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[Ag Meinungsfindungstool] VD - Die Wiederverwendung - Domain Engineering & Release Management
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- Subject: [Ag Meinungsfindungstool] VD - Die Wiederverwendung - Domain Engineering & Release Management
- Date: Fri, 18 Jan 2013 14:46:55 +0000
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- Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver
Die Folien sind zu finden unter:
https://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=276628
Durch Morden und Plündern erschafft man keine Zivilisation, sondern wird nicht sehr alt! (S.8 -12)
Um wirklich große Veränderungen gegen das Establishment durchzusetzen, muss man ein wenig chaotisch, rebellisch und anti-autoritär sein, aber wenn man irgendwann nicht wieder zurück in ein Ordnungsprinzip fällt, wird man auf lange Sicht nur verlieren (? Session II). Deshalb muss man sehr genau abschätzen, wie breit der Graben sein darf durch dem man schwimmt ohne zu ertrinken. Bei Konservativen darf der Graben gewöhnlich immer nur so breit sein, dass man keine nassen Füße bekommt und deshalb werden sie meistens so lange an der Stelle verharren, bis die Eisscholle unter ihren Füßen weggeschmolzen ist. Weil ihrer Meinung nach auch das Establishment zu groß und kompliziert ist, um wirklich etwas ändern zu können, so dass man bei jeder größeren Veränderung „den ganzen Pullover aufribbeln“ würde.
Das gesamte Staatswesen und alle Gesellschaften bzw. Zivilisationen orientieren und formieren sich im Prinzip nach drei Aspekten:
Gemeinsam genutzte, geteilte oder verteilte Ressourcen.
Gemeinsam festgelegte Fachgebiete, Fachmodelle, Resorts oder Standards (engl. domain).
Gemeinsam geformte und genutzte Institutionen bzw. Infrastruktur (engl. institution).
Bei einem Top-Down-Prozess müssen die Entscheidungsträger immer so tunen, als hätten sie an jedem erdenklichen Anwendungsfall aus jeder möglichen Konfiguration von Fachmodellen und Institutionen, sowohl in der Gestaltung, als auch in der Anwendung gedacht. In der Realität liegt nichts ferner. Ich habe bereits Studien aus Großbritannien gesehen, die belegen, dass hierbei in Industriestaaten der Komplexitäts- und Vernetzungsgrad, sowie den damit verbundenen sozio-ökonomischen Auswirkungen schon lange den Bereich überschritten haben, den Menschen, insb. Einzelpersonen, ohne große Desaster überhaupt noch managen oder verwalten können.
Um durch einen Bottom-Up-Prozess Feedback zu erhalten, um dieses Konstrukt, wie z.B. Rechtsgefüge, zu ändern, bedarf es in der klassischen Politik durch den politischen Prozess, der Quantität, den nötigen Ressourcen und bestehenden Kommunikationsmöglichkeiten manchmal Jahrzehnte.
Demnach werden die Auswirkungen immer fataler, immer dringender, aber das System ist immer langsamer und schwerer zu ändern und die Kollateralschäden im Prozess werden immer größer. (?Session I u. II). Um z.B. komplexe Software im Staatswesen zu ändern, wie für das Finanzministerium und Sozialversicherungen, braucht die Verantwortlichen 2-3 Legislaturperioden (dazu sage ich jetzt besser nichts …). So ist es ein offenes Geheimnis, dass die meisten Ämter schon ewig keine konsistente SW mehr haben, und gerade in Großstädten die linke Hand schon lange nicht mehr weiß was die Rechte tut.
Daraus lässt sich auch die Angst vieler Sachbearbeiter und Beamten begründen, die Ausführungsbestimmungen, Prozesse und Gesetze so stur auslegen zu müssen. Denn jeden Euro, denen sie Bürger, Organisationen oder Firmen gönnen, wird durch die Anomalien und Inkonsistenzen im Staat tausendfach bezahlt, weil andere Abteilungen, IT oder Ämter diese nicht mehr verarbeiten können. Gerade das Rechtskonstrukt geht mit solche Anomalien empfindlich um, weil aus jedem Grundsatzurteil, jedem Präzedenzfall ein globaler Anspruch entsteht, den das System nicht mehr richtig verarbeiten kann.
Kollateralschäden sind u.a. dass in den Ämtern keine interne Sensorik vorherrscht oder sogar toleriert wird bottom-up über die Inkonsistenzen oder Anomalien beim Bürger überhaupt berichten zu können. Die Bürger werden nach dem ‚try and error‘ direkt in die Judikative gezwungen, neben den Medien, die einzige interne Sensorik, die dem Staat bottom-up noch bleibt.
Das kann man leider brutal an Harz IV sehen. 2.2 Millionen Rechtsauseinandersetzungen pro Jahr, weil die Justiziariate, Senate und das Ministerium nicht mehr in der Lage sind, die Zusammenhänge zu durchschauen, um vernünftige Gesetze und Bestimmungen auszuarbeiten, damit die Politiker sie dann verabschieden, und mit wahnwitziger Taktfrequenz die Schwächsten unserer Gesellschaft als Versuchskaninchen missbrauchen, sich über unzählige Iterationen einzupendeln. Dabei traut sich auch niemand die Abrissbirne herauszuholen, weil die „Laborraten“ dann alles wieder erneut durchmachen müssen, ohne Garantie auf Verbesserung. Fear is the enemy … (? agile Methoden und Entwicklung Session II)
Die Auswirkungen fehlenden Bottom-Up-Feedbacks kann man auch an anderen Stellen sehen, z.B.
Bei der Schuldenverteilungen zwischen den Bund, Länden und Gemeinden. Die Hälfte unserer Städte, Kommunen und Gemeinden stehen unter Nothaushalt (Summe 153 Mrd., mir letzter bekannter Stand). Viele Bürgermeister schreien schon Jahre um Hilfe. Bei den meisten Ländern sieht es auch viel besser aus. Es liegt nicht nur daran, dass immer mehr Belastungen vom Bund in die Gemeinden geschoben wurden, sondern das echte Sanierungsmöglichkeiten in den Kommunen, sowohl durch das verteilte Rechtskonstrukt in der Föderation (?Kommunikationsfluss in großen Organisationen, Session V, S.11-16), als auch den nicht mehr durchschaubaren Abhängigkeitsbeziehungen innerhalb der Kommunen als auch in der Binnenwirtschaft selbst, zwischen kurz-, mittelfristig und langfristigen Steuereinnahmen, Kosten, Wachstumsraten, Lebensstandard und lokalen Institutionen nicht mehr möglich ist. Sie glauben doch nicht wirklich das ein einzelner Kämmerer da den Überblick hat. Der kann als Cheferbsenzähler nur den Schaden verwalten und jeder seiner Schläge in die Menge mit dem Breitschwert verursacht immense Kollateralschäden.
Extrem kann man das in der EU sehen. Wir haben ca. 60 Jahre EWG hinter uns, bei dem sich zwischen nationalen und EU-Recht die Binnenwirtschaft eingependelt hat. Die Spagetti-Knoten sind hierbei gigantisch (?Session II S.21). Und jetzt soll aus der Not heraus die Fiskal- und Wirtschaftsunion geboren werden. Diesen gordischen Knoten bekommen sie nicht gelöst. – Never! Deshalb wird da nie was Nachhaltiges entstehen. Denn als wir damals dort nur den Begriff ‚Rückverfolgbarkeit‘ in den Mund genommen hatten, wurde wir politisch sofort abgesägt.
Jetzt wird auch klar was unser BGE-Projekt für eine Baustelle ist. Bei der Einführung der sozialen Marktwirtschaft konnte man auf Trümmern starten. Bei der Wiedervereinigung hatte man im Prinzip nur ein Copy & Paste des westlichen Modells und konnte als Kollateralschaden die halbe Ostwirtschaft abwickeln. Aber beim BGE können wir nirgendwo pauschal die Abrissbirne herausholen und müssen uns mit den gesamten Knubbel auseinandersetzen. – Viel Spaß!
Aber mit der Basisdemokratie wird diese Baustelle auch dem Wähler zugeschoben und in der VD transparent und rückverfolgbar gehalten. Denn wenn wir eines Tages so weit sind 82 M Agenten in eine Basisdemokratie zu verknüpfen und solche Abhängigkeiten effektiv auszuwerten, ist der nächste Schritt, die anderen sechs Gewalten und Eliten, sowie Firmen und Organisationen oder sogar körperschaftslose IT-Agenten (SW-Bots), wie nationaler CO2-Ausstoß-, Strombedarfs- oder Ölverbrauchswächter, mit zu verknüpfen auch nicht mehr so groß. Die Broker- (Händler- und Vermittler-) und Vorschlagssysteme (wie Buchvorschlag bei Amazon) dabei sind absolut die Gleichen. (? Anhang CCSE, Ludwig Erhard ‚Die formierte Gesellschaft‘). Und so wurde die VD konzipiert.
Wenn wir nun akzeptieren, dass Einzelpersonen oder AGs diese Probleme mit den klassischen Mitteln – Dialoge, Meetings, Akten, Prozesse, Regularien und Gesetze nicht mehr in den Griff bekommen – welche Organisationen oder Institutionen in der Welt sollen sich um diese Probleme kümmern und es gebacken bekommen? … Wer? … Zeigen! …
„Diese Aufgabe ist für Dich bestimmt Frodo! Und wenn Du keinen Weg findest, findet ihn niemand!“
(Film ‚Der Herr der Ringe‘)
Damit meine ich nicht mich, sondern uns – Piratenpartei International. Unglaublicher Größenwahn; wir Chaoten, die zur Zeit noch nicht mal wissen wie, sind i.M. langfristig die einzige Hoffnung für die Menschheit. Denn um die Basisdemokratie und Bürgerbeteiligung gebacken zu bekommen, müssen wir als Nebenprodukt „mal eben kurz“ auch dieses Problem lösen. Deswegen dürfen wir uns nicht klein halten, nur in kleinen Schritten oder Dimensionen denken. Größenwahn ist bei Terra-Formern Berufsvoraussetzung.
In dieser Session möchte ich Euch hierfür zwei wichtigen Grundtechniken vorstellen.
Dem Domain Engineering, das aus Einzelsysteme übergeordnet generische und wiederverwendbare Fachmodelle, wie Gesetze, Prozesse, Standards, Software entwickeln kann und die Abhängigkeitsbeziehung zwischen Anwendung in der Systementwicklung, dem sog. Application Engineering ,zu den generischen Fachmodellen erstellt. Der Begriff wurde ursprünglich im SW Engineering geprägt.
Dem Release Management, das drei Lebenszyklusmanagemente (engl. lifecycle management) – Produkt- bzw. Arbeitsergebnislebenszyklusmanagement, Projektlebenszyklusmanagement und Fachmodells- & Institutionslebenszyklusmanagement zusammenfassen, um die Abhängigkeitsbeziehung zwischen allen Arbeitsergebnissen, Projekten, Fachmodellen und Institutionen in der festgelegten Scanner-Reichweite die benötigten Ressourcen und Termine zu überwachen und zu kontrollieren.
Mit diesen beiden Techniken und Methoden kann man sowohl im Prozessmanagement als auch bei der Gesetzesentwicklung einen Bottom-Up-Prozess entwickeln und die Abhängigkeitsbeziehungen zwischen den individuellen Mikro-Kosmos und verteilten Überordnungen gestalten. In der VD geht das sogar in Formen von sog. Mikro-Föderationen.
Zum Abschluss habe ich mal ein Konzept vorgestellt, wie zusammen mit dem RE, RELM und Domain Engineering die Bürgerbeteiligung von Berlin aussehen könnte, in einer A2C (Administration-2-Customer)-Lösung. Ich persönlich habe solche Systeme schon in Konzernen eingeführt, die zwanzig Mal so groß waren, wie die Stadt- und Landesverwaltung von Berlin. Also könnt Ihr glauben, wenn ich sage, dass wenn Ihr jetzt die Ressourcen und Genehmigungen dazu erhaltet, noch vor Ablauf der Legislaturperiode den ersten Piloten in Berlin vorstellen könnt. Und damit hättet Ihr auch Euer „Wahlversprechen“ hierbei gehalten.
Meine Empfehlung zu Vorhaben, Top-Zielen oder Anti-Zielen in dieser Session (S.-13)
Kurzfristig (bis Ende Q1.2012):
Beschäftigt Euch mit der Technik Domain Engineering (DE) und Release Management (RELM) und reflektiert über die möglichen Anwendungsgebiete bei der Piratenpartei.
Mittelfristig (bis vor der Bundestagswahl):
Entwickelt einige Show-Cases um den Release-Kosmos bei der Piratenpartei für die Medien zu visualisieren, um Wählerstimmen zu fangen, die eigenen Parteifreunde für die Anwendung zu begeistern und das Potential der Basisdemokratie mit starker IT-Technik zeigen zu können. Dieser Show-Effekt ist unglaublich mächtig. Glaubt mir…
Langfristig:
Baut ein System zur Bürgerbeteiligung (A2C) in Berlin auf. Aufgrund der Demografie des LV und der Fraktion, der dortigen forschen, progressiven Sichtweise und Unternehmertum seit Ihr am besten dafür geeignet. Ihr habt in Euren eigenen Reihen genug IT-Spezialisten sitzen, wovon Ihr allerdings schon einige wieder vergrault habt, die Euch bestätigen können, dass das was ich Euch vorschlage in 3-4 Jahren machbar ist. Ihr müsst Euch nur trauen. Bei uns in NRW wird das nicht so schnell funktionieren, weil … ähmm … falsche Kultur. Mit diesen Prototypen könnt Ihr weltweit hausieren gehen und habt ein Dauer-Abo auf Wählerstimmen in Berlin. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass Ihr SPD, Grüne und Linke bei diesen Projekt auf Eure Seite bekommt.
Also: Hut! Hut! Hut! … ?
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Wenn Ihr die Sessions als Email wollt, bitte kurze Email mit Euren Namen an
ck-kontakt[at]web.de
Grüße
c66
- [Ag Meinungsfindungstool] VD - Die Wiederverwendung - Domain Engineering & Release Management, connector66, 18.01.2013
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