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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Fwd: Eurokrise: Piraten sollten eine Position zu den explodierenden Target2-Salden entwickeln

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Fwd: Eurokrise: Piraten sollten eine Position zu den explodierenden Target2-Salden entwickeln


Chronologisch Thread 
  • From: Hilmar Benecke <pirathilmar AT arcor.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de, "ag-wirtschaft AT lists.piratenpartei.de" <ag-wirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-GOuFP] Fwd: Eurokrise: Piraten sollten eine Position zu den explodierenden Target2-Salden entwickeln
  • Date: Fri, 11 May 2012 22:04:29 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Achtung, crossposting!

Diese Mail zum Thema Target2 hat mich heute persönlich erreicht und ich habe dem Absender, den ich nicht kenne, bereits eine kurze - formale - Antwort zukommen lassen. Ich leite sie an beide Wirtschaft-/Finanz-AGs weiter, da hier bereits vereinzelt über Target2 diskutiert wurde. Vielleicht sind hier ja Quellen angeführt, die es Neulingen ermöglichen, sich mit der Materie etwas vertraut zu machen oder anderen, ihre Kenntnisse zu vertiefen. Ich möchte damit nicht zwingend eine erneute Diskussion anstoßen - es sei denn jemand erhofft sich davon einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn für die Mitleser.

Schönes Wochenende
Hilmar

-------- Original-Nachricht --------
Betreff: Eurokrise: Piraten sollten eine Position zu den explodierenden
Target2-Salden entwickeln
Datum: Fri, 11 May 2012 10:12:28 +0200
Von: Ulrich Schlueter <uschluet AT muenster.de>
An: <pirathilmar AT arcor.de>



Hallo Hilmar,
am 7.05.2012 sandte ich diese E-Mail bereits an Dr. Joachim Paul unter
webmaster AT vordenker.de <mailto:webmaster AT vordenker.de>, erhielt jedoch
keine Antwort und vermute, dass Joachim seine unter dieser
E-Mail-Adresse eingehenden E-Mails nicht regelmäßig liest. Joachim gibt
ja leider keine andere E-Mail-Adresse oder gar eine Telefonnummer
bekannt (siehe beispielsweise http://www.neusser-piraten.de/?p=614 oder
http://www.piratenpartei-nrw.de/6888/2012-03-31/dr-joachim-paul/).
Ich las die Presseerklärungen "Piraten in NRW fordern Volksentscheid
über den ESM"und "Die zukünftige NRW-Landesregierung darf dem ESM nicht
zustimmen". Auch wenn Sie nicht der Ansprechpartner für die Problematik
der exponentiell steigenden Target2-Salden (uneinbringlichen Forderungen
der Deutschen Bundesbank direkt gegen die EZB und indirekt gegen die
südeuropäischen Krisenländer) sind, werden Sie meine E-Mail an Finanz-
und Wirtschaftsexperten der Piratenpartei weiterleiten können, die über
die Target2-Problematik diskutieren und ein Statement vorbereiten können.
Gestern hat die Deutsche Bundesbank ihren Target2-Saldofür April
bekanntgegeben:
http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=&func=row&tr=EU8148
<http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=&func=row&tr=EU8148>
Danach beliefen sich im April 2012 die uneinbringlichen Forderungen der
Deutschen Bundesbank direkt die EZB und indirekt gegen die kränkelnden
Eurosüdländer auf 644,182 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vormonat eine
Steigerung von 4,6 %, gegenüber Dezember 2011 um 17,8 % und gegenüber
April 2011 um 108,4 %. Der positive Target2-Saldo hat nicht einen
linearen, sondern exponentiellen Anstieg. Eigentlich müssteApollo 13
(die Deutsche Bundesbank) an Houston (unsere Regierung) den Funkspruch
sendet: "Hallo Houston, wir haben da ein Problem...".Bundesbank-Chef
Weidmann hat das Anfang März auch bereits getan, siehe den
Handelsblatt-Artikel "Der einsame Kampf der Bundesbank" unter
http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/geldpolitik/euro-krise-der-einsame-kampf-der-bundesbank/6274206.html.
Die Bundesregierung leugnet das Problem aber, siehe den Artikel
"Bundesregierung: Target-Kredite existieren nicht unter
_http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2012/03/40658/_.
Unter
http://www.querschuesse.de/deutschland-target2-saldo-auf-allzeithoch-mit-644182-mrd-euro/
wird der neuerliche Anstieg des Target2-Saldos auf das Allzeithoch
diskutiert.
Unter http://www.stop-esm.org/home ruft der Bund der Steuerzahler Bayern
e.V. die Bürger dazu auf, einen Aufruf gegen ESM, Fiskalpakt und Target2
zu unterzeichnen.
Auf einer Podiumsdiskussionin Münster "Eurokrise und kein Ende -
Versinken wir im Schuldensumpf" und wenige Tage später auf einem Vortrag
"Wie sicher ist der Euro (noch)?" lernteich Prof. Ansgar Belke kennen.
Prof. Belke ist ein bemerkenswert scharfsiniger Volkswirt, verbringt
zwei Tage die Woche beim Deutschen Institut der Wirtschaft in Berlin,
wird dort von der Bundesregierung als Berater "missbraucht" (wie er
sagt) und ist außerdem im Ausland ständig unterwegs. Er schrieb mir "...
bin am nächsten Tag schon wieder auf dem Symposium Oeconomicum im
Münsteraner Schloss aktiv (siehe
http://symposium-oeconomicum.de/neu/som2012/referenten/). Donnerstag
dann in Maastricht und Duisburg... Mit der TARGET-Problematik befassen
wir uns auch im Rahmen meiner Tätigkeit im Monetary Experts Panel des
Europa-Parlaments (vierteljährlich legen wir dort Studien zu aktuellen
Themen der europäischen Geldpolitik vor. Kommende Woche nehme ich an
vier Panel-Diskussionen in In- und Ausland teil. Übernächste Woche nehme
ich in der Tat an einer Konferenz in Kiel mit Hans-Werner Sinn
teil."Auch Prof. Belke sieht in den stark steigenden Target2-Forderungen
der Deutschen Bundesbank, denen Target2-Verbindlichkeiten der
PIIGS-Länder gegenüberstehen, ein großes Risiko, von dem weder die
Politiker noch die Bürger etwas ahnen.
Beim ifo Institut wurde übrigens im April 2012 das Papier "Austritt
Griechenlands aus der Europäischen Währungsunion: historische
Erfahrungen, makroökonomische Konsequenzen und organisatorische
Umsetzung" veröffentlicht:
http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoContent/N/pr/pr-PDFs/ifostudie-201205-Austritt_Griechenlands_aus_EWU.pdf
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Schlüter
Biederlackweg 72
48167 Münster
Germany
Tel. +49 (0) 251 4198233
Mobil +49 (0) 1522 1975992
uschluet AT muenster.de <mailto:uschluet AT muenster.de>

Problematik der Target2-Salden

Am 11.05.2012 hat die Deutsche Bundesbank ihren Target2-Saldo für April
hier bekanntgegeben:

http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=&func=row&tr=EU8148
<http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_zeitreihen.php?lang=de&open=&func=row&tr=EU8148>

Danach beliefen sich im April 2012 die Forderungen der Deutschen
Bundesbank direkt die EZB und indirekt gegen die kränkelnden
Eurosüdländer auf 644,182 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vormonat ist das eine
Zunahme von 4,6 %, gegenüber Dezember 2011 um 17,8 % und gegenüber April
2011 um 108,4 %. Der positive Target2-Saldo der Deutschen Bundesbank hat
nicht einen linearen, sondern exponentiellen Anstieg.

Prof. Sinn vom Ifo-Institut veröffentlichte am 18.04.2012 die
Presseerklärung "Explodierende Target-Kredite" (siehe
http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome/e-pr/e1pz/_generic_press_item_detail?p_itemid=18119037)
sowie die Presseerklärung "Bogenberger Erklärung und Target-Kredite der
Deutschen Bundesbank "
(http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome/e-pr/e1pz/_generic_press_item_detail?p_itemid=17994355).

Unter http://www.querschuesse.de/target2-salden/wird monatlich genau
aufgeschlüsselt, welche Euroländer welche positiven oder negativen
Target2-Salden in den letzten Monaten aufwiesen.

Unter
http://www.querschuesse.de/deutschland-target2-saldo-auf-allzeithoch-mit-644182-mrd-euro/
wird der neuerliche Anstieg des Target2-Saldos auf das Allzeithoch
diskutiert.

Unter http://www.stop-esm.org/home ruft der Bund der Steuerzahler Bayern
e.V. die Bürger dazu auf, einen Aufruf gegen ESM, Fiskalpakt und Target2
zu unterzeichnen.

Jens Weidmann von der Deutschen Bundesbank hat die steigenden
Target2-Salden der Zentralbanken der Euroländer Anfang März
problematisiert ( siehe
http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/geldpolitik/euro-krise-der-einsame-kampf-der-bundesbank/6274206.html).

Die Bundesregierung hat bisher das sich verschärfende Problem geleugnet
(siehe http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2012/03/40658/).

Dr. Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, wird in der "ideas
TV"-Sendung am 16.05.2012 zur Target2-Saldenproblematik interviewt. Die
Finanzmarktsendung der Commerzbank wird jeden Mittwochabend
ausgestrahlt. Die Sendungen können hier nachträglich abgerufen werden:
http://www.ideastv.de/broadcast/active/

Inzwischen werden einige Lösungsansätze zur Target2-Saldenproblematik
diskutiert, jedoch sind sie alle nur "akademischer Art". Unsere
Parlamentarier stimmen in Berlin über Rettungspakete ab, ohne zu wissen,
dass es seit Jahren nicht öffentlich bekannte "Rettungspakete" (oder
besser einen Selbstbedienungsladen für kranke Euroländer) in Form der
Target-Kredite gibt. Finanzstarke Bürger und Unternehmen aus den
schwächelnden Eurostaaten kaufen in Deutschland, Luxemburg und den
Niederlanden Immobilien, Aktien und Sachanlagen. Als Gegenwert erhalten
die finanz- und krisenstabieln Nordländer nicht eintreibbare Forderungen
in Form von positiven Target2-Salden. Die gute Wirtschaftslage und die
Arbeitsmarktlage in Deutschland fundieren zum Teil auf Kapitalflucht
nach Deutschland, der boomende Export in die südlichen Euroländer
bedeutet zum Teil, dass Deutschland seine Waren verschenkt.

Im Spätsommer 2010 machte der frühere Bundesbankpräsident Helmut
Schlesinger Prof. Hans-Werner Sinn, Chef des Münchner IFO-Instituts, auf
die Salden aufmerksam. Schlesinger war in der Bilanz der Deutschen
Bundesbank ein geheimnisvoller Posten aufgefallen: Forderungen der
Bundesbank im dreistelligen Milliardenbereich gegen das System der
europäischen Notenbanken. Schlesinger konnte sich nicht erklären, was
dahintersteckt und bat Prof. Sinn um eine Analyse. Prof. Sinn kam in
seiner Analyse zu erschreckenden Ergebnissen und veröffentlichte sie
seitdem in Vorträgen, Zeitungsberichten und Talkshows. Auch unter
http://www.querschuesse.de/target2-salden/wird die Problematik seit
Anfang 2011 detailliert und fachkundig diskutiert.

Unter
http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome/B-politik/90spezial/Targethat
Prof. Sinn am 21.03.2012 die Sonderausgabe "Die Target-Kredite der
Deutschen Bundesbank" veröffentlicht:
http://www.cesifo-group.de/portal/pls/portal/docs/1/1215973.PDF.

Am 19.12.2011 hielt Prof. Hans-Werner Sinn den Vortrag "Ist der Euro
noch zu retten?", in dem er auf die Problematik der Target2-Salden
eingeht. In der Mediathek des IFO-Instituts (_www.cesifo-group.de_)
finden Sie diesen Videovortrag.

Einen weiteren Vortrag "Prof. Hans-Werner Sinn zur Situation in der EU"
vom 5.03.2012 finden Sie hier:

http://aktien-boersen.blogspot.de/2012/03/prof-hans-werner-sinn-zur-situation-in.html

Prof. Sinn veröffentlicht die Summe aller Haftungen Deutschlands unter
der monatlich aktualisierten Website:

http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome/B-politik/_Haftungspegel

Unter
http://www.cesifo-group.de/portal/page/portal/ifoHome/B-politik/95discforumbeantwortet
Prof. Sinn Fragen seiner Leser zur Target2-Problematik.

Zwar kann man über Prof. Sinn geteilter Meinung sein, doch beruhen seine
Analysen auf dem von der Deutschen Bundesbank veröffentlichten
Zahlenmaterial. Lediglich seine Interpretation dieses Zahlenmaterials
kann somit kritisiert werden, die von ihm gelieferten Charts jedoch
kaum. Prof. Sinn kommt außerdem zu dem Ergebnis, dass ein großer Teil
des augenblicklichen Wirtschaftsbooms in Deutschland in Wirklichkeit auf
die Kapitalflucht der Krisenländer nach Deutschland zurückzuführen ist,
dass die scheinbar hervorragenden Exporterlöse in Wirklichkeit
uneinbringliche Forderungen gegen die Krisenländer sind.

Bei der inzwischen auf 644 Milliarden Euro angewachsenen Target2-Saldo
der Deutschen Bundesbank handelt es sich um Forderungen der Deutschen
Bundesbank gegenüber der EZB, denen Verbindlichkeiten der
Eurokrisenländer gegenüberstehen. Sollte eines der GIIPS-Länder
(Griechenland, Irland, Italien Portugal Spanien) pleite gehen, so werden
diese Forderungen uneinbringlich und müssen zu einem großen Teil
abgeschrieben. Sie müssen dann zusätzlich zu den Forderungen
abgeschrieben werden, die die Deutsche Bundesbank bzw. der deutsche
Staat (teils indirekt über die EZB) aufgrund der öffentlich bekannten
Rettungspakete hat.

Prof. Sinn kommt aufgrund des Zahlenmaterials unter anderem zu dem
Ergebnis, dass sich Länder wie Irland und Griechenland still und
heimlich über Target-Kredite bereits seit fünf Jahren "Rettungspakete"
geschnürt haben, lange also, bevor die Abgeordneten des Deutschen
Bundestages über die offiziellen Rettungspakete abstimmen durften.

Aufgrund des weiteren, exponentiellen Anstiegs in den letzten Monaten,
und spätestens nachdem Bundesbank-Präsident Jens Weidmann (siehe
http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/geldpolitik/euro-krise-der-einsame-kampf-der-bundesbank/6274206.html)
forderte, dass finanzschwache Euro-Länder ihre Target-Verbindlichkeiten
gegenüber der EZB besichern müssen, erschienen in der Presse
beispielsweise folgende Artikel:

http://www.wiwo.de/politik/europa/euro-krise-target-salden-draengen-deutschland-an-den-abgrund/6277238.html

http://m.faz.net/aktuell/wirtschaft/hans-werner-sinn-der-dickschaedel-unter-den-wirtschaftsprofessoren-11671453.html

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/target-salden-der-bundesbank-brisante-milliarden-1.1300848

http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/geldpolitik/euro-krise-der-einsame-kampf-der-bundesbank/6274206.html

Selbst im Newsletter der Immobilien-Fachwebsite
_www.gewerbeimmobilien24.de_ informierte der Herausgeber Herr Rohmert im
Editorial seines Newsletters 262 vom Januar 2012 seine Leser über die
Target2-Problematik und erhielt laut Editorial der Newsletter-Ausgabe
263 viele besorgte Rückmeldungen seiner Leser (siehe
http://www.gewerbeimmobilien24.de/gi24-news/immobilienbriefe-handelsimmobilien-report-archiv/).
Ist erst einmal die Immobilienfachwelt (Immobilienfondsmanager und
Immobilieninvestoren) aufgeschreckt, führt das eventuell zu Reaktionen
(beispielsweise Umschichtung in Betongold, Kapitalflucht aus dem
Euroraum usw.).

Wie man beispielsweise der letzten Seite des WIWO-Artikels
"Target-Salden drängen Deutschland an den Abgrund" entnehmen kann,
scheinen alle bisherigen Lösungsvorschläge für die Target2-Problematik
eher theoretischer Natur zu sein:

http://www.wiwo.de/politik/europa/euro-krise-kann-man-die-target-salden-eindaemmen/6277238-7.html




  • [AG-GOuFP] Fwd: Eurokrise: Piraten sollten eine Position zu den explodierenden Target2-Salden entwickeln, Hilmar Benecke, 11.05.2012

Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

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