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Betreff: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland
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- From: Hiptronic <Hiptronic AT news.piratenpartei.de>
- To: ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Stand der Debatte?
- Date: Sun, 12 Aug 2012 19:38:03 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheit-solidarier>
- List-id: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland <ag-gesundheit-solidarier.lists.piratenpartei.de>
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@Alle
So, habe den Thread gerade einmal quer gelesen. Komme aus dem Gesundheitsbereich, nehme aber für mich nicht in Anspruch, den Durchblick für alles zu haben.
Die Tabelle ist zwar interessant, es fehlen aber ein paar wichtige Informationen: Beispielsweise unterscheidet sich das staatliche Gesundheitssystem Englands sehr stark von dem in Neuseeland, da hat mir mal jemand gesteckt, dass es sich hierbei um eine Art halbprivates System handelt, dass hervorragend funktioniert. Alle Neuseeländer sind staatlich krankenversichert. Bis auf die Sozialfälle haben fast alle eine private Zusatzversicherung, die auf ihre eigenen Bedürfnisse zugeschnitten ist, und im Durchschnitt 100 NZD kostet, was etwa 66 Euro entspricht. Nachteile erlaben die Sozialfälle nur geringfügig, z.B. wenn es um die Terminvergabe geht.
Die Schweiz hat erst seit 1995 eine Versicherungspflicht. Es gibt keine gesetzliche KV, nur Privatkassen, die in regem Wettbewerb zueinander stehen. Die Kosten gemessen am BSP ungefähr das gleiche wie hier, wobei zahnärztliche Behandlung in der Regel ausgeklammert ist, was dazu führt, das nicht so ganz finanzstarke Schweizer Busreisen nach Ungarn unternehmen, um sich dort mit Brücken u.a. zu versorgen. Auch die Schweiz spürt den Druck der steigenden Kosten aufgrund der Altersurne (nicht mehr Pyramide), und die Tendenz geht dort ebenso in Richtung Outsourcing und Halbprivatisierung.
Der Vorteil eines solchen Systems ist, dass sowohl gewinnorientiert gewirtschaftet werden kann, als auch staatliche Kontrolle da ist, die dieses Wirtschaften nicht auf Kosten der Patienten zulässt, wie wir das in Hessen mit der Uni-Klinik Marburg erlebt haben und mit anderen immer noch erleben. Auch Transplantationsskandale wie in Göttingen und Regensburg könnte so vermieden werden. In Spanien gibt es eine staatliche Stelle, die Transplantationen regelt, und die Spanier haben weltweit die besten Zahlen in diesem Bereich - sie können noch Organe abgeben.
Es wird in Deutschland sehr schwierig werden, ein solches System durchzusetzen. Entschuldigt dieses harte Wort, aber die Strukturen des deutschen Gesundheitssystems sind meiner Vermutung nach mehr als mafiös. Die Skandale der letzten Zeit sind nur die Spitze des Eisbergs in einem Land, wo es offenbar völlig normal geworden ist, dass einige im Gesundheitswesen tätige Berufsgruppen trotz vergleichsweise hoher intellektueller Anforderung und Verantwortung von den Einkünften ihrer Arbeit nicht mehr leben können, und dies eher am Desinteresse der Politik liegt als an der mangelnden Durchsetzungsfähigkeit der Berufsverbände.
Gruss
Hip
- Re: [Ag-gesundheit-solidarier] Stand der Debatte?, Hiptronic, 12.08.2012
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