss sich nicht darum kümmern, ob eine Sache
parlamentarisch beschlossen ist oder nicht. Er wirbt unverzagt für die
allseits unbeliebte Atomkraft: "Ich wage zu behaupten, dass sich
Deutschland von diesem Kurs abwenden wird und zur Atomkraft zurückkehren
wird -- die Abschaltung der Atomkraftwerke ist noch nicht gesichert",
sagte er Mitte Dezember bei der erstmaligen Vorstellung seiner These von
der "Energiewende ins Nichts". Sinn bietet Wetten darauf an, dass die
letzten Atomkraftwerke nicht abgeschaltet werden.

Als Vorbild hält der Ökonom den Deutschen die Chinesen vor, die den in
Deutschland entwickelten Kugelhaufenreaktor bauen wollen. "Jeden Monat
wird in China ein neues Atomkraftwerk in Betrieb genommen", sagt er. Die
Angst seiner Landsleute vor der Atomkraft hält Sinn für irrational: "Die
deutschen Atomkraftwerke sind die sichersten der Welt. Ihre Sicherheit
hat sich seit Fukushima nicht verändert", sagt er.

"Haben sie nicht manchmal die Befürchtung, kein Recht zu haben?", fragt
die Moderatorin gegen Ende der Veranstaltung. Sinn überhört den
ironischen Unterton und antwortet: "Ich liebe mein Volk, aber ich
fürchte, dass es so ist: Wir erfinden Ideologien und erwarten, dass die
anderen hinterherlaufen."


http://www.wsj.de/article/SB10001424052702304428004579354703799227102.html?mod=googlenews_wsjde



Greetz Andreas70





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