ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft
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- From: H.G.Schoen AT wichtlbaamschui.de
- To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
- Subject: [Ag-landwirtschaft] Fwd: Re: [Piraten Muenchen] Biohacking
- Date: Mon, 30 Apr 2012 16:43:54 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
- List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>
Zum Mitlesen:
-------- Original-Nachricht --------
Datum: Mon, 30 Apr 2012 16:17:51 +0200
Von: "Rüdiger Trojok" <trojok AT openbioprojects.net>
An: ixtinct AT goldmail.de, muenchen AT lists.piratenpartei-bayern.de, talk-bounces AT lists.muc.ccc.de
Betreff: Re: [Piraten Muenchen] Biohacking
Danke für deine Frage.
ich kann dir sagen, dass du jeden Tag synthetische Biologie verwendest.
Zum Beispiel wenn du Waschmittel benutzt. Moderne Waschmittel funktionieren ja schon bei 40 Grad so gut
wie Neutralseife bei Kochwäsche, dank Enzymen. Diese Enzyme, bzw. deren Gene, stammen (unter anderem) aus
Bakterien, die am Grunde der Weltmeere an den heissen Schloten (Unterseevulkanen)
leben. Die haben sich derart an Hitze angepasst, das sie eben Enzyme hervorgebracht haben,
die Proteine, Fette usw. bei höheren Temperaturen effektiv zersetzen können.
Das hat man sich zu Nutze gemacht, die Gene kopiert, in Standard-Zuchtkulturen eingebaut,
die man in großen Silos hält und aus denen man die gewünschten "synthetischen" Enzyme dann herausfiltert.
Diese Errungenschaft hat weltweit den Energieverbrauch um ein paar % gesenkt.
http://www.henkel.com/sustainability/energy-climate-14394.htm
Manche Geschmacksstoffe lässt man mittlerweile auch von Bakterien produzieren (auch hier hat man
die ursprünglichen Gene bei x-beliebigen Organismen gefunden, deren Gene kopiert und in Zuchtkulturen
eingebaut). Soweit ich weiss findet man diese Geschmacks in manchen Tütensuppen, Vanillejoghurts usw.
http://www.transgen.de/datenbank/zusatzstoffe/100.aroma.html
Dann der Klassiker: Insulin. Das musste bis in die 80iger aus Schweinebauchspeicheldrüsen aufwändig extrahiert
werden, was ne riesen Sauerei und Verschwendung war. Dann hat man mittels Gentechnik
das entsprechende Gen für Insulin in Zuchtzellen eingebaut und kann es jetzt superleicht
und günstig massenhaft herstellen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Insulin#Synthesis_2
Viele Impfstoffe werden von transgenen Bakterien hergestellt.
Der Nutzen von Impfstoffen ist denke ich selbsterklärend.
http://gene-abc.ch/de/gene-und-medizin/gentechnik-und-impfstoffe.html
Dann fallen mir noch ein paar Spezialmedikamente ein, mit denen man eher seltene Krankheiten
wie Morbus Crohn und Immunkrankheiten therapieren kann. Das sind strukturell manipulierte Antikörper,
die man in Insektenzellen vermehrt und dann den Patienten spritzt (diese Krankheiten konnte man vorher kaum therapieren)
Dazu kommt noch eine Unzahl an klinischen und Forschungsanwendungen, die von Experten eingesetzt werden,
dem Laien aber verborgen bleiben. Die sind für die moderne Medizin und Forschung schon lange unverzichtbar geworden
und im Alltag angekommen (Blutanalysen z.B.).
Ich fange jetzt mal an da ne Fallsammlung zu machen und das dann online zu stellen.
Gruß, Rüdiger
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ixtinct AT goldmail.de [mailto:ixtinct AT goldmail.de]
Gesendet: Montag, 30. April 2012 08:45
An: muenchen AT lists.piratenpartei-bayern.de; talk-bounces AT lists.muc.ccc.de; Rüdiger Trojok
Betreff: Re: [Piraten Muenchen] Biohacking
Am 29.04.2012, 17:33 Uhr, schrieb Rüdiger Trojok
<trojok AT openbioprojects.net>:
> Im Anhnag ist nochmal mein Vortrag den ich vor rund 2 Wochen dazu
> gehalten habe.
>
> Gruß, Rüdiger Trojok
Hallo,
ich war bei Deinem Vortrag nicht dabei, habe aber eben Deinen Vortrag überflogen.
Ich kenne mich mit der Materie überhaupt nicht aus, weswegen ich die technischen Folien ohne Erklärung nicht verstanden habe. Ich habe aber so viel verstanden, das es ganz offensichtlich mit einfachsten Mitteln möglich ist, Zellen zu untersuchen, herzustellen und zu manipulieren. Das ganze funktioniert wie ein Baukastensystem und es wurden bisher nur eine geringe Anzahl von Zellen untersucht und manipuliert (mit rasant steigender Zahl).
--> insofern habe ich allein schon beim Überfliegen sehr viel gelernt
--> und
bin erstaunt. coole Sache!
Was mir fehlt sind reale Beispiele für die genannten Vorteile. Bisher habe ich als Bürger eine eher negative Einstellung zu Genmanipulation, weil sie vielfach nur zur Gewinnmaximierung eingesetzt wird. Beispielsweise durch Monopolschutz (Genmais), Kombination mit weiterem Produkten aus dem selben Konzern (Pflanzenschutzmittel+Genmais) und Ausschaltung natürliche Funktionen (Wiederaussat nicht möglich, weil nicht keimfähig). Die immer wieder genannten Vorteile für die Gesellschaft sind bisher nirgendwo real erkennbar.
Aufgrund der dargestellten Situation in Deiner Präsentation erkenne ich an, dass die Entwicklung nicht aufzuhalten ist und es dringend Rahmenbedingungen geben muss, welche entsprechende Fehlentwicklungen verhindern, oder Eindämmen.
Dazu erscheint mir die beschriebene "Hackerethik" sinnvoll - allerdings fände ich gesetzliche Rahmenbedingungen, welche die oben genannten Auswüchse ebenfalls eindämmen oder ganz verhindern ebenso wichtig.
Ixtinct
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muenchen AT lists.piratenpartei-bayern.de
https://lists.piratenpartei-bayern.de/mailman/listinfo/muenchen
- [Ag-landwirtschaft] Fwd: Re: [Piraten Muenchen] Biohacking, H . G . Schoen, 30.04.2012
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