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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] Neue Datenkrake in Planung

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] Neue Datenkrake in Planung


Chronologisch Thread 
  • From: Bettina Müller <mueller AT synapses.de>
  • To: "Dr. Thomas Walter" <dr.th.walter AT t-online.de>, AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de, Diskussionen rund um den Datenschutz <ag-datenschutz AT lists.piratenpartei.de>, akdb AT praes.eu
  • Subject: [AG-Gesundheit] Neue Datenkrake in Planung
  • Date: Fri, 17 Feb 2012 19:12:24 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ahoi,

hier die Diskussion zu einer neuen Gsundheitsdatenkrake in Sachsen -

http://www.slaek.de/50aebl/2012/archiv/02/pdf/0212_069.pdf


dazu noch mein Schlusskommentar:

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. med. habil. Bigl,

Ihrer Antwort entnehme ich, dass Sie aus einer kritischen Haltung
gegenüber einem Impfregister eine kritische Haltung gegen Impfungen
herauslesen. Selbstverständlich kenne ich die Epi­demiologie der
Masernausbreitung – und ich habe mich an keiner Stelle gegen eine
Masernimpfung ausgesprochen. Ich befasse mich seit langem in
wissenschaftlichen Fachgesellschaften mit methodisch epidemiologischen
Fragestellungen.

Es zeugt von ärztlicher Fürsorge, wenn der behandelnde/impfende Arzt
seine Patienten an Impftermine erinnert. Weshalb ihm diese auch
vertrauensbildende Maßnahme von einer staatlichen Stelle abgenommen
werden soll, erschließt sich mir nicht – im Gegenteil als Patient würde
ich es als gravierenden Vertrauensbruch erleben.

Als Arzt sollten wir darauf achten das Verhältnis zu unseren Patienten
möglichst vor Dritten zu schützen – gerade wie es auch ein Seelsorger
tut – der das Beichtgeheimnis auch nicht politisch höherwertigen
„Gemeininteressen“ opfert. Die Tendenz zur Abschaffung der
Vertraulichkeit im Arzt-Patientenverhältnis war die Ideologie der DDR –
die Schweigepflicht sollte als Relikt einer einer durch die merkantilen
Interessen individualisierten Arzt-Patienten Beziehung "im
sozialistischen Staat zu einem immer stärkeren Vertrauensverhältnis
zwischen Bevölkerung und Gesundheitsorgane erweitert werden. Der Patient
muss erzogen werden, in einer Meldepflicht keine unzumutbare Offenbarung
seines Individualverhältnisses, sondern einen notwendigen Schritt ...zu
erkennen, der seine persönliche Wertschätzung in der Gesellschaft
erhöht" wurde von staatlicher Seite als Perspektive zur ärztlichen
Schweigepflicht 1966 ausgeführt (Misgeld, Gerhard: Ärztliche
Aufklärungs- und Schweigepflicht im sozialistischen Gesundheitsschutz.
In. Kraatz,Helmut; Szweczyk,Hans /Hrsg.): Ärztliche Aufklärungspflicht
und Schweigepflicht, S. 113-118 Gustav-Fischer-Verlag, Jena,
1966.).

Nun – 1989 haben sich mutige DDR-Bürger von dieser Entindividualsierung
befreit und sich insbesondere zu Art. 2 Abs.1 GG bekannt.

Ihre Einlassungen zu Kant, Religion und den Grundlagen der Gesellschaft
wundern mich noch mehr. Zwar hat Kant unsere Moralvorstellungen als
Grundlage der heutigen Gesellschaft entscheidend geprägt, doch ist
gerade der kategorische Imperativ als Anforderung an den freien Willens
des Einzelnen anzusehen – d.h. der Einzelne hat zu prüfen, ob er
eigenverantwortlich seine Impftermine wahrnimmt – eine staatliche
Normierung dieser individuellen Pflicht ist nun wahrlich Kant nicht
anzulasten.





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