[AG-Drogen] Rede Global Marijuana March, 8. Mai 2010

[""J. Löblein"" <jl AT iridis.de>]

Hallo AG und Interessierte,

verschiedene Leute hatten mich angefragt was ich da morgen auf dem GMM wohl sagen werde, hier das Manuskript.

Jochen Löblein - Koordinator & Sprecher AG Drogen, Piratenpartei.

P.S.: Speziell an Ingrid und die Orga, ich spreche nur ca. 5 Minuten, hoffe das ist kein Problem.

Rede Global Marijuana March, 8. Mai 2010. 

Ich möchte mich zunächst einmal bei Ingrid Wunn für die Einladung hier zu sprechen bedanken, wie ich finde ein gutes Beispiel für parteiübergreifende Fairness und auch ein Zeichen dafür  dass sich gerade eine neue Drogenpolitik entwickelt und das es schon sehr bald sehr grosse Veränderungen bei dem Thema geben wird.

Hallo. Mein Name ist Jochen Löblein, und ich bin Sprecher der AG Drogen der Piratenpartei. Wir arbeiten in der Partei an neuen Wegen in der Drogenpolitik und in genau einer Woche, bei unserem Parteitag in Bingen, ist dann die Parteibasis gefragt wohin die Reise geht.  Ich kann also auch nur raten was passiert und deswegen halte ich jetzt dazu besser meinen Mund dazu . Als „offizieller“ Sprecher habe ich hier im Moment also rein gar nichts zu sagen. Aber das macht mir gar nichts, denn gerade das macht mir am meisten Spass, bei etwas dabei zu sein wo man ganz neu und frei von vorne anfangen kann und gerade in der Piratenpartei, die sich jeden Tag verändert, gerade da ist man ganz nah am Puls der Zeit. Und deshalb biete ich euch statt der offiziellen Parteimeinung heute vielleicht besser einen Einblick in unsere interne Diskussion und ich hoffe ich kann damit wenigstens einem hier neue Ideen geben.

Seit dem Aufbau der  AG habe ich in der Partei immer nach Gegnern einer Reform gesucht, aber ich habe bis heute ehrlich gesagt noch keine gefunden. Mit der Zeit wurde klar dass die Drogenpolitik im wesentlichen von der Diskussion um Cannabis beherrscht wird und in 2 Lager gespalten ist: die Befürworter des freien Konsums und die Befürworter einer medizinischen Nutzung. Da die beide Gruppen unterschiedliche Perspektiven hatten gab es zu Anfang viel Streit und Diskussionen, aber dann wurde klar dass diese Trennung in 2 Lager eigentlich eine Illusion sind: Beide wollen nämlich das Gleiche, aber aus unterschiedlichen Gründen. Hier treffen einfach unterschiedliche Kulturen aufeinander, und meistens auch verschiedene Generationen. Die brauchen einfach Zeit bis sie sich verstehen und sich vertrauen. Vorher gab es bei uns verfeindete Lager welche sich bekämpften, heute sind es Verbündete welche zusammenarbeiten.

Und das möchte ich auch allen Mitstreitern hier empfehlen: Wenn der unnötige Streit um Cannabis beendet ist, erst dann wird deutlich werden dass es noch viel mehr zu tun gibt: Bei allen Drogen gibt es dringend Reformbedarf, und es betrifft Jeden. Wer sich bislang vor allem auf Cannabis konzentrieren hat, mag sich jetzt vielleicht denken dass es sich nicht für ihn lohnt sich in andere Themen einzumischen, aber es bedeutet nicht mehr Arbeit sondern weniger: Mit jedem neuen Thema, mit jeder Droge, holt man auch die Betroffenen an den Tisch und die Zahl der Mitstreiter wächst. Zusammen kann man viel besser die Rechte der Konsumenten erkämpfen als jede Gruppe für sich.

Da braucht es mehr Rücksicht und Toleranz untereinander, aber sobald wir zusammenarbeiten haben wir bereits gewonnen. Der grösste Widerstand ist der in unseren eigenen Köpfen. Sogar Polizisten, Kirchen, Mediziner, Wissenschaftler - immer mehr Gruppen laufen in des Lager der Reform über. Die Prohibition ist inzwischen wie der alte Kaiser im Märchen: Jeder sieht dass er keine Kleider mehr anhat, aber der Zirkus geht noch solange weiter bis die nächste Generation aufsteht und den Mund aufmacht. Und dafür sind wir heute hier.

Danke das ihr hier seid und dabei mitmacht !