Re: [AG-Gesundheit] Montgomery, Bürgerversicherung und juristische Personen

["Dr. Forster" <dr.forster AT aforster.de>]

Hallo Harry,

ich hab ja nie behauptet dass es mir schlecht geht :-).
Es ist allerdings irgendwie unbefriedigend wenn, wie bei uns Radiologen
nachweislich der Fall, keine einzige Untersuchung/Behandlung im GKV-Bereich
mehr kostendeckend, geschweige denn mit Gewinn erbracht werden kann. Ich
könnte ohne PKV definitiv meinen Laden sofort schließen, und das gilt für
die Mehrzahl meiner Fachgruppe!

Angleichung von PKV und GKV in welchem Modell auch immer bedeutet
erfahrungsgemäß Reduzierung der PKV-Honorare auf GKV Niveau und das wäre
tödlich für das gesamte System!

Eine große Gefahr in der "Einheitskasse" läge darin, deren Macht irgendwie
zu begrenzen. Schon heute führt sich der SpiBu der GKV auf wie sie wollen
und verhindern reihenweise gute Kompromisse!
Mit so einer Kasse die 12% vom Bruttoinlandsprodukt verteilt würden sich
auch die Politiker nicht mehr anlegen!

Gruß

Andreas
PS das mit den Bieren fänd ich auch gut! Entweder im Großraum München
oder...?


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von
Morgan le Fay
Gesendet: Montag, 30. September 2013 18:22
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Montgomery, Bürgerversicherung und juristische
Personen

-----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
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Hallo Andreas,

nein, das Modell der PKV funktioniert eben auch nicht. Ich meinte, ich
hätte schon mal verlinkt, dass große private Krankenversicherer wie
die Allianz, ERGO und AXA vor ein paar Jahren selbst nach einer
Einheitskasse gerufen haben. Das System der PKV in der heutigen Form
ist nicht haltbar, weil auf Dauer nicht finanzierbar.

Aber bitte lass und nicht wieder die alten Diskussionen aufwärmen.
Selbstverständlich sollen Ärzte "angemessene" Honorare bekommen, was
aber nicht heißen kann, dass man aus dem Vollen schöpfen können wird.

Gerade gestern noch habe ich meine Ex, die Landärztin im Illertal ist,
dazu gesprochen. Sie lebt gut, glaub mir das. Und sie beklagt sich
auch nicht. ;-)

Hier geht es aber zunächst nicht um gerechte oder ungerechte
Ärztehonorare (über das GOÄ wird derzeit ja ohnehin neu verhandelt),
sondern um das Prinzip der Finanzierung des Gesundheitswesens.

Ich kann an einer gut kontrollierten Einheitskasse, an der sogar die
PKV ihren Gefallen finden kann (siehe oben), nichts finden, was per se
den Ärzten schaden würde. Vor allem dann nicht, wenn jeder, also auch
Betriebe, je nach Beschäftigtenzahlen, ebenfalls in den großen Topf
zahlen müssten.
Ich würde mit Dir mal sehr gern ein Bierchen zwitschern. Du bist einer
der wenigen Ärzte, die hier noch mitmachen. Dafür möchte ich Dir
ausdrücklich danken, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.

Gruß
Harry


Am 30.09.2013 16:55, schrieb Dr. Forster:
> Unter der Voraussetzung, dass schon jetzt für die
> Gesundheitsversorgung der Kassenpatienten nicht mehr ausreichend
> bezahlt wird ist es verständlich, dass Montgomery davor warnt! 
> Erwiesenermaßen ist die GKV unterfinanziert, das Modell PKV
> funktioniert.
> 
> Fast allen Politikern und Parteien fällt dazu nur ein, das
> funktionierende Modell zu zerschlagen und das gescheiterte Modell
> auf alle auszudehnen.
> 
> Wenn klar wäre, dass in einer Bürgerversicherung die Bezahlung
> endlich gesetzeskonform "angemessen" wäre, hätte sicher auch die
> BÄK nichts dagegen!
> 
> So drängt sich halt der Verdacht auf, dass man nur an die
> Milliarden Altersrückstellungen der PKV herankommen will, was
> nebenbei einer Enteignung der Versicherten gleichkäme...
> 
> Abgesehen davon halten momentan die privat Versicherten das ganze
> System am laufen ("sämtliche Bürgerinnen und Bürger").
> 
> Alle Einkommen heranzuziehen ist sicher ein Schritt in die
> richtige Richtung!
> 
> A. Forster
> 
> -----Ursprüngliche Nachricht----- Von: 
> ag-gesundheitswesen-bounces+dr.forster=aforster.de AT lists.piratenpartei.de
>
> 
[mailto:ag-gesundheitswesen-bounces+dr.forster=aforster.de AT lists.piratenpart
> ei.de] Im Auftrag von Morgan le Fay Gesendet: Montag, 30. September
> 2013 15:58 An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de Betreff:
> [AG-Gesundheit] Montgomery, Bürgerversicherung und juristische 
> Personen
> 
> Lt. Meldung der BÄK hat Montgomery dem Spiegel ein Interview
> gegeben und darin mit der Begründung, man "verwechsle Gleichheit
> mit Gerechtigkeit", vor der Bürgerversicherung gewarnt.
> 
> http://www.bundesaerztekammer.de/page.asp?his=3.71.11025.11634.11686
>
>  Wir Piraten haben immerhin insoweit Konsens untereinander, dass
> wir "sämtliche Bürgerinnen und Bürger" zur Finanzierung des 
> Gesundheitswesens heranziehen möchten.
> 
> Mal abgesehen davon, dass ich bedaure, dass gerade dann, wenn wir 
> unsere Position von einer Bürgerabstimmung abhängig machen wollen, 
> nicht mit mehr Energie in den Medien für unsere Ideologie
> eintreten, während unsere Gesinnungsgegner wie die PKV und Leute
> wie Montgomery unwidersprochen ihre Schelte zur Bürgerversicherung
> publizieren können, stellt sich die Frage, ob wir nur die
> natürlichen Personen zur Finanzierung heranzuziehen gedenken oder
> auch die juristischen Personen, also die meisten Firmen.
> 
> Ich fände es angebracht, wenn auch diese ihren Obolus zu
> entrichten hätten, nicht zuletzt, um Anreize für gesündere
> Arbeitsbedingungen zu schaffen. Leider ist dieser Punkt (m.W.)
> ungeklärt. Außerdem würde ich mich freuen, an dieser Stelle zu
> lesen, dass es eine offizielle Replik der Piraten zum Statement von
> Montgomery geben wird.
> 
> Grüße Harry
> 
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