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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Kritik an der Zinskritik - andere Ebene

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Kritik an der Zinskritik - andere Ebene


Chronologisch Thread 
  • From: "Christoph Ulrich Mayer" <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • To: <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-GOuFP] Kritik an der Zinskritik - andere Ebene
  • Date: Fri, 19 Oct 2012 10:26:12 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Autor

 

Mir sind ein paar Dinge klar geworden, die ich gerne als Anregung einbringen möchte:

 

Zinskritik in den Mittelpunkt zu stellen ist aus mehrerlei Hinsicht nicht hilfreich.

1.      Zins ist heute nicht das Hauptvermögenseinkommen.
85 Mrd Zinsen empfangen Privatpersonen + 50 Mrd. aus Versicherungsverträgen (gesamtwirtschaftlicher Zinsumfang ca. 400 Mrd.)
Ausschüttungen und Entnahmen liegen bei ca. 420 Mrd. davon werden 287 Mrd. von Privatpersonen empfangen (Rest ebenfalls zwischen Banken und Unternehmen). Ein Teil der Ausschüttungen kann durch unternehmerische Tätigkeit begründet werden, die Ausschüttungen aus Wertpapierbesitz sind Vermögenseinkommen ohne erbrachte Eigenleistung.
Sachvermögenszuwächse liegen nach meiner Schätzung bei zusätzlichen 400 Mrd. Euro pro Jahr, auch die sind mit einzubeiehen.

2.      Durch die Diskussion mit Alex ist mir klar geworden, dass die isolierte Betrachtung auf Zins zwar zwischenzeitlich zur Komplexitätsreduktion taugt, aber zu insgesamt falschen Schlüssen führt.
Wenn jemand mit hohem Einkommen die Geldeinnahmen vollständig in Umlauf bringt, dann bedeutet das im Regelfall, dass er a) bleibendes, werthaltendes Sachvermögen erwirbt und b) mit diesem oft Zusatzeinkommen erzielt.
Aktien und andere Wertpapiere werden statistisch meist als Geldvermögen gewertet, was insofern richtig ist, als hieraus genauso Vermögenseinnahmen erzielt wird wie aus verzinsten Geldanlagen, nur dass es hier Ausschüttungen und Kurssteigerungen sind, die zum Vermögenszuwachs führen.
Ebenso führen Grundstückskäufe und Immobilienbau / -Erwerb in der folge zu Einnahmen und oft Wertsteigerungen. Nur Konsum im Sinne von Verbrauch, also z.B. Essen, Kleidung, Autofahren geht mit relevantem Vermögensverlust einher, selbst z.B. Schmuck ist davon ansich auszunehmen.

3.      Die Kritik an Zins ist recht besetzt, ich erinnere an die Begriffe „Zinsesoteriker“ und es besteht die Gefahr der Falscheinordnung, z.B. als „stuktureller Antisemitismus“ http://de.wikipedia.org/wiki/Struktureller_Antisemitismus
Nebenaspekt: Was an Bodo Thiesens Aussage auf seiner Wiki-Seite zu kritisieren ist, ist generell die Inverbindungbringung dieser Problematik mit einem Volk/ einer Glaubensrichtung.
Wie auch immer die historischen Verbindungen wäre, heute hat das alles mit Bevölkerungsgruppen nichts zu tun, wir alle haben ein System geschaffen und tragen es zusammen und wir können es genauso verändern.

4.      Woran wir arbeiten sollten ist, das System so zu verändern, dass die darin vorkommenden Rollen wie Arbeiter, Unternehmen(/er), Bank(/mitarbeiter), Staat(/Regierungsmitglied) so gestaltet werden, dass sie jeweils dem Ganzen dienen.

5.      Lösungen sind in den Vordergrund zu stellen und diese müssen nicht zwangsläufig Zins abschaffen.
Wer z.B. meinen Haupt-Lösungsansatz Wertschöpfungsentgelt kennt, weiß dass in diesem der Zins durchaus weiterexistieren kann und alle seine Nutzfunktionen weiter existieren können, diese Maßnahmen dafür gedacht sind, die Wirkung volkswirtschaftlich zu neutralisieren und Vermögenseinkommen (ohne erbrachte Eigenleistung) durch ein hergestelltes Gleichgewicht im Geldmarkt zu reduzieren, Einkommen aus Leistung und sozialer Gerechtigkeit sollen möglichst weit im Vordergrund stehen.

 

Deshalb schlage ich vor, dass wir

a)      Über unsere Arbeit die Verwirklichung vereinbarter Werte wie Gerechtigkeit und Freiheit stellen,
z.B. wie unter http://ag_wirtschaft.piratenpad.de/2012 vorgeschlagen.

b)      Darunter definieren, welche Probleme gelöst werden sollen, z.B. die Euro- und Staatsfinanzkrise, Verteilungsgerechtigkeit usw.

c)      Darunter die vorgeschlagen Lösungen wie Vollgeld, Umlaufsicherungsgeld usw. mit Bewertung der Effekte bezüglich Lösung der Problemstellungen

d)     Darunter die Betrachtungen die für das Problemverständins und die Lösungserbarbeitung wichtig sind, z.B. Entstehung von Vermögenseinkommen, Staatsverschuldung usw. in diese Ebene gehört auch die Beschäftigung mit der Zinskritik. So können wir die Aspekte behandeln, die auch wirklich relevant sind. Parallel können sich Experten natürlich auch nur mit diesem beschäftigen.

 

Dadurch wird meiner Ansicht nach viel mehr verwertbarer Input rauskommen. Der ESM-Squad ist genau so ein Teilaspekt: Problem definiert, Stellungnahme dazu formuliert, Alternativen gesammelt, Alternative vorgeschlagen im Liquid Feedback.

So sollten wir es aus meiner Sicht bei allen Themen machen.

 

Was haltet Ihr von diesem Ansatz?

 

Dazu bitte auf dem separaten Thread „Lösungsorientierte und relevante Arbeit der AG“ auf der ML antworten

 




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