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[AG-Drogen] Eine Meldung mit Folgen - Krankenkasse räumt ein: "Komakiffen gibt es nicht"
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- Subject: [AG-Drogen] Eine Meldung mit Folgen - Krankenkasse räumt ein: "Komakiffen gibt es nicht"
- Date: Mon, 23 Jan 2012 17:00:30 +0100
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- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
- Organization: Deutscher Hanfverband
Komakiffen, Drogenpolitik, Krankenhaus, Cannabis
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Hanfjournal, 13.01.2012
http://hanfjournal.de/hajo-website/artikel/2012/140_januar/s33_0112_propaganda_krankenkasse.php
Eine Meldung mit Folgen - Krankenkasse räumt ein: "Komakiffen gibt es nicht"
Die Techniker Krankenkasse hat Ende 2011 diese Pressemeldung veröffentlicht.
Auf
telefonische Nachfrage unserer Redaktion räumte eine Sprecherin der
Krankenkasse
ein, dass
- es "Komakiffen" nicht gäbe. Bei keinem der Behandelten wurde, anders als bei
den alkoholbedingten Einweisungen, ein Koma diagnostiziert.
- alle Personen in der Statistik "Psychische und Verhaltensstörungen durch
Cannabinoide" mitgezählt wurden, die aufgrund von Problemen, wegen des Konsum
so
genannter Räuchermischungen behandelt wurden.
- ebenso alle Personen mitgezählt wurden, die aufgrund des Konsums von mit
Streckmitteln versetzten Gras Hilfe im Krankenhaus suchten, selbst die 200
Bleivergiftungen in Leipzig.
Schaut man sich die Zahlen im Original an, so schnellt der Anstieg der
Krankenhauseinlieferungen zeitgleich mit dem Auftauchen der Räuchermischungen
und von gestreckten Gras Mitte des letzten Jahrzehnts in die Höhe. Über keine
der beiden Phänomene gibt es separate medizinische Daten, alles kommt in den
Topf der "Psychischen und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide". Zudem
impliziert die Meldung, dass die Abhängigkeitsrate unter Cannabisrauchern
höher
sei. Ein Blick auf die aktuellen Zahlen der Bundesregierung:
- 9,5 Mio. Menschen in Deutschland konsumieren Alkohol in gesundheitlich
riskanter Form
- Etwa 1,3 Mio. Menschen gelten als alkoholabhängig
- Ungefähr 500.000 konsumieren Cannabis "missbräuchlich", wobei hier, anders
als
bei Alkohol, nicht zwischen Missbrauch und Abhängigkeit unterschieden wird. Im
Vergleich zu 2006 hat sich der Anteil Cannabisabhängiger und
Problemkonsumenten
gemäß der SDS unter 18- bis 59-Jährigen in 2009 statistisch nicht signifikant
verändert.*
Inhaltlich bleibt also nicht sehr viel übrig vom "Immensen Anstieg des
Komakiffens", mit Ausnahme der medialen Folgen. Die kann man in über 100
Publikationen nachlesen, so zum Beispiel hier oder hier.
*Die DHS zu Cannabisabhängigkeit : "Die Schätzungen zur Prävalenz von
Cannabisabhängigkeit nach SDS unterscheiden sich von Schätzungen nach den
Kriterien des DSM-IV (0,7% Missbrauch bzw. 0,4% Abhängigkeit im Jahr 2006;
Kraus, Pfeiffer-Gerschel, Pabst, 2008). Dies ist darauf zurückzuführen, dass
die
SDS eine Abhängigkeit nach DSM-IV überschätzt, da eine nicht vollkommene
Spezifität des Instruments (korrekter Ausschluss einer Diagnose wenn keine
Abhängigkeit vorliegt) einen Teil von Personen ohne Abhängigkeitssymptomatik
als
„positiv“ bewertet (Steiner, Baumeister, Kraus, 2008). Diese Gruppe weist in
den
allermeisten Fällen einen problematischen Konsum auf, so dass die
Prävalenzschätzung mit dem SDS neben Cannabisabhängigen auch Personen mit
einem
problematischen Cannabiskonsum einschließt."
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"Abstinenz als subjektive Entscheidung eines Menschen ist zu respektieren,
auch
als Gruppenentscheidung etwa einer Religionsgemeinschaft. Als
gesellschaftliche
Zielvorstellung aber ist Abstinenz Ausdruck einer totalitären Phantasie." -
Günther Amendt
Deutscher Hanf Verband
Maximilian Plenert, wissenschaftlicher Mitarbeiter
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- [AG-Drogen] Eine Meldung mit Folgen - Krankenkasse räumt ein: "Komakiffen gibt es nicht", Maximilian Plenert, 23.01.2012
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