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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Wichtige Petition zum Entgeldsystem in psychiatrischen und psychosomatischen KHs

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Wichtige Petition zum Entgeldsystem in psychiatrischen und psychosomatischen KHs


Chronologisch Thread 
  • From: bprp <nasenman AT gmail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Wichtige Petition zum Entgeldsystem in psychiatrischen und psychosomatischen KHs
  • Date: Wed, 16 Apr 2014 15:06:28 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Nun gut, ich denke das neue Vergütungssystem ist durchaus eine praktikable Möglichkeit. Was mich aber stört ist, dass die Situation in Psychiatrien für Mitarbeiter und Klienten jetzt schon inakzeptabel ist, was die Qualität der Versorgung und die Qualität der Arbeit angeht.
Peter Kruckenberg, ehemaliger Chefarzt im Klinikum Bremen-Ost, schreibt in der Zeitschrift "Soziale Psychiatrie" 1/2010:
"Man darf es ruhig aussprechen: Alles in allem ist die psychiatrisch-psychotherapeutische Krankenhausbehandlung in Deutschland schlecht, vor allem füƒr Patienten mit schweren Beeintr€ächtigungen und erheblichen sozialen Problemen - konzeptionell rƒückstä€ndig, personell unterbesetzt, gemeindepsychiatrisch kaum integriert. Die Situation auf Akutstationen ist vielerorts im Grunde skandalö‚s. Wir haben uns fast schon daran gew‚öhnt. 
[...]
Nicht selten sind psychiatrische Krankenhausbehandlungen nicht nur hilfreich, sondern auch ein zus€ätzliches Lebenstrauma. 
Ich zö‚gere, dies  auszusprechen - der Patienten wegen, denn sie haben meist keine Alternative; der Mitarbeiter wegen, denn viele bemƒühen sich und wüƒrden gern anders arbeiten. Andere sind ausgebrannt, ohne die Erwartung, da„ sich etwas bessern k‚önnte."
Bestätigungen für diese Einschätzung liefert auch http://klinikbewertungen.de für eine beliebige örtliche Akutpsychiatriestation.

Unabhängig vom Vergütungssystem ist es denke ich nötig, hier insgesamt mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, damit eine zufriedenstellende Versorgung möglich wird. Spannend wird, wie hoch der Versorgungsschlüssel letztendlich festgelegt wird.

Grüße,
Properski

2014-02-22 18:54 GMT+01:00 Reinhard Schaffert <reinhard.schaffert AT piratenpartei-hessen.de>:
Tag,

Sorry, aber das ist kein Argument: Auch im neuen Vergütungssystem gibt es eine tagesbezoge Vergütung. Für den Patient mit 6 Wochen Verweildauer bekommt das Krankenhaus deutlich mehr als für den Patienten mit 3 Wochen Verweildauer bei gleicher Diagnose und gleicher Einstufung in das Vergütungssystem. Es ist nur bei doppelter Verweildauer nicht unbedingt die doppelte Vergütung. Dies ist jedoch auch richtig so, weil der größte Aufwand und die damit auch die meisten Kosten zu Beginn der Behandlung entstehen. Das kann zwar auch im Verlauf schwanken, nimmt jedoch mit zunehmender Behandlung *durchschnittlich* ab.

Nicht vergessen:

1. Es handelt sich hier um eine pauschale Vergütung. Eine individuelle Einzelleistungsvergütung will keiner und sollte auch keiner wollen, weil dann der Dokumentationsaufwand ins unermessliche steigt, ganz abgesehen vom Streitpotential zwischen Krankenhäusern und Krankenkassen bzw. deren medizinischen Dienst.

2. Der Vergleich ist die bisherige Vergütung. Hier bekommt das Krankenhaus für jeden Patienten jeden Tag die gleiche Vergütung, egal was der Patient hat und was mit ihm gemacht wird. Bitte mal überlegen welche Anreize das setzt und ob das denn so viel besser den Bedürfnissen der psychisch kranken Menschen entspricht, als das neue System.

Mein Resume (als jemand, der sich intensiv mit dem neuen Vergütungssystem auseinander setzen muss): Die Petition zeugt nicht gerade von großer Sachkenntnis und mischt Behauptungen und Grüchte wild durcheinander. Da ist der Antrag der Fraktion der Linken zu diesem Thema schon etwas differenzierter: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/005/1800557.pdf


Ich wünsche noch einen schönen Tag,
Reinhard Schaffert


 
Am 22.02.2014 17:10, schrieb bprp:
> Hallo!
>
> Ich denke die Petition ist durchaus unterzeichnenswert, da sie auf
> einen wesentlichen Kritikpunkt aufmerksam macht: Die Behandlungsdauer
> lässt sich gerade bei psychiatrischen Patienten nicht pauschal an der
> Diagnose festmachen. Bei selber Diagnose kann ein Patient 6 Wochen
> brauchen bis er sich wieder erholt und ein anderer schon in 3 Wochen
> entlassungsfähig sein. Daher ist eine Vergütung pro Tag den
> Bedürfnissen psychiatrischer Patienten angemessener. Der
> bürokratische Aufwand ist leider unangenehm aber wohl erforderlich um
> den Patienten gerecht zu werden.
>
> Viele Grüße, Properski
>
>
> 2014-02-10 21:14 GMT+01:00 Reinhard Schaffert
> <reinhard.schaffert AT piratenpartei-hessen.de
> <mailto:reinhard.schaffert AT piratenpartei-hessen.de>>:

>
> Tag zusammen,
>
> es gibt sicherlich viel Kritik zu üben, an dem neuen Entgeltsystem in
> der Psychiatrie. Aber: Genau die in der Patition aufgeführte ist es
> nicht! Die dort genannten Punkte treffen in mehr oder weniger jeder
> Vergütungsform zu, weil die Vergütung immer auch (fehl-)Anreize
> setzt. Dem Krankenhaus für jeden Patienten, so wie heute, für jeden
> Tag gleich viel zu zahlen, ist genau so "ungerecht" und geht an den
> Bedürfnissen der Patientenversorgung psychisch kranker Menschen
> vorbei. Und die Alternative, die sich die Fachgesellschaften (bzw.
> deren Repräsentanten) vorstellen, nämlich eine noch stärkere
> tagesbezogene Berücksichtigung des Behandungsaufwandes bedeutet noch
> viel mehr Dokumentationsaufwand und entzieht der Krankenversorgung
> noch mehr Ressourcen.
>
> Ich bin allerdings nicht ganz neutral, da ich mich beruflich mit dem
> Thema beschäftige (und in Zukunft noch stärker beschäftigen werde)
>
> Ich wünsche noch einen schönen Tag, Reinhard
>
>
> Am 10.02.2014 17:06, schrieb wdt:
>> Aus dem Petitionstext in Verbindung mit der bisherigen Liste der
>> Unterstützer kann ich keinen Grund erkennen mich dem anzuschließen.
>> Insbesondere ist die Aufforderung an die beiden
>> Selbstverwaltungspartner zur Entwicklung einer Alternative
>> unverständlich. Deren Interessen haben schließlich zum jetzigen
>> Plan und Einschreiten des Gesetzgebers geführt.
>>
>> Lieben Gruß, Wolf
>>
>> Am 10.02.2014 um 13:23 schrieb Mertl0rn
>> <Mertl0rn AT news.piratenpartei.de>
>> <mailto:Mertl0rn AT news.piratenpartei.de>:

>>
>>> Liebe Piraten und Freunde!
>>>
>>> Hiermit mache ich euch auf eine wichtige Petition aufmerksam, die
>>> noch bist zum 24.02.14 gezeichnet werden kann.
>>>
>>> Text der Petition: /Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass
>>> das neue Entgeltsystem für psychiatrische und psychosomatische
>>> Krankenhäuser frühestens 2017 verbindlich eingeführt und die so
>>> gewonnene Zeit von Krankenhaus- und Krankenkassenvertretern dafür
>>> genutzt wird, sachgerechte Alternativen zum derzeitg geplanten
>>> System zu entwickeln./
>>>
>>
>>
>
> -- Reinhard Schaffert http://www.Reinhard-Schaffert.de
> http://wiki.piratenpartei.de/benutzer:R.Schaffert Twitter:
> @RSchaffert
>
>
> -- AG-Gesundheitswesen mailing list
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  • Re: [AG-Gesundheit] Wichtige Petition zum Entgeldsystem in psychiatrischen und psychosomatischen KHs, bprp, 16.04.2014

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