Re: [AG-Gesundheit] Geschichten aus dem deutschen Gesundheitssystem - Hier Bürokratiewahn

[Jens Braun <jens.j.braun AT googlemail.com>]

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Na dann will ich mal.

Letzhin ging über diese Mailingliste die Feststellung, dass ein
erheblicher Anteil der Gelder der GKV im Verwaltungsaufwand
versickert. Nun, das, so kann ich sagen, wundert mich nicht. Der
alltägliche Bürokratiewahn sieht beispielhaft, wie folgt aus:

Als Leiter eines Pflegeheimes ist eine meiner Aufgaben die BArechnung
sicher zu stellen. Nach BW-Landesrecht sind die monatlichen Zahlungen
in den ersten 3 Werktagen eines Kalendermonats fällig. Das bedeutet,
ich muss meinen Rechnungslauf am Anfang des Monats machen.

Hilfsmittel, also Inkomaterial beispielsweise, wird quartalsweise
abgerechnet. Bisher fand das auf Papier statt, mittlerweile wurde auf
beleglosen Datenträgeraustausch umgestellt, was in der Praxis
bedeutet, dass ich die Rechnung als Sammelrechnung UND einen Datensatz
schicken muss.

Bisher rechnete ich Anfang des dritten Monats eines Quartals auch die
Hilfsmittel in einem großen Rechnungslauf ab. Irgendwann bekam ich die
Inkorechnungen einer großen Kasse wieder per Post zurück, mit dem
Vermerk, die Abrechnung sei falsch, da das Inkomaterial am Ende des
Quartals abzurechnen sei. Ein Anruf beid er Abrechnungsstelle ergab,
das diese Kasse neuerdings explizit auf diese Regelung bestünde.

Ich reif also die Vertragsabteilung der Kasse an. Diese teilte mir
mit, wenn ich den Rechnungslauf schon zu Beginn des Monats machen
müsste, dann solle ich bitte ihre Rechnungen raussortieren und dann am
Ende des Monats verschicken. Dazu muss man wissen, so ein
Rechnungslauf sind ca. 300 Blatt Papier, die dann sortieert werden
müssen. Das muss dann zu verschiedenen Zeiten versandt werden. Klasse
Idee.

Ich teilte also dem Herrn der Kasse unsere Vorgehensweise mit:

Ich werde zukünftig alle Rechnungen der Kasse gesammelt an die
Abrechnungsstelle schicken. Dort dürfen sie dann gerne sortiert werden
und die zu früh geschickten Rechnungen wieder an uns zurück geschickt
werden. Dadurch entstehen die Kosten für das Sortieren nicht bei uns,
sondern bei den Kassen. Ich nehme dann den Breif, den ich von der
Abrechnungsstelle erhalten habe und schicke ihn am Monatsende mit dem
Vermerk: Annahme verweigert, zurück an Absender wieder zurück.
Mehraufwand für mich: keiner!

Dieser Vorschlag traf nun bei der Kasse nicht unbedingt auf
Gegenliebe, aber wir handhaben das Verfahren seit mehr als einem Jahr
erfolgreich so. Wir machen also das System bewusst noch ein wenig
unwirtschaftlicher. Dies ist nur ein Beispiel unter vielen.
Selbstverständlich haben unterschiedliche Kassen unterschiedliche
Abrechnungszentren und natürlich auch unterschiedliche Adressen für
Hilfsmittel oder Pflegekosten. Tipp aus der Praxis: interessiert mich
alles nicht mehr. Ich lasse für jede Kasse 1 Stapel sortieren. Die
Rechnungen gehen alle an eine Adresse. Die sortieren dann die
unterschiedlichen Leistungen auseinander. In der Regel leiten die dann
auch die Rechnungen an die entsprechenden Stellen weiter. Wenn nicht,
kommen die falsch übermittelten Rechnungen SORTIERT zurück und ich
schicke sie dann an die richtige Adresse. Das Porto muss ich so oder
so bezahlen, aber meine Mitarbeiter sparen Zeit. o_O

Ein ganz ein tolles System. Alle paar Monate wird wieder etwas
geändert, was das Ganze noch etwas schwerer macht, aber bisher gelang
es mir immer die Arbeit wieder an die Kassen zurück zu delegieren.

Schade, das Geld könnte man sinnvoller verbrauchen.

Liebe Grüße
JoeJoe
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