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[Ag-umwelt] Desinformation im Spiegel: Klimasimulation widerlegt Kollapstheorie
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- From: "Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>
- To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [Ag-umwelt] Desinformation im Spiegel: Klimasimulation widerlegt Kollapstheorie
- Date: Mon, 07 Feb 2011 18:26:22 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Ahoi! Der Spiegel, welcher wie ein Wetterfähnchen zwischen Klima-Katastrophen-Panik und Klima-Wechsel-Leugnung hin und her pendelt, hat mal wieder zur Desinformation des Bürgers beigetragen: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,743904,00.html """ Die Arktis erwärmt sich rapide. Seit langem warnen Forscher vor einem Kipppunkt, ab dem das Meereis unumkehrbar verschwindet. Doch jetzt zeigt eine Studie: Das Eis erholt sich innerhalb von drei Jahren von Wärmeschocks - der zugrunde liegende Effekt lässt sich am Strand beobachten. """ Hier werden zwar Tatsachen präsentiert aber auch folgendes dem Leser suggeriert: * Die Forscher warnen schon lange, aber sie hatten unrecht. Die weltfremden Forscher waren zu dumm sich den Strand anzuschauen. * Alles nicht so schlimm, in drei Jahren ist alles wieder im Lot. Darüber hinaus ist es nicht richtig, dass Forscher davor gewarnt hätten, dass es einen Punkt geben ab dem das Meereis _unumkehrbar_ verschwindet. Durch den von der Himmelsmechnakik verursachten Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten weis man, dass die Eisbedeckung verschwinden aber auch wieder entstehen kann. Wovor die Wissenschaftler warnen ist vor einem Punkt ab dem die Eisschmelze ein Selbstläufer wird. Also vor einem Punkt ab dem keine weitere Temperaturerhöhung nötig ist um den Schmelzprozess in Gang zu halten. Das hat aber nicht notwendigerweise etwas mit Unumkehrbarkeit zu tun. Es muss jedem einleuchten, dass man die Erde nur weit genug abkühlen muss, um eine erneute Bedeckung mit Eis zu erzeugen. Ob es allerdings möglich sein wird die Erde so weit abzukühlen, ist eine andere Frage. Dieser entscheidende Satz folgt aber erst im hinteren Teil des Artikels """ Selbst nach starker Schmelze erholt sich das Meereis der Studie zufolge innerhalb von drei Jahren - allerdings nur, wenn es wieder kühler wird. """ Im Abstract lese ich: """ Our results suggest that anomalous loss of Arctic sea ice during a single summer is reversible, as the ice–albedo feedback is alleviated by large-scale recovery mechanisms. Hence, hysteretic threshold behavior (or a “tipping point”) is unlikely to occur during the decline of Arctic summer sea-ice cover in the 21st century. """ Was mich an dieser Schlußfolgerung irritiert ist das Wort "single". Es mag ja sein, dass der anomale Eisschwund _eines_ Sommers reversibel ist, weil der Ice-Albedo Feedback durch großskalige Ausgleichsmechanismen abgeschwächt wird. Dies bedeutet aber noch nicht notwendigerweise, dass dies für mehrjährigen Eisschwund genauso gilt. Weiterhin bedeutet das Wiederherstellen des verlorenen Eises eines Sommers binnen zwei Jahren, dass es doppelt (Im Abstract steht zwei Jahre, im Spiegel drei) so lange dauert das Eis wieder aufzubauen, wie es abzuschmelzen. Schmelzen wir also noch 30 Jahre lang ab wird es ab dann 60 Jahre dauern bis es wieder da ist. Hoffentlich können die Eisbären so lange die Luft anhalten :-). Auch sehe ich bei einem Prozess, der offenbar selbstverstärkend ist - Ein Jahr Erwärmen muss mit zwei Jahren Kühlen kompensiert werden, - eher ein Alarmsignal als eine Entwarnung. Ein stabiles System würde nach weniger als einem Jahr wieder in den Ausgangszustand zurückfallen. Ein System welches nach einen Jahr wieder in den Ausgangszustand zurückkehren würde ist metastabil. Ein System welches länger benötigt um zurückzukehren ist von daher als instabil zu betrachten. Auch sollte einen mißtrauisch machen, dass vom 21.Jh gesprochen wird. Für die Studie wurden Modellrechnungen als Basis genommen, welche die Abnahme des Eises in diesem Jahrhundert prognostizierten. Die Geschichte der Klimaforschung der letzten Jahrzehnte lehrt uns, dass die Klima-Modelle i.d.R. den tatsächlichen Effekt systematisch unterschätzt haben. Sei dies die Gletscherschmelze, oder das Schmelzen der arktischen Polkappe. Es kann also durchaus sein, dass das Eis durch bis Dato nicht restlos verstandene Effekte deutlich schneller schmilzt. Damit wäre dem Modell die Basis entzogen. Auch ist nicht ganz klar, ob in das Modell z.B. auch das Auftauen der Permafrost-Böden mit einbezogen wurde. Dieser Effekt erwärmt große Land-Flächen, welche die Arktis umschließen, und damit den Wärmeaustausch mit dem Rest des Planeten behindern können. Wäre fein, wenn jemand mit GRL-Zugang mir mal das Paper zukommen lassen könnte. Beste Grüße Volker -- ==================================================== inqbus it-consulting +49 ( 341 ) 5643800 Dr. Volker Jaenisch http://www.inqbus.de Herloßsohnstr. 12 0 4 1 5 5 Leipzig N O T - F Ä L L E +49 ( 170 ) 3113748 ==================================================== |
- [Ag-umwelt] Desinformation im Spiegel: Klimasimulation widerlegt Kollapstheorie, Dr. Volker Jaenisch, 07.02.2011
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