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ag-umwelt - [Ag-umwelt] IPPNW: Gesundheitliche Auswirkungen von Fukushima werden systematisch unterschätzt

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Betreff: Ag-umwelt mailing list

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[Ag-umwelt] IPPNW: Gesundheitliche Auswirkungen von Fukushima werden systematisch unterschätzt


Chronologisch Thread 
  • From: "Andreas Rohrmann" <andreas AT rohrmann.com>
  • To: Ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de, aktive AT anti-atom-piraten.de
  • Subject: [Ag-umwelt] IPPNW: Gesundheitliche Auswirkungen von Fukushima werden systematisch unterschätzt
  • Date: Fri, 25 Oct 2013 19:18:34 -0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Folgend eine Mail zur Kenntnis


Greetz Andreas70


------------------------ Ursprüngliche Nachricht -------------------------

UNSCEAR-Bericht zu Fukushimafolgen
Ärzte: Gesundheitliche Auswirkungen werden systematisch unterschätzt


Der heute vorgelegte Bericht des Komitees der Vereinten Nationen für die
Folgen von Strahlung (UNSCEAR) verharmlost systematisch das wahre Ausmaß
der gesundheitlichen Folgen der Fukushima-Katastrophe. Es handelt sich
um eine gezielte Missinformation der Öffentlichkeit. Das kritisieren
IPPNW-Ärzte aus Deutschland, den USA, Schweiz, Frankreich, Italien,
Nigeria, Malaysia, Ägypten und den Niederlanden in ihrer Analyse des
Berichts.

UNSCEAR gibt an, dass "kein erkennbarer Anstieg von Krebserkrankungen in
der betroffenen Bevölkerung zu erwarten sei, der mit der
Strahlenexposition in Verbindung gebracht werden kann." Die Ärzte
kritisieren, dass sich die Mitglieder von UNSCEAR in ihrem Bericht im
Wesentlichen auf die Angaben der Internationalen Atomenergieorganisation
(IAEO), der Betreiberfirma TEPCO und der japanischen Atombehörden
stützen. UNSCEAR verlässt sich dabei blind auf die Dosisangaben der
Kraftwerksbetreiber und ignoriert die Vielzahl an Berichten über
Manipulationen und Ungereimtheiten dieser Messwerte. Neutrale
unabhängige Institute und Forschungseinrichtungen, die die Ereignisse in
Fukushima kritischer beurteilen und von höheren Strahlendosen ausgehen,
werden ignoriert.

Statt die Rechnungen der WHO als Grundlage für die Dosisberechnung zu
nehmen, bezieht sich UNSCEAR auf wenig verlässliche Ganzkörpermessungen
einzelner Isotope und rechnet sich somit die Gesamtdosis der Bevölkerung
klein. Die erhöhte Strahlenempfindlichkeit des ungeborenen Kindes wird
in den Berechnungen ebenso wenig berücksichtigt wie neuere
strahlenbiologische und genetische Erkenntnisse zu den medizinischen
Folgen von Niedrigstrahlung. UNSCEAR bestätigt, dass es zu vermehrten
Krebsfällen kommen wird, gibt aber an, dass diese nicht in der Statistik
auffallen werden und nicht eindeutig mit dem radioaktiven Fallout in
Verbindung gebracht werden können -- eine Strategie, wie sie auch die
Zigarettenkonzerne und die Asbestwirtschaft jahrzehntelang verfolgte.

Als Ärzten liegt uns die Gesundheit unserer Patienten am Herzen. Jeder
Mensch hat das Recht auf Gesundheit und auf ein Leben in einer gesunden
Umwelt. Den Bewohnern der verstrahlten Gebieten wird dieses
Menschenrecht derzeit verwehrt. Jeder einzelne Fall von Krebs ist einer
zu viel und wenn, wie in Fukushima, mit mehreren zusätzlichen
Zehntausend Krebsfällen durch die radioaktive Strahlung gerechnet werden
muss, dann ist es zynisch und unangemessen, die berechtigen Sorgen und
gesundheitlichen Risiken der Bewohner auf ein statistisches Problem zu
reduzieren.

Inzwischen ist wissenschaftlich anerkannt, dass jede auch noch so kleine
Menge an radioaktiver Strahlung Krebs auslösen kann. Es gibt keine
Schwellendosis unterhalb derer Strahlung ungefährlich ist. Chronische
Exposition mit Radioaktivität kann zu Leukämien, Lymphomen und zu
soliden Tumoren führen, sowie zu Herzkreislauferkrankungen, Grauem Star
und Autoimmunerkrankungen.

Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Kinder, und vor allem ungeborene
Kinder, eine stark erhöhte Strahlensensibilität haben. Aus diesem Grund
versuchen Ärzte und Ärztinnen, wo immer möglich, Kinder und Schwangere
vor unnötiger Strahleneinwirkung zu schützen. Durch die multiplen
Kernschmelzen in Fukushima wurden große Mengen an Strahlung frei gesetzt
und durch radioaktive Wolken verteilt. Nur durch viel Glück und die
richtige Windrichtung blieb der Millionenmetropole Tokio eine massive
Verstrahlung erspart. In den umliegenden Präfekturen sind die Menschen
jedoch seit mehr als 2 1/2 Jahren erhöhten Strahlenwerten ausgesetzt.
Die Behörden haben die Menschen nicht adäquat schützen können.
Jodtabletten zur Prophylaxe wurden nicht verteilt, die zulässige
jährliche Strahlenbelastungsgrenze von Kindern dafür auf 20 mSv erhöht.
Radioaktive "Hotspots" entlang Schulwegen und am Rand von Spielplätzen
und Schulhöfen werden lediglich mit Wimpeln markiert und der Verzehr von
Produkten aus Fukushima mit lokalpatriotischen Kampagnen unterstützt --
selbst in Schulkantinen.

Und die Atomkatastrophe dauert noch an: die ungeschützten
Kraftwerksruinen stellen noch immer eine große Gefahr dar und müssen
weiterhin intensiv gekühlt werden. Durch unerkannte Lecks werden
weiterhin jeden Tag mehrere hundert Tonnen radioaktives Wasser in den
Pazifik gespült.

Es ist wissenschaftlich unseriös, aus den Daten von ein bis zwei Jahren
definitive Schlussfolgerungen über die nächsten Jahrzehnte zu ziehen und
Entwarnung zu geben, wie das der UNSCEAR-Bericht tut. Schon heute
mussten in Fukushima 18 Kinder wegen Schilddrüsenkrebs operiert und
behandelt werden, bei 25 weiteren Fällen haben Biopsien ebenfalls einen
Krebsverdacht ergeben. Zu erwarten wäre in einer vergleichbaren
Bevölkerung gerade mal ein einziger Fall. Ein Zusammenhang mit der
Atomkatastrophe erscheint plausibel. Die weitere Entwicklung (nicht nur
der Schilddrüsenkrebsfälle) muss in den nächsten Jahrzehnten gut
beobachtet werden. Die Menschen müssen das Recht haben, ihre
medizinischen Daten einzusehen und sich eine Zweitmeinung einzuholen.
Beides wird ihnen derzeit verweigert. Auch müssen vor allem junge
Familien und Schwangere Unterstützung erfahren, wenn sie sich auf Grund
gesundheitlicher Sorgen dazu entschließen, die verstrahlten Gebiete zu
verlassen. Stattdessen werden sie derzeit mit aufwändigen Kampagnen und
ineffektiven Dekontaminationsversuchen dazu ermutigt zu bleiben.

In der Debatte über die Gesundheitsfolgen der Atomkatastrophe von
Fukushima geht es um mehr als nur das Prinzip der unabhängigen
Forschung, die sich dem Einfluss mächtiger Lobbygruppen nicht beugt. Es
geht auch und vor allem um das Menschenrecht auf Gesundheit und eine
gesunden Umwelt. Deswegen setzen wir Ärzte dem Bericht der Atomlobby
unsere eigene kritische Erwiderung entgegen.


Den vollständigen englischen IPPNW-Kommentar zum UNSCEAR-Bericht finden
Sie online unter:

http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Ausfuehrlicher_Kommentar_zum_UNSCEAR_Fukushima_Bericht_2013__Englisch_.pdf

Das Statement von Dr. Angelika Claußen finden Sie unter

http://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Fukushima/statement_claussen.pdf/


Medienecho:

Afp hat eine Meldung veröffentlicht, nachzulesen auf ZEIT.de unter
http://www.zeit.de/news/2013-10/25/d-uno-japan-gesundheit-atom-ungluecke-aerzte-befuerchten-verharmlosung-der-fukushima-katastrophe-durch-uno-25135808

Und Welt.de
http://www.welt.de/newsticker/news2/article121220960/Aerzte-befuerchten-Verharmlosung-der-Fukushima-Katastrophe-durch-UNO.html





  • [Ag-umwelt] IPPNW: Gesundheitliche Auswirkungen von Fukushima werden systematisch unterschätzt, Andreas Rohrmann, 25.10.2013

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