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ag-landwirtschaft - [Ag-landwirtschaft] WG: [BLZ] US-Diplomaten und -Entwicklungshelfer lobbyieren weltweit für Gentechnik-Saatgut

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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[Ag-landwirtschaft] WG: [BLZ] US-Diplomaten und -Entwicklungshelfer lobbyieren weltweit für Gentechnik-Saatgut


Chronologisch Thread 
  • From: "Dieter Weiprecht" <lifeartist AT gmx.de>
  • To: <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [Ag-landwirtschaft] WG: [BLZ] US-Diplomaten und -Entwicklungshelfer lobbyieren weltweit für Gentechnik-Saatgut
  • Date: Tue, 3 Jul 2012 17:26:02 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

FYI (diesmal ohne Sarkasmus über "schlossähnliche" Villenbesitzer *g*)

LG,
Dragon

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: mailman-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:mailman-
> bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von DNR Redaktionsbüro
> Fachverteiler
> Gesendet: Dienstag, 3. Juli 2012 16:58
> An: DNR Redaktionsbüro Fachverteiler
> Betreff: WG: [BLZ] US-Diplomaten und -Entwicklungshelfer lobbyieren
> weltweit für Gentechnik-Saatgut
>
>
> http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/10808230,16529290.html
>
> Berliner Zeitung - 02.07.2012
>
> Agrarkonzerne
>
> Konzerne auf Mission Gentechnik
>
> Amerikanische Agrarkonzerne wollen ihr genverändertes Saatgut in
> möglichst viele Länder verkaufen. Sie haben dabei einen mächtigen
> Helfer: die US-Regierung
>
> Von Daniel Bauman
>
> Bauern, die zaubern können, gibt es höchstens im Märchen. Trotzdem will
> James C. Borel von einem Mann in Afrika gehört haben, der seine
> Dorfgemeinschaft mit einer unglaublichen Ernte überrascht haben soll.
> Die ganze Familie des Bauern konnte sich davon ernähren und einen Teil
> trug er sogar zu Markte. So soll der Bauer auch zu bescheidenem
> Wohlstand gekommen sein. Seither werde er "The Magic Farmer" genannt.
> Der Bauer, der zaubern kann.
>
> Für Märchen ist der Ort, an dem James C. Borel die Geschichte erzählt,
> eigentlich nicht geeignet. Der hochgewachsene Mann mit dem silbergrauen
> Haar, den gütigen Augen und dem Schnauzbart empfängt in einem
> schmucklosen Konferenzraum des amerikanischen Saatgutherstellers
> Pioneer. Das Unternehmen gehört zu DuPont, einem der größten
> Chemiekonzerne der Welt, in dessen Vorstand Borel sitzt. Auf den
> Feldern vor dem Pioneer-Hauptsitz in Johnston, im US-Bundesstaat Iowa,
> wächst gentechnisch veränderter Mais. Daneben stehen Gewächshäuser, in
> denen an neuen Sorten geforscht wird.
>
> Neun Milliarden Menschen ernähren
>
> Wissenschaftler in Latzhosen, Karohemden und Gummistiefeln wuseln über
> die Flure. Bildschirme flackern im Halbdunkel, während junge
> Maispflanzen auf Transportbändern aus den Gewächshäusern in eine weiße
> Box befördert und dort von allen Seiten fotografiert werden. An
> Bildschirmen analysieren die Forscher Farbe, Form und Pigmentierung der
> Blätter der gentechnisch veränderten Pflanzen. So funktioniert heute
> die Suche nach widerstandsfähigeren, ertragreicheren Pflanzen.
>
> "Wir müssen herausfinden, wie wir neun Milliarden Menschen ernähren
> können", sagt Borel. Und fügt hinzu: "Wir können Teil der Lösung sein."
> Er scheint ein wenig ergriffen, als er erzählt, dass der Bauer in
> Afrika Saatgut von Pioneer verwendet habe. Dieses Saatgut könne Hunger
> und Armut in der Welt beenden. DuPont wirbt mit dem Slogan: "Die Wunder
> der Wissenschaften."
>
> Diese Wunder der Wissenschaften haben sich in den Vereinigten Staaten
> längst durchgesetzt, es gibt kaum einen Farmer, der das neue Saatgut
> nicht nutzt. Außerhalb des Landes hat die Grüne Gentechnik aber weiter
> einen schweren Stand, nicht nur in Europa, wo das Misstrauen gegenüber
> gentechnisch veränderten Pflanzen und die Angst vor möglichen Risiken
> groß ist. Nichtregierungsorganisationen kritisieren, dass die teure
> genmanipulierte Saat in zahlreichen Ländern den Einsatz von Pestiziden
> erhöht, zu mehr Seuchen geführt, Bauern ruiniert und die Erträge
> letztlich nicht verbessert habe.
>
> Borel wischt solche Einwände zügig, aber durchaus mit Charme beiseite.
> "Viele Leute haben etwas gegen Biotechnologie - und die pflanzen sehr
> erfolgreich Ängste", sagt er. Für ihn sind die Skeptiker Plagegeister,
> die sich noch nie Gedanken darüber machen mussten, wie sie den nächsten
> Tag überleben. Gegen Kritik ist man hier, in der Kornkammer der
> Vereinigten Staaten, so resistent wie der gentechnisch veränderte Mais
> auf den umliegenden Feldern gegen Schädlingsbefall.
>
> "Getting the Vatican to Yes"
>
> Auch die Beamten der US-Regierung haben wenig Verständnis für Kritiker.
> Sie bezeichnen sie sogar abschätzig als "Naysayers", als unbelehrbare
> Miesmacher. Man werde sich die Naysayers vorknöpfen, kündigte ein
> hochrangiger Mitarbeiter des US-Außenministeriums im Mai 2010 auf einer
> Konferenz einer Biotechnologieorganisation an. Dass das nicht einfach
> so dahergesagt ist, wird klar, wenn man sich durch Hunderte Depeschen
> von US-Diplomaten arbeitet, die Wikileaks öffentlich gemacht hat. Als
> sich vor fünf Jahren die französische Regierung gegen gentechnisch
> veränderte Pflanzen aussprach, war in Unterlagen der US-Botschaft in
> Paris sogar von "Vergeltung" dafür die Rede.
>
> Seit mehr als zehn Jahren versucht das US-Außenministerium nachweisbar,
> gentechnisch verändertem Saatgut zum weltweiten Durchbruch zu
> verhelfen. Denn in den USA hat die Grüne Gentechnik ihren Siegeszug
> abgeschlossen, neues Wachstum muss jetzt aus dem Ausland kommen. US-
> Botschaften weltweit sind zum organisatorischen Rückgrat dieser Mission
> geworden. Sie stehen in Kontakt mit Wissenschaftlern, katholischen
> Geistlichen, Saatgutriesen, Entwicklungshilfeorganisationen,
> Politikern. Nach der Lektüre der Depeschen kann man getrost behaupten,
> dass die US-Regierung die wichtigste Lobby-Organisation der Gentechnik
> ist.
>
> In einem Strategiepapier des Außenministeriums zur Verbreitung der
> Gentechnik steht etwa, zu den Zielen der Diplomaten gehöre, "die
> Interessen von amerikanischen Bauern und Exporteuren zu schützen". Die
> Länder, auf die ihre Lobbyarbeit zielt, haben die Amerikaner in drei
> Kategorien unterteilt: Länder, deren Wort Gewicht hat in der Debatte
> über die Gentechnik, Länder, die Vorbilder für andere Staaten sind und
> Länder, in denen die US-Regierung kurz- oder mittelfristig die Chance
> sieht, dass mit entsprechender Nachhilfe ein Meinungsumschwung
> zugunsten der Gentechnik entstehen kann.
>
> Im Fokus standen im Jahr 2010 Brasilien, Burkina Faso, China,
> Kolumbien, Tschechien, Ägypten, Deutschland, Ghana, Indien, Indonesien,
> Kenia, Nicaragua, Nigeria, Peru, die Philippinen, Rumänien, Russland,
> Südafrika, Thailand, die Ukraine, Vietnam - und auch der Vatikan,
> dessen Haltung für über eine Milliarde Menschen potenziell wegweisend
> ist.
>
> "Getting the Vatican to Yes", wie man den Vatikan zu einem Ja bewegen
> kann, ist ein Papier vom 10. Mai 2002 überschrieben. Darin heißt es,
> die Autorität des Vatikans könne Entwicklungsländer beeinflussen und
> die Argumente von Gentechnik-Gegnern unterminieren. Wissenschaftler und
> sogar ein Industrievertreter wurden auf Kosten des Außenministeriums
> nach Rom geflogen. "Nach vielen Jahren des Lobbying durch die Botschaft
> ist der Vatikan vorsichtig optimistisch bezüglich genetisch veränderten
> Nahrungsmitteln", schreiben die Diplomaten 2006. Im Jahr 2010 dann
> veröffentlicht die Päpstliche Akademie der Wissenschaften ein
> Positionspapier, das einem Plädoyer für die Grüne Gentechnik
> gleichkommt. Der Vatikan ist geknackt.
>
> Der Vorgang ist ein Beispiel für die beeindruckende Hartnäckigkeit der
> Diplomaten. Egal, wie oft sich Länder gegen gentechnisch veränderte
> Pflanzen entscheiden, sie geben nicht auf. Über die Jahre haben sie
> viele Ideen entwickelt.
>
> Im Jahr 2003 richtet die Universität von Bologna mit der Unterstützung
> der Amerikaner eine Konferenz mit dem Titel "Von der grünen Revolution
> zur Gen-Revolution" aus. Mehr als 300 Wissenschaftler aus 30 Ländern
> reisen an. Die Amerikaner versprechen sich von der Konferenz einen
> neuen Schub für die Gentechnik, sind dann allerdings verärgert, dass
> die Universität Bologna "vielleicht absichtlich" eine schlechte
> Pressearbeit gemacht habe.
>
> Etappensieg für US-Saatgutkonzern Monsanto
>
> Aus Thailand soll so schnell wie möglich ein Anbauland für gentechnisch
> veränderte Pflanzen werden. Denn Thailand sei "ein wichtiges Land für
> die Biotechpolitik der US-Regierung, weil Thailand generell
> amerikanische Positionen in internationalen Gremien teilt", heißt es in
> dem Strategiepapier.
> In der Türkei stellen die Diplomaten fest, dass das dortige
> Landwirtschaftsministerium Vorschlägen von Ländern, in denen der Anbau
> von gentechnisch veränderten Pflanzen erlaubt ist, argwöhnisch
> begegnet. Deshalb arbeiten die Amerikaner "mit einer Handvoll von
> Importeuren und Endverbrauchern zusammen, die auf Biotechnologie
> angewiesen sind, einigen hochgebildeten Bauern und biotech-freundlichen
> Wissenschaftlern." Sie könnten die türkische Regierung besser
> beeinflussen.
>
> Die US-Botschaft in Ecuador rechnet 2010 damit, dass in dem Land in
> Kürze entschieden würde, ob Versuchsreihen und der Anbau von
> gentechnisch veränderten Pflanzen erlaubt werden. Fünf ecuadorianische
> Journalisten sollten deshalb nach Washington und St. Louis reisen und
> dort mit Bauern und Forschern sprechen. Ziel sei, dass die
> Berichterstattung der Journalisten "mit der Position der US-Regierung
> zu Biotechnologie übereinstimmt", hielten die Diplomaten fest. So werde
> "ein öffentlicher Aufschrei verhindert, wenn der Präsident oder das
> Parlament Biotechnologie für Tests oder Anbau erlauben".
> Und natürlich geht es immer wieder um die Europäische Union. Ihre
> Haltung zu der Technologie hat weltweit Gewicht. Vor wichtigen
> Abstimmungen auf EU-Ebene über die Gentechnik macht Washington deshalb
> Druck auf die Mitgliedsstaaten. Es schickt seine Diplomaten los, die,
> ausgestattet mit detaillierten Handlungsanweisungen, "bei geeigneten
> Offiziellen der Ministerien für Landwirtschaft und Außenpolitik und
> anderen Offiziellen" vorstellig werden, etwa in der Slowakei im Jahr
> 2009. "Wir wiederholten, dass aus einer positiven Haltung zu
> Biotechnologie zwingend ein Ja in der Abstimmung folgen muss",
> dokumentierten die Diplomaten das Treffen. "Enthaltung reicht nicht
> aus."
>
> Solche Vorgänge sind auch für Portugal und die Niederlande belegt. Vor
> wenigen Tagen erst konnte der US-Saatgutkonzern Monsanto einen
> Etappensieg verzeichnen: Die Europäische Lebensmittelbehörde gab einem
> Antrag des Konzerns für den Anbau gentechnisch veränderter Soja statt.
> EU-Kommission und Mitgliedsländer müssen allerdings noch überzeugt
> werden.
>
> Es ist vor allem eine Meinungsschlacht, die die Amerikaner zu gewinnen
> versuchen. Dafür setzen sie viel Personal ein und geben viel Geld aus.
> 10.000 bis 20.000 Dollar für einzelne Aktionen sind die Regel. In
> Einzelfällen kann eine Maßnahme aber auch mal mehr als 100.000 Dollar
> kosten.
>
> Gentechnisch veränderte Aubergine
>
> Die Geschäftstüchtigkeit der amerikanischen Saatguthersteller hat einen
> prominenten Kritiker: Howard Buffett, Sohn der Investorenlegende Warren
> Buffett, Philanthrop, Fotograf und Großbauer, hält die Fixierung auf
> Gentechnik für falsch hält. Mit seiner Stiftung versucht er seit
> Jahren, die Landwirtschaft in Entwicklungsländern zu verbessern. Er
> gibt Studien in Auftrag, reist viel und macht Anbauversuche. Mit seiner
> Arbeit hat er einiges Ansehen erworben. Auf seinen eigenen Farmen
> verwendet er modernste Geräte und gentechnisch veränderte Pflanzen.
> Doch er sagt auch, dass das moderne Saatgut nichts nütze, wenn die
> Leute in den Entwicklungsländern nicht gut ausgebildet seien, wenn es
> an Infrastruktur und Technik fehle, wenn es keine fruchtbaren Böden
> gebe, auf denen das Korn sprießen könne.
>
> "Hier geht es nicht darum, reich zu werden, hier geht es darum, ein
> Problem zu lösen", rief Buffett die Konzerne vergangenen Herbst auf
> einer Ernährungskonferenz in Iowa zur Ordnung. Denn die Unternehmen
> verdrängen mit ihrem teuren, patentgeschützten Saatgut immer stärker
> herkömmliches Saatgut. Das erhöht den Druck, bei den Konzernen teuer
> einzukaufen, wofür sich viele Bauern verschulden. Und das jedes Jahr
> aufs neue. Für die Konzerne ein lukratives Geschäft.
>
> Mit Buffetts Worten im Ohr erscheint auch das Engagement der
> staatlichen Entwicklungshilfeorganisation USAID umso fragwürdiger. Das
> größte Hilfswerk der Welt forciert die Gentechnik in
> Entwicklungsländern vehement: gentechnisch veränderte Bananen in
> Uganda, Cassava in Kenia, Augenbohnen in Nigeria, Kartoffeln in
> Südafrika, Mais in der Subsahara. In Indien förderte USAID mindestens
> sechs Jahre lang die Firma Maharashtra Hybrid Seed Company, kurz
> Mahyco. Diese entwickelte eine gentechnisch veränderte Aubergine. Das
> empfindliche Gemüse ist ein Nationalgericht der Inder. 30 bis 40 Sorten
> werden von 1,4 Millionen Bauern angebaut. Die Aubergine ist also die
> ideale Pflanze, um den Indern die Segnungen der Gentechnik nahe zu
> bringen. Allerdings stoppte die indische Regierung die Aussaat im
> Sommer 2009 vorerst.
>
> Die Reaktion der US-Diplomaten darauf zeigt deutlich, dass es den
> Amerikanern nicht nur darum geht, den Hunger in der Welt zu lindern.
> "Die Entscheidung ist ein riesiger Rückschlag für die Entwicklung und
> Vermarktung von gentechnisch modifiziertem Saatgut in Indien, genauso
> wie in anderen Entwicklungsländern", kommentierte die amerikanische
> Botschaft in Neu Delhi. Zu diesem Zeitpunkt war Monsanto zu 25 Prozent
> an Mahyco beteiligt.
>
> _______________________________________________________________________
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>
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  • [Ag-landwirtschaft] WG: [BLZ] US-Diplomaten und -Entwicklungshelfer lobbyieren weltweit für Gentechnik-Saatgut, Dieter Weiprecht, 03.07.2012

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