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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Euwikon 2015 - Foliensatz Neues kommunales Finanzmanagement

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Euwikon 2015 - Foliensatz Neues kommunales Finanzmanagement


Chronologisch Thread 
  • From: Arne Pfeilsticker <Arne.Pfeilsticker AT piratenpartei-hessen.de>
  • To: Peter Baum <p.baum AT posteo.de>, ag Geldordnung <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>, "AG Wirtschaft (Achtung viele Mails am Tag!)" <ag-wirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-GOuFP] Euwikon 2015 - Foliensatz Neues kommunales Finanzmanagement
  • Date: Wed, 14 Jan 2015 16:10:01 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>



> Am 14.01.2015 um 10:22 schrieb Peter Baum <p.baum AT posteo.de>:
>
> Mir ist beim ersten schnellen Durchsehen Deiner Folien noch nicht klar, was
> an der Darstellung der Vermögensverhältnisse einer Kommune durch die
> übliche Bilanz schlecht oder unzureichend sein soll. Sie liefert ja nur ein
> Bild der Fakten, auf das auch eine Kommune angewiesen ist.

Hallo Peter,
sehr gute Frage und ich glaube so oder so ähnlich sehen es viele Andere auch.

Stell dir vor, die Bilanz und Ergebnisrechnung wäre nicht so gegliedert wie
sie ist, sondern z.B. nach Farben. Auf der Aktiva-Seite hätten wir dann
Positionen wie Rote Dinge, Grüne Dinge u.s.w. - Das gäbe auch ein Bild der
Fakten und sogar die Bilanzsumme würde übereinstimmen. - Aber spätestens
jetzt würden sich die Meisten fragen: Was soll der Unsinn? Eine Gliederung
der Bilanz nach Farben ist hinsichtlich der Zielsetzung völlig unbrauchbar. -
Richtig und offensichtlich.

Und genau das trifft auch auf die derzeitige Gliederung zu, nur ist hier
Sachverhalt nicht ganz so offensichtlich.

Produkt- und damit Bürgerorientierung, Nachhaltigkeit und Transparenz sind
einige der wichtigsten Ziele des NKFs. Hätte man diese Ziele umgesetzt, dann
wäre das nach meiner Einschätzung nicht nur sehr wünschenswert, sondern eine
wirkliche Revolution gewesen.

Die Produktorientierung ist dabei m.E. die geniale Idee des NKFs. - Leider
wurde diese Produktorientierung nur dem Namen nach, aber nicht in der Sache
umgesetzt.

Eine Produktorientierung hätte z.B. erfordert, dass sich die
Produkthierarchie (= Produktfelder, Produktbereiche, Produktgruppen,
Produkte) in der Bilanzgliederung widergespiegelt hätte, damit sichtbar wird,
welche Ressourcen z.B. für welche Produktbereiche benötigt werden. Teilweise
hat man das sogar gemacht, z.B. die Bilanzposition Schulen zum Produktbereich
Schulträgeraufgaben.

Eine Abstimmung der Produkthierarchie mit den dazugehörigen Vermögens-,
Ertrags- und Aufwandshierarchien ist nicht einfach und die einzugehenden
Kompromisse z.T. sehr unbefriedigend. Das war mit der Grund, warum ich für
die Kommunen eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Rechnungslegung
entwickelt habe.

Eine tatsächliche Produktorientierung hätte insbesondere erfordert, dass die
Ergebnisrechnungen nach der Produkthierachie aufgebaut wird und nicht nach
Produktionsmittel, Ertragsarten oder Funktions-/Organisationseinheiten.

Produkte sind in dem hier diskutierten Kontext Leistungen der Gemeinde an
ihre Bürger, Vereine, Unternehmen, etc.

Nicht direkt zurechenbare Steuern und Abgaben als Produkt zu bezeichnen ist
schon ziemlich dreist. Aus der Sicht der Rechnungslegung wird damit
behauptet, dass diese Steuern und Abgaben eine Leistung der Kommunen an ihre
Bürger sind und nicht umgekehrt.

Genauso wie interne Kosten in den Ergebnisrechnungen an die entsprechende
„Produkte" weiterverrechnet wurden, genau so müssten natürlich auch die
allgemeinen Steuern und Abgaben weiter verrechnet werden.

Ich kenne keine einzige Ergebnisrechnung einer Kommune, die die angestrebte
Produktorientierung, Transparenz etc. umsetzt und hierfür ein „Bild der
Fakten“ liefert. - Im Gegenteil, das Bild und die Transparenz hinsichtlich
der Leistungen der Kommunen an ihre Bürger wird durch einen Wust an
irreführenden Daten verhindert.

Abgesehen davon ist eine Aufwands- und Ertragsrechnung auf Produktebene für
Kommunen nicht wirklich sinnvoll, weil Leistungen und Gegenleistungen - im
Gegensatz zu Unternehmen - weitgehend entkoppelt sind. Wichtig wäre eine
Kosten- und Leistungsrechnung, die aber ins belieben der Kommunen gestellt
wurde.

Selbst die Bilanzen sind sehr häufig nicht vollständig. Beispielsweise fehlt
die Beteiligung an den Sparkassen. Diese Beteiligungen sind in vielen Fällen
sogar die Filetstücke des kommunalen Vermögens. In NRW dürfen sie sogar per
Gesetz nicht in der Bilanz aufgeführt werden. - Aber auch eine gesetzlich
verordnete Bilanzfälschung bleibt eine Bilanzfälschung und ein Verstoß gegen
die Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung.

Meine Vorbehalte richten sich ausdrücklich nicht gegen die Ziele des NKFs,
sondern gegen ihre Umsetzung.

Viele Grüße
Arne





  • [AG-GOuFP] Euwikon 2015 - Foliensatz Neues kommunales Finanzmanagement, Arne Pfeilsticker, 14.01.2015

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