Re: [Ag Meinungsfindungstool] Anforderungsanalyse Mumble am 09.04.2012

[WSchallehn <WSchallehn AT news.piratenpartei.de>]

Hallo allerseits,

Dirks Nachfrage betreffs "homo politicus" ist mMn hier höchst relevant.
Google bringt dazu "733.000 Ergebnisse".
Bei Wikipedia erhält man "Artikel existiert nicht", aber 26 Vorkommen in 
anderen Artikeln.

Wie ich bereits angedeutet hatte, kommt der "homo politicus" unter zwei 
durchaus verschiedenen Definitionen daher:

* Der Politiker als Mensch, der sich über seine politische Aktivität 
definiert - also "homo politicus" als Entität.

* Der politisch interessierte Mensch, der aber gleichermaßen homo 
economicus, homo ludens, pater familias uam. ist - also "homo politicus" 
als Komponente, die wir alle in uns tragen.

Ich gebe zu, dass in vielleicht 90% der Google-Links der "Fall 1." 
Gegenstand ist. Aber ich gebe zu bedenken, dass dieser "Fall1" gewiss für 
weniger als 1% der Bevölkerung zutrifft.
"Fall 2." bezieht sich auf die restlichen 99% der Bevölkerung. Gewiss 
lässt sich trefflich darüber streiten, in welchem Maße bei "normalen 
Menschen" ihre Komponente "homo politicus" überhaupt wirksam wird. Mein 
Minimalkriterium wäre, dass er als "Teilnehmer" politikrelevante Texte 
liest. Und dass er dort, wo dies halbwegs komfortabel ermöglicht ist, 
seine zustimmende oder ablehnende Bewertung einbringt - und ggf. konkrete 
Diskussionsbeiträge, also Kritiken oder Verbesserungsvorschläge. Wobei 
meine feste Überzeugung ist, dass dies in strukturierter Form erfolgen 
muss, um aus der heutigen Zerfaserung und Energievernichtung der "sozialen 
Netzwerke" herauszukommen...

Die zur Zeit überhaupt interessanteste Frage scheint mir zu sein, ob die 
Piraten eine grundsätzliche Alternative zur derzeitigen 
Politikverdrossenheit wollen. Wenn JA, dann müsste das Projekt "Meinungs- 
und Willensbildung" darauf gerichtet werden, die Komponente "homo 
politicus" bei einem wesentlich größeren Teil der Bevölkerung 
tatsächlich zu aktivieren. Ich will mich gern überraschen lassen, wenn 
die Analyse der "Personae" vom 02.04. einen Weg zu solcher Aktivierung 
eröffnet...

Letztlich scheint aber unstrittig, dass eine zukunftsfähige politische 
Willensbildung beide Ausprägungen des homo politicus zusammenführen muss.

Es ist zwar noch nicht bewiesen, ob mein Vorschlag "qualifizierter 
Konsens"(qKonsens) dies wirklich leisten kann. Aber dieser qKonsens ist 
mMn der bisher konsequenteste Versuch, das in der heutigen Wirtschaft 
selbstverständliche Denken in wohldefinierten Strukturen und Prozessen 
auch für die politische Meinungs- und Willensbildung zu nutzen. Das wird 
einige Mühe kosten - aber billiger ist ein zukunftsfähiger Politikstil 
mMn nicht zu haben!

Ihr habt euch in anerkennenswertem Maße bemüht, meine Missverständnisse 
auszuräumen. Nun bitte ich euch, eurerseits Missverständnisse über den 
qKonsens zu überwinden. Als Minimum bitte ich euch um eine Mitteilung, 
welche der Folien aus dem Attachment	Qualifizierter Konsens.ppt 
unakzeptabel oder unverständlich sind.

Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass ihr dabei auf einige Aspekte 
stoßen werdet, die bei den bisherigen Vorarbeiten der AG 
Meinungsbildungstool noch nicht einmal berührt wurden - und dabei für 
dessen Erfolg entscheidend wichtig sein können.

Um auch das nochmals zu betonen: ich beanspruche weder eine Rolle als 
Messias oder Besserwisser. Ich möchte weiter nichts, als eine 
zukunftsfähige Methodik an meine Erben weitergeben, weil ich sie selbst 
nicht realisieren kann...

Seid gegrüßt!
Wolfgang