ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
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- From: Georg Wurth <georg.wurth AT hanfverband.de>
- To: Liste: AG_Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: [AG-Drogen] Was weiß das LKA NRW über gestrecktes Gras?
- Date: Fri, 24 Sep 2010 11:44:27 +0200
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- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
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Was weiß das LKA NRW über gestrecktes Gras?
Pressemitteilung des DHV vom 23.09.2010
http://hanfverband.de/index.php/nachrichten/aktuelles/1335-was-weiss-das-lka-nrw-ueber-gestrecktes-gras
Das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen scheint seit Monaten konkrete
Kenntnisse über Streckmittel in Marihuana zu verschweigen. Das ist eine
erhebliche Gefahr für Leib und Leben von Millionen deutschen
Cannabiskonsumenten.
Derweil haben Hanffreunde über 1.000 Funde von gestrecktem Marihuana beim
Deutschen Hanfverband (DHV) gemeldet.
Die Probleme, die Streckmittel in Marihuana verursachen, sind seit der
Bleiepidemie in Leipzig Ende 2007 nicht abgeebbt. Im Gegenteil: Nach
Informationen des DHV hat der Prozentsatz gestreckter Ware seitdem noch
einmal dramatisch zugenommen. Konsumentenaussagen zufolge sind bereits
ganze Städte mit dem gefährlichen Stoff überschwemmt. Gleichzeitig
berichten fast alle, die dieses Gras geraucht haben, von erheblichen
gesundheitlichen Problemen. Manche tragen sogar schwere und dauerhafte
Krankheiten davon, die für den Konsum von Cannabis an sich nicht typisch sind.
Kunststoff und Zucker sind zwei häufig vermutete Streckmittel. Was genau
die Ware zum Teil ungenießbar, aber auf jeden Fall gefährlich macht, weiß
niemand so genau. Klar ist nur, dass es sich nicht um reine Hanfblüten
handelt. Das "Ekelgras" funkt und fackelt ab wie eine Wunderkerze, riecht
nach Plastik und die Asche hinterlässt ölige Rückstände.
Der DHV fordert schon seit langem, dass staatliche Institutionen
systematisch untersuchen, welche Streckmittel auf dem Markt sind und welche
Auswirkungen sie auf die Gesundheit der Konsumenten haben. Aber die
Bundesregierung will davon nichts wissen. Man solle halt kein Cannabis
rauchen, ist die lapidare Antwort.
Bisher wurde nur ein kleines Fenster zur Aufklärung der Gefahr geöffnet: es
ist zwar möglich, bei der Apotheke der Rheinischen Kliniken Viersen
"unbekanntes Pflanzenmaterial" auf ganz bestimmte, vermutete
Verunreinigungen testen zu lassen. Das ist jedoch wenig hilfreich, wenn es
keinen konkreten Verdacht gibt, mit welchen Stoffen die Probe genau
verunreinigt wurde.
Darüber hinaus ist die Fachapotheke technisch gar nicht dazu in der Lage,
alle Verunreinigungen herauszufiltern.
Und hier kommt das LKA NRW ins Spiel, ebenso wie die Betroffene Julia Roth,
die nach dem Konsum von gestrecktem Marihuana schwer erkrankt war und
wissen wollte, mit was sie sich vergiftet hatte. Da sich die Studentin
nicht anders zu helfen wusste, hat sie ihre Erfahrungen mittlerweile auf
einer eigens eingerichteten Webseite veröffentlicht:
Ich schickte einen Teil des vergifteten Marihuanas an die Apotheke in
Viersen, welche in der Lage ist, unbekannte Substanzen analytisch zu
untersuchen. Von dort wurde das vergiftete Marihuana an das
Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen weitegegeben, welches zu diesem
Zeitpunkt (Oktober 09) bereits eine Untersuchung zu diesem Giftstoff
durchführte, da laut Dr. Hellmut Mahler, der mit dieser Untersuchung
beauftragt worden war, einige Menschen, welche dieses Marihuana ebenfalls
konsumiert hatten, stationär behandelt werden mussten. (...)
Ursprünglich sollte eine Pressemitteilung an die Bevölkerung
herausgegeben werden, da es sich laut LKA NRW bzw. der Apotheke in Viersen
um einen „gesundheitsschädlichen chemischen Stoff“ handelt, welcher durch
eine komplexe Untersuchung im Marihuana identifiziert werden konnte. (...)
Da nach ein paar Wochen immer noch keine Pressemitteilung herausgegeben
worden war, rief ich erneut die Viersener Apotheke an, welche mir
mitteilte, dass keine neuen Informationen vorlägen. (...)
Inkognito rief ich von einem öffentlichen Apparat das LKA NRW an, um
mit Dr. Mahler zu sprechen, der eine Veröffentlichung der Informationen in
Aussicht gestellt hatte. Dies wurde mir allerdings verweigert und man
stellte mich zu Frau Hawelka von der Führungskommission Abteilung 5 durch.
Ich teilte ihr die Vorfälle mit und fragte, warum die Informationen, das
vergiftete Marihuana betreffend, nicht an die Presse weitergegeben wurden.
Daraufhin sagte Frau Hawelka: Was denken Sie eigentlich wer Sie sind; Sie
sprechen hier mit dem LKA NRW! Dann hätten Sie das Marihuana eben nicht
rauchen sollen!
Die ungewöhnlichen Eigenschaften der untersuchten Probe ähneln denen, die
mittlerweile hunderte Konsumenten beim Streckmittel-Melder des DHV
beschrieben haben. Auch die gesundheitlichen Folgeschäden, die Julia Roth
auf ihrer Webseite beschreibt, sind demnach kein Einzelfall.
Die derzeitige Bundesdrogenbeauftragte Dyckmans begründet die Untätigkeit
der Bundesregierung auch mit dem Argument, man habe keine Hinweise auf
Streckmittel in Marihuana außer vom Deutschen Hanfverband.
Beim LKA NRW liegen nun offensichtlich entsprechende Hinweise vor.
Dazu Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband:
Im LKA NRW wird eine Warnung vor gefährlichen Streckmitteln scheinbar
von ganz oben verhindert. Man will dort wohl das Thema ebenso unter den
Teppich kehren wie im Bundesgesundheitsministerium. So gefährden die
Behörden die Gesundheit eines erheblichen Teils der Bevölkerung.
- [AG-Drogen] Was weiß das LKA NRW über gestrecktes Gras?, Georg Wurth, 24.09.2010
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