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ag-umwelt - [Ag-umwelt] [Spiegel] Geologe warnt vor möglicher Gasexplosion im geplanten Atom...]

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Betreff: Ag-umwelt mailing list

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[Ag-umwelt] [Spiegel] Geologe warnt vor möglicher Gasexplosion im geplanten Atom...]


Chronologisch Thread 
  • From: "Andreas Rohrmann" <andreas AT rohrmann.com>
  • To: aktive AT anti-atom-piraten.de
  • Cc: Ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ag-umwelt] [Spiegel] Geologe warnt vor möglicher Gasexplosion im geplanten Atom...]
  • Date: Tue, 13 Dec 2011 18:29:31 +0100
  • Importance: Normal
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Ahoi.

Der Artikel besagt alles. Es wird gelogen, Wahrheiten verbogen und alle
Risiken komplett ausgeblendet. Unter solchen Umständen ist die
Endlagersuche wohl mehr eine Farce, als ein demokratischer und
legitimierter Prozess...

Auch der letzten Satz spricht aus, was von dem offenen Prozess zur
Endlagersuche von Hr. Rüttgers zu halten ist!


Ich finde, es ist einfach unvorstellbar, was da seit Jahrzehnten passiert
und keinerlei Köpfe rollen.
Klasse, dass dies nun durch so einen Artikel komprimiert in die
Öffentlichkeit kommt. Der Druck muss weiter erhöht werden.


Greetz Andreas70

----

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,803270,00.html

Der Spiegel - 13.12.2011

Atommülllager

Geologe warnt vor möglicher Gasexplosion in Gorleben

Das geplante Atommülllager Gorleben liegt nach Ansicht eines renommierten
Forschers in einer "aktiven Störungszone": Entzündliches Erdgas könnte in
den Salzstock sickern und eine verheerende Explosion auslösen. Die
zuständige Behörde hingegen hält die Gefahr für gering.

Es ist ein düsteres Szenario, vor dem sich viele Menschen fürchten:
Explosives Erdgas lagert unter dem geplanten Atommüllendlager [1] im
Salzstock Gorleben [2]. Tektonische Störungen im Gestein führen dazu, dass
das Gas nach oben entweicht. Ein Funke genügt, um eine Explosion mit
verheerenden Folgen auszulösen: Das Endlager bricht zusammen, und riesige
Mengen Radioaktivität entweichen.

Dass eine solche Katastrophe theoretisch möglich wäre, darüber denken
Wissenschaftler seit geraumer Zeit nach. Jetzt bestätigt eine neue
Untersuchung eines Geologen, dass diese Gefahr durch Gas durchaus real
ist: Nach der Analyse von Ulrich Kleemann, der bis April 2010 als
Abteilungsleiter im Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) für die Endlagerung
zuständig war, käme der Salzstock bei einem ergebnisoffenen
Standortvergleich als Endlager für hochradioaktive Abfälle nicht in die
engere Auswahl.

Kleemann, der seine Studie am Dienstagabend in Lüchow vorstellen will,
bestätigt darin die Kritik von Atomkraftgegnern. Der Salzstock liege in
einer aktiven Störungszone, unter ihm befänden sich "potentiell
gasführende Schichten", schreibt Kleemann.

Allein diese beiden Ergebnisse schlössen nach den 2002 festgelegten
Kriterien des von der damaligen rot-grünen Bundesregierung ins Leben
gerufenen Arbeitskreises Endlager den Standort Gorleben zwangsläufig aus.
Im Endlagerbereich dürften keine aktiven Störungszonen vorliegen, da
Bewegungen an solchen Zonen die Unversehrtheit der geologischen Barriere
gefährdeten.

Gefährliche Nähe einer Erdgaslagerstätte

Kleemann ist nicht der erste Forscher, der vor Gefahren dieser Art warnt:
Auch der Geologe und Endlager-Experte Klaus Duphorn hatte bereits im Juli
bei einer Anhörung im Bundestag bestätigt, dass explosives Erdgas bei
Bohrungen gefunden worden sei und Gasausbrüche passieren könnten.

Ein Dokument aus den Archiven der DDR, das vor wenigen Monaten aufgetaucht
war, hatte zudem gezeigt, dass im Bereich Gorleben vermutlich erhebliche
Mengen Erdgas im Salz lagern. Etwa 15 Kilometer in südwestlicher
Verlängerung des Salzstocks befand sich in der Altmark bei Salzwedel die
größte Erdgaslagerstätte der DDR. Unterhalb des Salzstocks ereignete sich
1969 in Lenzen östlich der Elbe in rund 3500 Metern Tiefe eine schwere
Gasexplosion, die zum Tod eines Arbeiters führte.

Kleemann zufolge zeigt eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2004 auf Basis
von Bohrungsergebnissen, dass eine "potentiell gasführende Schicht von der
Altmark bis nach Lenzen reicht und unter dem geplanten Endlagerstandort
eine Mächtigkeit zwischen 50 und 75 Meter erreicht". Damit sei die
Existenz von Gas unter dem Endlager "noch nicht erwiesen, aber möglich".

Die schützende Tonschicht fehlt

Ein weiterer bedeutender Standortnachteil von Gorleben ist Kleemann
zufolge auch die Tatsache, dass über dem Salzstock eine schützende
Tonschicht fehle. An anderen Salzstöcken sei diese noch intakt.

Für seine Studie wertete der Geologe auch die vier von der Bundesanstalt
für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in den Jahren 2007 bis 2011
veröffentlichten Berichte zu den Erkundungsergebnissen in Gorleben aus.
Die BGR ist die für die geologische Bewertung der Erkundung in Gorleben
zuständige Behörde.

Nach Darstellung Kleemanns hat die BGR die Standortnachteile Gorlebens
weitgehend ausgeblendet. Wesentliche aktuelle Publikationen zum
geologischen Bau Norddeutschlands tauchten in den Arbeiten der
Bundesanstalt zu Gorleben nicht auf. Kritische Studien würden nicht
erwähnt, Zitate aus
Fachzeitschriften nur dann hinzugezogen, wenn sie nicht gegen den Standort
Gorleben ausgelegt werden könnten.

Die Bürgerinitiative (BI) Umeltschutz Lüchow-Dannenberg bezeichnete es am
Montag als "besonders skandalös", dass die von der BGR "hingebogenen"
Erkundungsergebnisse auch in die "Vorläufige Sicherheitsanalyse Gorleben"
(VSG) einfließen sollten. Von dieser Analyse, für die acht Millionen Euro
zur Verfügung gestellt wurden, erhofft sich das Bundesumweltministerium
Aufschluss darüber, ob ein sicheres Endlager am Standort Gorleben möglich
ist.

Behörde weist Vorwürfe zurück

Die BGR weist die Vorwürfe zurück. In einer Stellungnahme äußert sich
Volkmar Bräuer: "Alle Berichte sind auch der Öffentlichkeit zugänglich. Es
ist verwunderlich, dass Herr Kleemann während seiner Amtszeit als
zuständiger Fachbereichsleiter des BfS nie die jetzt von ihm geäußerten
Vorwürfe ausgesprochen hat."

Die BGR habe in zahlreichen Berichten, die dem BfS vorliegen, die
geologischen Verhältnisse am Standort Gorleben und in der Region
detailliert dargestellt. Dabei seien auch die von Kleemann angesprochenen
Fragen behandelt worden. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse sei kürzlich
veröffentlicht worden.

Bereits im September hatten die BGR-Experten darauf verwiesen, dass es
Hunderte Gasvorkommen in den Salzschichten um Gorleben gebe [3]. Demnach
besteht wahrscheinlich keine Gefahr, weil zwischen den Gasschichten in
mehr als drei Kilometern Tiefe, die die Explosion in Lenzen ausgelöst
hatten, und dem geplanten Endlager kilometerdick Salz liege.

Dennoch bleibe, so ist es nun in der Stellungnahme zu lesen, die Position
der BGR weiterhin: Bis zum Ende der Erkundung und des
Planfeststellungsverfahrens mit dem Langzeitsicherheitsnachweis könne
weder von Eignung noch von Nicht-Eignung des Standortes gesprochen werden.

Mittlerweile soll in ganz Deutschland nach einem Endlager für
hochradioaktiven Müll aus Atomkraftwerken gesucht werden. Das hatten Bund
und Länder am 11. November beschlossen. Außer dem Salzstock in Gorleben
kommen nun auch andere Standorte in Frage - allein die Finanzierung für
die Suche ist bisher unklar [4] und könnte so die Erkundung auf Jahre
verschieben. cib/dapd

[1] http://www.spiegel.de/thema/atommuellendlager/
[2] http://www.spiegel.de/thema/gorleben/
[3] http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,717368,00.html
[4] http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-75739.html






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