ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
Listenarchiv
- From: Dieter Jaeger <dieter.jaeger.ac AT gmail.com>
- To: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Drogenpolitik] [BTW2013]
- Date: Fri, 20 Jul 2012 17:24:38 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogenpolitik <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Ich wollte das folgende eigentlich als Kommentar im pad absetzen, geht aber
nicht, weil readonly. Deshalb über die Mailingliste.
Um mal durch durch ein praktisches Beispiel zu unterfüttern, warum über die
Kommunen das Geld insbesondere in lokale Aktivitäten fließen sollte. Meine
Erfahrung bezieht sich dabei auf eine Person mit drogenindizierter
Schizophrenie.
Geschlossene Psychiatrie - Abspulen des medikamentösen Standardprogramms,
auf Kontakt zu Eltern wird wenig Wert gelegt. Danach Überleitung zur
psychiatrischen Ambulanz. Sieht zunächst besser aus. Es gibt Gruppen von
Kranken, wo gemeinsam was unternommen wird, Einbeziehung der Eltern je nach
Arzt verschieden. Es gibt eine betreute Angehörigengruppe und
Informationsveranstaltungen. Danach berufliche Eingliederung, schulartig
aufgebaut, hilft aber auch bei der Jobsuche. Die Betreuung durch die
Ambulanz besteht jetzt nur noch aus kurzen Terminen in langen Abständen,
die wohl für beide Seiten als lästige Pflichtübung angesehen werden. Das
Thema Drogen ist in der ganzen geschilderten Kette wenn nur ein Randthema.
Es erfolgt ein Rückfall und die Krankheit arbeitet sich wieder in den
Vordergrund, wird dominierend, Jobverlust, Verwahrlosung. Niemand fühlt
sich richtig zuständig. Der Amtsarzt kann nur eine Einweisung veranlassen.
Das Amtsgericht verfügt Betreuung nach Konflikten mit dem Gesetz. Bei
irgendeiner Gelegenheit erfolgt Einweisung in die Geschlossene,
Zwangsmedikation. Danach Betreung durch Sozialarbeiter einer in diesem
Bereich tätigen Firma, Gespräche, Freizeitunternehmungen, gemeinsames
Einkaufen, Betreuer macht den Behördenkram, regelmäßige, monatliche Termine
beim Psychiater. Anfangs Mitarbeit in einem Cafe, die von der Firma
betrieben wird, wird aus Geldmangel wieder geschlossen. Von Harz IV auf
Verrentung, Akte geschlossen.
Kurz, passieren tut nur was, wenn das Kind im Brunnen ist, und danach gibt
es Ansätze aber alles irgendwie lustlos, wenig zielgerichtet,
unorganisiert, Stückwerk, Kompetenzwirrwarr. Das liegt nicht in erster
Linie am Personal in diesen Einrichtungen, darunter gibt es sehr engagierte
Leute. Und immer wieder Mangel an allen Ecken und Enden.
Meiner Meinung nach muss eine einheitliche Leitstelle her aus betreuenden
Ärzten, die für eine ganzheitliche Betreuung auf Einrichtungen zur
Therapie, zur Lebenshilfe, zur beruflichen Eingliederung, zum betreuten
Wohnen usw. zurückgreifen kann. Alles das muss unbürokratisch vor Ort
organisiert werden. Auch die Forschung sollte hier, ganz eng verzahnt mir
der Wirklichkeit stattfinden. Prävention durch z.B. Aufklärung in Schulen
wäre eine weitere Aufgabe dieser Leitstelle.
Zu teuer? Nein, billig im Vergleich zu der augenblicklichen Ineffektivität,
die auf Verwahrung und unter den Teppich kehren hinausläuft, statt den
Betroffenen eine, wenn auch je nach Krankheit beschränkte,
Wiedereingliederung ins Arbeitsleben und Teilnahme an der Gesellschaft zu
ermöglichen.
Was hingegen völlig verzichtbar ist:
- die Strukturen zu belassen, wie sie sind und einfach mehr Geld
hineinzupumpen.
- weltferne Forschung (ich kann den Begriff "Studie" schon nicht mehr hören)
- Standardmedizin: Krankheiten heilt man nur mit Medikamenten
- Propagandaabteilungen für Prävention
- der Glaube, dass man mit Verboten im Jugendbereich Prävention betreiben
könnte
Ein solches Konzept sollte wenigstens in Umrissen klar werden, und dann
wird die Finanzierung über eine einheitliche Abgabe wesentlich klarer.
Ich persönlich würde eine solche Abgabe aber nur als ersten Schritt hin zu
einer wirklich solidarischen Finanzierung dieser gesellschaftlich
notwendigen Aufgabe sehen. Sie hat nämlich den entscheidenden Nachteil,
dass sie ungerecht ist. Die Abgaben belasten Reiche wie Arme gleich.
Ist jetzt leider was lang geworden.
Gruß Dieter
Am 20. Juli 2012 15:10 schrieb Andi_nRw <andi AT piratenpartei-wesel.de>:
> Zustimmung.
> Und ich möchte auch noch mal auf das passende Pad hinweisen. Dort kann
> neben der Diskussion ggf schon etwas entstehen, das uns nach/am Sonntag
> einige zeit sparen könnte:
> https://drogenpolitik.**piratenpad.de/WP12-Abgabemodel<https://drogenpolitik.piratenpad.de/WP12-Abgabemodel>
> Es kann dort der Raum unterhalb des Textes (an dem jeder herzlich gerne
> mitwirken kann) für Statements genutzt werden. Denn ihr wisst ja, wie das
> mit Diskussionen auf der Liste so ist...die Infos fallen leicht hinten raus
> und es ist auch schwerer ein Gesamtbild zu bekommen... ;)
>
> LG
> Andi
>
> ----- Original Message ----- From: "bestenfalls" <bestenfalls AT gmx.de>
> To: "Mailingliste der AG Drogenpolitik" <ag-drogen@lists.**
> piratenpartei.de <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>>
> Sent: Friday, July 20, 2012 2:55 PM
> Subject: Re: [Drogenpolitik] [BTW2013]
>
>
>
> Am 19.07.2012 12:55, schrieb Andi_nRw:
>>
>>> Um der monentanen Diskussion zu Abgaben auf Drogen/Genussmittel eine
>>> mögliche Richtung zu geben...habe ich eben mit einer Programmposition
>>> begonnen, die den Stand hier aufgreift:
>>> https://drogenpolitik.**piratenpad.de/WP12-Abgabemodel<https://drogenpolitik.piratenpad.de/WP12-Abgabemodel>
>>>
>>>
>> Ahoi liebe Liste,
>>
>> Nach den zahlreichen Feedback`s was ja auch von uns gewünscht war/ist
>> sehe ich Handlungs- bzw. Klärungsbedarf zu nachfolgenden Punkten:
>>
>> - Abgabenmodell (zweckgebunden/stoffgebunden/**solidarisch/usw)
>> - Prävention (Umfang)
>>
>>
>> Konstruktive Kritik finde ich inspirierend und bin dafür dankbar, denn es
>> verdeutlicht Schwachpunkte in den Wahlprogrammentwürfen, die wir vielleicht
>> übersehen, weil wir uns mit diesen Themen recht lange und intensiv
>> beschäftigt haben.
>>
>>
>> Das könnten wir ganz entspannt am Sonntag besprechen und uns Gedanken
>> machen, wie wir es am besten transportieren, so daß nur noch wenige/keine
>> Fragen offen bleiben und sich Kritiken auf die Inhalte beschränken!
>>
>> Bis Sonntag!
>>
>> --
>> Lieben Piratengruß
>>
>> Andreas alias Bestenfalls
>>
>> http://wiki.piratenpartei.de/**Benutzer:Bestenfalls<http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Bestenfalls>
>> bestenfalls AT gmx.de
>> --
>> AG-Drogen mailing list
>> AG-Drogen AT lists.piratenpartei.**de <AG-Drogen AT lists.piratenpartei.de>
>> https://service.piratenpartei.**de/listinfo/ag-drogen<https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-drogen>
>>
>
> --
> AG-Drogen mailing list
> AG-Drogen AT lists.piratenpartei.**de <AG-Drogen AT lists.piratenpartei.de>
> https://service.piratenpartei.**de/listinfo/ag-drogen<https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-drogen>
>
- [Drogenpolitik] [BTW2013] Abgabemodell, Andi_nRw, 19.07.2012
- Re: [Drogenpolitik] [BTW2013] Abgabemodell, Claudia Schumann, 19.07.2012
- Re: [Drogenpolitik] [BTW2013] Abgabemodell, Volker Kunze | Piratenpartei Freising, 19.07.2012
- Re: [Drogenpolitik] [BTW2013] Abgabemodell, Volker Kunze | Piratenpartei Freising, 22.07.2012
- Re: [Drogenpolitik] [BTW2013] Abgabemodell, Volker Kunze | Piratenpartei Freising, 19.07.2012
- Re: [Drogenpolitik] [BTW2013], bestenfalls, 20.07.2012
- Re: [Drogenpolitik] [BTW2013], Andi_nRw, 20.07.2012
- Re: [Drogenpolitik] [BTW2013], Dieter Jaeger, 20.07.2012
- Re: [Drogenpolitik] [BTW2013], Andi_nRw, 20.07.2012
- Re: [Drogenpolitik] [BTW2013] Abgabemodell, Claudia Schumann, 19.07.2012
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