ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Jürgen Niccum <j.niccum AT me.com>
- To: AG-GOuFP <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: [AG-GOuFP] Fwd: doch kein Textbaustein
- Date: Fri, 20 Apr 2012 18:19:19 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
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Von: Jürgen Niccum <j.niccum AT me.com>Betreff: Re: [AG-GOuFP] doch kein TextbausteinDatum: 20. April 2012 14:09:23 MESZAn: Keox <piratkeox AT googlemail.com>+1
Gruß Jürgen
Am 20.04.2012 um 11:34 schrieb Keox:Hallo,habe ja gestern im Mumble erwähnt, dass die Pressesprecherin und Gefion (Beisitzerin im Bundesvorstand) mir einen Textbaustein für Interviews schicken wollten der klarstellt, dass wir nur für unsere AG und nicht im Namen der Piratenpartei sprechen. Laut Gefion war das ein "Missverständnis". Wir werden also keinen offiziellen Textbaustein bekommen. Seid ihr mit folgendem Ersatz einverstanden:"Aufgrund der streng basisdemokratischen Struktur der Piratenpartei Deutschland wollen und müssen wir darauf hinweisen, dass folgende Äusserungen nur die Meinung unserer AG widerspiegelt. Ob sie auch von der Mehrheit aller Piraten unterstützt werden, muss noch auf unseren Bundesparteitagen entschieden werden."Hat jemand einen Verbesserungsvorschlag? Wäre gut wenn das Interview noch vor dem BPT veröffentlicht wird.Gruß KeoxAm 17.04.2012 03:15, schrieb Keox:Hallo,https://aggeldordnungundfinanzpolitik.piratenpad.de/39die Pressesprecherin will mir noch einen Textbaustein zuschicken, derklarstellt, dass das nur unsere und nicht die Meinung der gesamtenPiratenpartei ist.Wir sollten uns dann wohl auch darauf vorbereiten in Zukunft öfterPressemeldungen zu veröffentlichen und Interviews zu geben. Vorteilhaftwäre natürlich das wenn möglich mit anderen AGen gemeinsam zu tun.Dagegen wird der Vorstand dann fast nichts unternehmen können.1. Der ESM Vertrag widerspricht der AG-Geldordnung (AGG) zufolge denGrundsätzen einer demokratischen Staatsordnung. In welcher Hinsicht?Die Piraten lehnen rechtliche Gebilde dieser Art, die keine ausreichendedemokratische Legitimation und Transparenz besitzen ab.Der ESM verstößt gegen die im Grundgesetz verankerten fundamentalenRechtsprinzipien und Grundsätze einer demokratischen Staatsordnung wiedem Parlamentsvorbehalt, dem Gleichheitsprinzip, demRechtsstaatlichkeitsprinzip, der Gewaltenteilung sowie demTransparenzgebot.Darüber hinaus beschneidet der ESM nachhaltig das vom BVerfG in seinemUrteil vom 07. Sept 2011 hervorgehobene Budgetrecht des nationalenParlaments.Daher halten wir den ESM für ein unzulässiges Mittel, um die Eurokrisezu bewältigen. Diese etwaige Verfassungswidrigkeit birgt das Potenzial,die Krise in Europa erst recht eskalieren zu lassen.2. Bundespräsident Joachim Gauck soll seine Unterschrift auf denESM-Vertrag verweigern, fordert die AGG. Trauen sie Gauck zu sich beieiner so schwerwiegenden Entscheidung quer zu stellen und wie könnte manihn davon überzeugen?Einen Versuch ist es wert, zumal der ESM gerade im Hinblick auf"Freiheit und Verantwortung" mit Sicherheit diskussionswürdig ist. HerrGauck bezeichnet sich selbst auch gerne als Demokratielehrer. Der ESMkönnte zu seinem Lehrplan gehören, als aktuelles Beispiel zum Thema:"Gefahren für unsere Demokratie".3. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass der Einsatz eines9er-Gremiums des Haushaltsausschusses für Entscheidungen überAuszahlungen an den EFSF unzulässig ist. Aber nur, wenn der Einsatz mitEilbedürftigkeit begründet wird. Wenn Geheimhaltung erforderlich sei,wird das Gremium weiterhin eingesetzt. Wie bewerten Sie dies?Anmerkung: In der Frage sollte ESM durch EFSF ersetzt werden ->http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg12-014Wenn das so ist, würde es in der gängigen Praxis sicherlich dazu führen,dass ein immunes Gremium entscheidet, ohne Bundestag oder irgendeineandere Kontrollinstanz. Höhere Ebenen von Politik und Verwaltung werdensich mit dem ESM eine neue Lizenz zum Geldrucken beschaffen. Am Kern derzunehmenden Verschuldungsproblematik ändert sich dabei nichts.4. In einer Presseerklärung der AG-Geldordnung schreiben sie, der ESMhabe in seiner jetzigen Form das Potential, die Krise in Europa zuverschärfen. Wie könnte ein solches Szenario ablaufen?Weder in den zahlenden noch in den empfangenden Ländern wird dieBevölkerung von diesen Vorgängen profitieren, denn sie werden die Kostentragen. Wir sehen, wie bereits die Maßnahmen in Griechenland zu tiefensozialen Spaltungen binnen kürzester Zeit geführt haben. AlteRessentiments der Länder könnten sich bei einer weiteren Zuspitzung dersozialen Verhältnisse in Europa aufschaukeln. Der ESM schröpft dieBürger der starken und der armen Länder zu Gunsten der institutionellenGeldanleger. Man darf aber auch die Handelsbilanzen der Länderuntereinander nicht ausser acht lassen. Wenn man so will hat Deutschlandgegenüber den Defizitländern eine Schuld aus den Exportüberschüssen zubegleichen. Bei dieser ausgleichenden Gerechtigkeit hat aber der Bürgerwieder am Wenigsten davon. Die Profite haben andere gemacht, dieRechnung zahlt der Bürger. Ohne wirkliche Aufklärung und Transparenz imbestehenden Geldsystem, kommen wir auf Dauer in Europa nicht weiter. WasEuropa braucht, ist eine ehrliche, offene und schonungslose Debatte überdie Probleme der bestehenden Geldordnung, sowie möglicher Lösungen.Daran möchten wir arbeiten.5. Welche Folgen würde dies für die europäischen Bürgerinnen und Bürgerhaben?Die positive Folge ist zunächst die Erhaltung der Geldvermögen, die denSchulden gegenüberstehen. Die Geldvermögen sind der Hauptbestandteil derallgemein geförderten privaten Altersvorsorgen. Deshalb mussgrundsätzlich die private Altersvorsorge hinterfragt werden. DaGeldvermögen (Sparen) als Gegenpart Schulden sind, muss man bei einemAufruf für mehr Sparen oder gar einer gesetzlichen Verankerung zumAufbau von privaten Altersvorsorgen auch das mehr an Schulden akzeptieren.Der ESM sorgt nur für eine breitere Verteilung der Schulden, damit dieGeldvermögen erhalten bleiben. Damit wurde nur Zeit gewonnen, abergrundlegende Probleme nicht gelöst, dazu müsste man tiefgreifendereStruktureformen anstoßen und zu einem Paradigmenwechsel bereit sein.Es besteht die Gefahr, dass auf Grund eines fehlerhaften Systemsdrastische Maßnahmen ergriffen werden, um das System so lange wiemöglich zu stützen (u.a. ESM). Europa könnte so zu einer Tyranneimutieren, in der eine praktisch zentralisierte Regierung die europäischeEinigung mit harter Hand erzwingen will. Das kann leicht ins Gegenteilüberschlagen und nationalistischen Tendenzen und radikalen Kräften inEuropa Auftrieb verleihen. Gerade die führende Rolle Deutschlands in derESM-Konstruktion sollte uns dabei zu denken geben.6. (war ursprünglich Frage 7) Viele Anregungen für die AGG stammen vondem Soziologen Joseph Huber. Dieser setzt sich dafür ein, Geldschöpfungdurch Banken zu unterbinden. Wie läuft eine solche Geldschöpfung ab undmit welchen Folgen?Die meisten Menschen denken, daß Banken das Geld von Sparern als Krediteweiterverleihen. Diese Annahme ist jedoch falsch und steckt so fest inden Köpfen, daß es fast allen sehr schwer fällt die Wirklichkeit derGeldschöpfung zu akzeptieren. Wenn Banken einen Kredit vergeben,erzeugen sie das dafür benötigte Geld selbst. Dieses Geld hat vorhernicht existiert und verschwindet auch wieder, sobald der Kredit getilgtwird. Es findet eine Geldschöpfung durch Gutschrift statt. Es isttatsächlich so simpel: Der Geldbetrag wird dem Konto einfachgutgeschrieben, ohne daß vorher von einem anderen Konto etwas abgebuchtwerden mußte.Dieser Mechanismus hat mehrere Nachteile: 1. Das so entstandene Geldkann bei Bankenpleiten verloren gehen, was von Banken als Druckmittel inKrisen eingesetzt wird. 2. Wenn nur die Zentralbank Geld schöpfen würde,könnte sie dem Staat jährlich Gewinne in zweistelliger Milliardenhöhegeben. 3. Banken verhalten sich in Krisen bei der Kreditvergabe zurestriktiv und während dem Aufschwung zu optimistisch, wodurch dieAusschläge von Konjunkturzyklen verstärkt werden. 4. Die Zentralbankkann die Geldmenge nur indirekt über Leitzinsen steuern.7. (war ursprünglich Frage 6) Die AGG beschäftigt sich intensiv mitMöglichen Reformen des Geldsystems. Wo hat unser Geldsystem Schwächenund wie können diese Behoben werden?Wir diskutieren unterschiedlichste Ansichten: Als die folgenreichstenSchwächen werden momentan die Geldschöpfung, der Zins und das Sparendiskutiert. Der größte Teil des verwendeten Geldes wird heute nicht mehrvon der Zentralbank, sondern von den Geschäftsbanken „erzeugt“. Diesführt zu einer kaum kontrollierbaren Ausweitung der Geldmenge, verbundenmit Spektulationsblasen und Inflation. Deshalb sollte das Recht, Geld zuschöpfen, alleine bei der Zentralbank liegen. Dadurch wäre dieZentralbank endlich in der Lage, die Geldmenge direkt und nicht mehr nurüber Zinsen zu steuern. Ein weiteres Problem ist, daß Guthabenzinsen einleistungsloses Einkommen darstellen. Sie fördern die Ungleichverteilungvon Vermögen von unten nach oben und erhöhen zudem die Kreditzinsen, wassinnvolle Investitionen erschwert. Durch langfristiges Sparen wird dieumlaufende Geldmenge verringert und führt zu einemgesamtwirtschaftlichen Verschuldungszwang. Deshalb ziehen wir zumBeispiel die umlagefinanzierte Rente der privaten Altersvorsorge vor.Außerdem wird über den Nutzen von regionalen Komplementärwährungendiskutiert. Bei einem Finanzsystemzusammenbruch könnten sie dieschrecklichen Folgen spürbar mildern. DieKomplementärwährungs-Initiativen leisten einen wertvollen Beitrag zuFragen rund um Geldschöpfung und Geldmengensteuerung durch Umlaufimpuls.Das größte Problem aber ist die mangelnde politischeDiskussionsbereitschaft zu diesen Themen. Das Geld beherrscht uns undnicht wir das Geld. Unserer Gesellschaft fehlt sowohl dasProblembewußtsein als auch wichtiges Grundwissen. Deshalb wollen wiraufklären und eine breite öffentliche Debatte entfachen.8. Wie ist Ihre Position zu Staatlicher Geldschöpfung?Vor über hundert Jahren wurden Banknoten noch von privaten Bankenausgegeben, bevor dieses Recht in die Hände der Staaten übertragenwurde. In England geschah dies 1844 durch den Bank Charter Act unter demPremierminister Robert Peel. Inzwischen haben Banken aber wieder dieMacht den größten Teil der von der Realwirtschaft verwendeten Geldmengeselbst zu schöpfen, da heutzutage meistens mit Überweisungen bezahltwird. Die Politik sollte dies endlich als Problem erkennen und wie schonvor über hundert Jahren den Banken die Macht der Geldschöpfungentreißen. Vor allem angesichts der Finanzkrise wäre dies der nächstelogische Schritt in der Evolution unseres Geldsystems. Die Bankensollten weiterhin wie bisher die Wirtschaft finanzieren, also Kreditevergben können, aber die Bereitstellung von Geld zum Wirtschaften isteine Aufgabe von Verfassungsrang und gehört deshalb in die Hände derStaaten.Wir wollen einen ordnungspolitischen Rahmen, der sowohl dem Staat alsauch seinen Bürgern ein freies und selbstbestimmtes Handeln ermöglichtund gleichzeitig für höchstmögliche Stabilität sorgt.9. Bei der AGG handelt es sich nur um einen Teil der Piratenpartei.Wieviel Zuspruch bekommt sie vom Rest der Partei?Das ist schwer zu sagen. Beim letzten Bundesparteitag wurden zwei ESMAnträge eingereicht, wobei ein Antrag durch ging. Er kritisiert dasundemokratische Zustandekommen des ESM. Ein weiterführenderdetaillierterer Antrag wurde jedoch abgelehnt. Unsere AG konnte sichbisher noch nicht auf einen Antrag zur Geldordnung einigen. Deshalbkönnen wir nur schätzen, ob die Mehrheit unsere Anliegen unterstützt.Wir werden uns um Aufklärung bemühen und hoffen, daß noch vor denBundestagswahlen Vorschläge von uns ins Wahlprogramm aufgenommen werden.Gruß Keox--http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitikhttp://wiki.piratenpartei.de/BE:Squads/Geldordnunghttp://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaGegenwaertigesGeldsystem : wird noch erweitert.http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaVollgeldreform: wird noch erweitert.--AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing listAG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.dehttps://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
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