ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
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- Subject: [AG-Drogen] Fazit aus der Cannabis-Anhörung
- Date: Sat, 28 Jan 2012 23:51:47 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Deutscher Hanfverband
Fazit aus der Cannabis-Anhörung
http://www.alternative-drogenpolitik.de/2012/01/28/fazit-aus-der-cannabis-anhorung/
Am 25.1.2012 veranstaltete der Gesundheitsausschuss des Bundestages eine
öffentliche Anhörung mit dem Titel “Wie gefährlich ist Cannabis?”. Das Video
der
Veranstaltung und ein erstes Fazit von Georg Wurth, Deutscher Hanf Verband,
ist
hier zu finden. Aus der Anhörung und den dazugehörigen Pressemitteilungen habe
ich ein Fazit erstellt – auf offensichtlichen Schwachsinn wie er in der
Pressemitteilung vom stellvertretenden Vorsitzenden der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Singhammer geäußert wurde – “Denn
jegliche
Bemühungen im Bereich der Prävention würden ad absurdum geführt, wenn der
Besitz
legalisiert würde.” – gehe ich allerdings nicht ein.
1. Wir haben ein Problem mit jungen Kiffern – trotz Verbot. Keiner der
Vorschläge der LINKEN, Grünen oder des DHV zielt darauf ab Kindern den Zugang
zu
Cannabis zu erleichtern. Ganz im Gegenteil: Erst ein regulierter Markt
ermöglicht Jugendschutz, oder hat jemand schonmal ein Dealer gesehen, der nach
dem Personalausweis gefragt hat?
2. Der “Cannabis Social Clubs” Vorschlag der LINKEN oder der
Drogenfachgeschäfte
Ansatz der Grünen ist – wie Hans-Günther Meyer-Thompson (Deutsche Gesellschaft
für Suchtmedizin) sehr richtig angemerkt hat – ein Konzept für Erwachsene, für
diese sind die Strafverfolgung und die negativen Auswirkungen des
Schwarzmarktes
das Hauptproblem.
3. Es geht nicht darum “Wie gefährlich ist Cannabis?”, sondern “Bringt das
Verbot irgendwelche Vorteile?” – darauf wies Raphael Gaßmann (Deutsche
Hauptstelle für Suchtfragen) hin. Da es meiner Einschätzung nach nur Nachteile
bringt und keinerlei Vorteile sollte es durch einen vernünftigeren Ansatz
ersetzt werden.
4. Der nicht kontrollierte THC Gehalt ist eine Folge des Verbots und kann
deswegen nicht als Begründung für das Selbige genommen werden – Nicole
Krumdiek
(Schildower Kreis) wies hierauf hin.
5. Die These eine Legalisierung würde ein Konsumanstieg bringen ist nicht
haltbar. Dies zeigt:
Der Cannabiskonsum in den Niederlanden – gerade bei jungen Menschen – liegt
unterhalb des europäischen Durchschnitts und unter dem von Verbotsstaaten wie
Deutschland.
“Ein Zusammenhang zwischen Drogenpolitik, gemessen an den rechtlichen
Rahmenbedingungen sowie der Praxis der Strafverfolgung und Verbreitung des
Cannabisgebrauchs, lässt sich nicht feststellen.” – Karl-Heiz Reuband in
“Cannabis – Neue Beiträge zu einer alten Diskussion”, Deutsche Hauptstelle für
Suchtfragen, Raphael Gaßmann
Die europäische Beobachtungstelle für Drogen und Drogensucht, eine EU Behörde,
hat den Einfluss der vielfältigen Drogengesetzgebung in den letzten Jahre
innerhalb von Europa auf die Konsumzahlen untersucht, auch hier das Ergebnis
es
ist keine Korrelation erkennbar – Raphael Gaßmann (Deutsche Hauptstelle für
Suchtfragen) erwähnte diese Untersuchung.
6. Cannabis ist keine Einstiegsdroge. Dass das Schwachsinn ist, ist inzwischen
selbst auf regierungsamtlichen Seiten nachzulesen.
Drugcom: TOPTHEMA Mai 2011 – Vom Kiffen zum Heroin?:
„Schrittmacherfunktion“ wissenschaftlich nicht haltbar
Würde man die Tatsache, dass die meisten Opiatabhängigen mit Cannabis
angefangen
haben, als Argument für die Einstiegsdroge Cannabis anführen, könne man nach
Ansicht der Drogenforscher Dieter Kleiber und Karl-Arthur Kovar ebenso gut
behaupten, „dass eine Erkältung zwangsläufig zu einer Lungenentzündung führt,
weil so gut wie jeder Lungenentzündung eine Erkältung vorausgeht.“ Beide
Autoren
haben 1998 im Rahmen einer umfangreichen Expertise die Risiken des
Cannabiskonsums beleuchtet und stellten zu der Frage der „Einstiegsdroge“
fest,
dass die These von der „Schrittmacherfunktion“ nach damaligem
wissenschaftlichem
Kenntnisstand nicht haltbar sei.
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen – “Cannabis – Basisinformation”:
Das Risiko des Umstiegs auf andere »härtere« Drogen wurde lange Zeit unter dem
Stichwort »Einstiegsdroge« kontrovers diskutiert. Dabei wurde die Beobachtung,
dass fast alle Heroinabhängigen früher Cannabis geraucht hatten, zum Anlass
genommen, Cannabis für den Umstieg auf Heroin verantwortlich zu machen. Was
für
Heroinabhängige rückblickend stimmt, trifft jedoch nicht auf
Cannabiskonsumenten
zu. Tatsächlich steigt nur ein sehr kleiner Teil der Cannabiskonsumenten auf
andere Drogen um.
Zum Vorwurf eine Legalisierung würde Drogen verharmlosen, schließe ich mit den
Worten der Grünen Jugend: Wer für die Legalisierung eintritt, anstatt der
totalitären Phantasie einer drogenfreien Gesellschaft anzuhängen, verharmlost
Drogen in keiner Weise, sondern nimmt ihre Existenz als Realität an und
fördert
einen verantwortungsvollen Umgang.
- [AG-Drogen] Fazit aus der Cannabis-Anhörung, Maximilian Plenert, 28.01.2012
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