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ag-drogen - [AG-Drogen] (kein Betreff)

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

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[AG-Drogen] (kein Betreff)


Chronologisch Thread 
  • From: Christine Zander <christine.zander AT gmx.net>
  • To: ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-Drogen] (kein Betreff)
  • Date: Thu, 20 Oct 2011 20:09:24 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Eine Änderung der Drogenpolitik ist mir ein besonderes Anliegen, da ich durch Freunde selbst die Ungerechtigkeiten der jetztigen Drogenpolitik mitbekommen habe.

Generell denke ich, wir sind alle erwachsene Menschen und wissen selbst, was für uns gut bzw. schlecht ist. Der Drogenbegriff lässt sich ja, wie ihr wisst weit fassen – angefangen beim Shopping bis zum Einnehmen von Substanzen. Es ist immer so, dass man etwas gewinnt und etwas verliert – jeder muss selbst für sich bestimmen, ob es ihm Wert ist. Das ist aber laut der Gesetzgebung nicht möglich – zumindest soweit man illegale Drogen konsumiert – und selbst über die legalen wird unzureichend aufgeklärt.

Mein Thema sind die illegalen Drogen insbesondere Heroin. Durch Freunde beeinflusst, habe ich mich mit dem Thema näher befasst und endeckt, wie ungerecht die jetzige Drogenpolitik ist.

Mit reinem Heroin kann man alt werden, da es dem Körper nicht schadet. Die große Gefahr ist das hohe Suchtpotential. Jeder Konsument muss sich darüber im klaren sein, dass Heroin, täglich über einen längeren Zeitraum konsumiert süchtig macht. Und jeder muss wissen, ob er das Risiko eingehen möchte und sich auch dememtsprechend dafür oder dagegen entscheiden.

Der momentanen Drogenpolitik entsprechend ist es jedoch nicht möglich sich frei zu entscheiden. Jeder ist dazu gezwungen " Nein" zu sagen und sich in eine der zahlreichen Drogentherapien (die daran endlos Geld verdienen) zu begeben.
Für viele ist es ein endloser Kreislauf – Szene – Drogentherapie - Szene ...etc. Denn eine Droge unter Zwang zu lassen funktioniert nicht. Es muss aus eigenem Antrieb geschehen. Drogentherapien sind auch leider nicht mit normalen Psychotherapien vergleichbar, da diese auf die freie Wahl des Patienten aufbauen und den Patienten dementsperenchend respektvoll behandeln.

Mit jeden abgebrochenen Entzug oder Therapie wird das Selbstbewusstsein schlechter – Gedanken über eine Berufsausbildung und die Zukunft werden aufgeschoben, da sich die meisten eh schon in der Gosse sehen. Es wird ihnen ja auch von aussen suggeriert. Dabei ist es durchaus möglich als Süchtiger normal zu arbeiten. Leider verhalten sich viele Süchtige irgendwann auch so, wie es immer von außen behauptet wird.

Als Heroinsüchtiger, der sich frei für die Substanz entschieden hat, hat man nur 2 Möglichkeiten auf ein normales Leben: Entweder man verdient in sienem Beruf so viel, dass man sich den Konsum leisten kann – oder man verkauft Heroin weiter.

Weiterverkaufen heisst nicht auf Schulhöfen zu stehen und es Nichtsüchtigen aufzuschwatzen. Weiterverkaufen heisst, es den Leuten zu verkaufen, die es brauchen und wollen. Hier kommt auch das Qualitätsproblem ins Spiel: durch die restriktive Drogenpolitik wird die Qualität immer schlechter – keiner weiss genau, was er verkauft. Viele Dealer testen es an sich selbst. Aber selbst mit den besten Absichten weiss niemand genau was er gerade verkauft. Momentan wird laut Gesetz die Reinheit bestraft – also Leute, die die Droge ohne Ende verschneiden bekommen eine geringere Strafe. Für Süchtige ist Reinheit wichtg, da das Streckmittel dem Körper schadet – nicht der Grundstoff. Momentan gibt es auf der Straße nur 2% iges Heroin. Gesundheitlich O.K.(natürlich kommt es hier auf das Streckmittel an) wären 40 bis 90 % (es gibt kein 100%iges Heroin).

Süchtige, die keinen hochbezahlten Job haben aber trotzdem halbwegs durchkommen wollen – ohne ständig Raub und Diebstähle zu begehen – fangen an zu dealen. Momentan sitzen soviel Süchtige in den Knästen, die einfach nur Drogen an andere Süchtige verkauft haben. Ich denke– hier kommt es wirklich auf das "wie" an: Ich schlage vor, dass die Strafgesetzgebumg im Bereich Betäubungsmittel neu überdacht wird: Nicht die Reinheit wird bestraft, sondern der Verschnitt (weil das letztendlich den Körper kaputtmacht) und natürlich die Art wie: ob an Süchtige oder Nichttsüchtige verkauft wird – ob die leute minderjährig sind, ob jeder genau weiss, worauf er sich einlässt ..etc Ehrlich.. eigentlich möchte kein Dealer nichtsüchtige Kunden bedienen, – da es die Gefahr potenziert, bei der Polizei angezeigt zu werden. Als Süchtiger mit genug Verdienst wäre jeder dankbar für eine Adresse, wo Heroin günstig und wenig gestreckt zu erwerben ist. Man muss generell überlegen, wie so ein Verkauf gehandhabt wird: ob ein Arzt Rezepte ausstellt und die Leute, die es brauchen es dann in der Apotheke bekommen. Drogen sind ja auch Medikamente. Oder ob ausgesuchte Ex.dealer Verkaufslizenzen bekommen, die nach strengen Auflagen an erwachsene Süchtige verkaufen dürfen. Immerhin hat man hier den Vorteil, dass diese Leute sich auskennen. Nur hier kommt es wirklich auf die Auswahl an.

Momentan sitzen zu viele Süchtige in den Knästen. Einerseits gelten sie als krank (was ich auch nicht richtig finde, da ihnen damit jeder Verstand abgesprochen wird – letztendlich trifft ja jeder nur eine Entscheidung, was besser – oder einfacher für sein Leben erscheint) – andererseits werden sie hoch bestraft. Und ich spreche jetzt nur von de Süchtigen, die wegen Drogenverkauf in den Knästen sitzen. Alle anderen Arten von sogenannter Beschaffungskriminalität müssen natürlich bestraft werden.

Ich habe es mir jetzt erspart, sämtliche wissenschaftliche Erkenntnisse, die zu meiner Meinung geführt haben, noch mal anzuführen. Ich denke, die kennt ihr sicher schon. Mit meinem Beitrag möchte ich auf die Sicht der Konsumenen (und nicht alle sind total kaputt – viele habe einen Job, bezahlen den Konsum von Ihrem Gehalt, und sind wirklich auf qualitativ hochwertige Drogen angewiesen ..) und der Dealer die hinter Knastmauern sitzen oder zumindest hohe Strafen zu erwarten haben, darstellen. Nicht jeder verhält sich in diesem Bereich gierig wie ein Banker!!! Es gibt auch Menschen (wenn auch wenig) die aus reinem Idealismus gute Drogen günstig verkaufen.

Also Leute – ich hoffe ihr teilt meine Sehnsucht nach einer Veränderung. Es muss sich hier dringend etwas ändern! Ich würde gern in diser AG mitarbeiten, weiss nur noch nicht genau, wie ich euch unterstützen kann. Deshalb habe ich hier meine Erfahrungen geschildert. Falls euch Infos oder Sichtweisen von Konsumenten interessieren, kann ich euch weiterhelfen. Allerdings habe ich mehr mit den Menschen zu tun, die noch "in der Gesellschaft" stehen – arbeiten, ein "normales" Leben führen, ihre Sucht verheimlichen. Jeder ist ja sofort abgeschrieben sobald das rauskommt. Deshalb gehen auch sowenig Menschen an die Öffentlichkeit und versuchen für ihre Rechte zu kämpfen. Da ist sofort der Job in Gefahr und dann gibt es ja noch die Strafandrohung. Drogenkonsum ist ja angeblich nicht strafbar – der Kauf aber schon. Das ist doch Paradox!





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