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ag-drogen - Re: [AG-Drogen] Cannabispsychose - Ein Betroffener berichtet

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

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Re: [AG-Drogen] Cannabispsychose - Ein Betroffener berichtet


Chronologisch Thread 
  • From: Andis Rava <andisrava AT gmail.com>
  • To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Drogen] Cannabispsychose - Ein Betroffener berichtet
  • Date: Mon, 26 Apr 2010 14:28:18 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Schönes Interview! Zum Thema Kiffen trotz Schizophrenie/Psychose hab
ich aber noch was zu sagen: Betroffene sollten, sofern sie auf den
Konsum nicht verzichten möchten, zumindest auf Sorten mit geringem
THC-Gehalt bei möglichst hohem CBD-Gehalt zurückgreifen, da THC
psychoseinduzierend wirkt, während CBD eine antipsychotische und
antidepressive Wirkung besitzt und wohl bald auch als
Psychosemedikament auf den Markt gebracht werden soll (
http://www.thcpharm.de/index-reload.php?content=/presse/newsletter/2010-02.php&unav=newsletter
, http://www.psychose-forum.de/viewtopic.php?p=5003 ).
Zum Konsum würde sich z.B. die Sorte 'Bediol', die in den NL als
medizinisches Cannabis vertrieben wird (
http://www.cannabisbureau.nl/en/MedicinalCannabis/ ), anbieten: sie
hat mit 6% nur die Hälfte bis ein Drittel des THCs kommerzieller
Sorten, der CBD-Gehalt beträgt aber mit 7,5% locker das drei- bis
siebenfache!

Grüße, Andis


Am 26. April 2010 11:46 schrieb Maximilian Plenert <kontakt AT max-plenert.de>:
> -----BEGIN PGP SIGNED MESSAGE-----
> Hash: SHA1
>
> Cannabispsychose - Ein Betroffener berichtet
> 0 Kommentare vom 26.04.2010
> http://usualredant.de/drogen/cannabispsychose-ein-betroffener-berichtet.html?utm_source=twitterfeed&utm_medium=twitter
>
> In den Medien wird das Thema "Cannabispsychose" heftig diskutiert.
> Widersprüchliche Studien verführen zu vorschnellen Schlüssen und schaffen
> insbesondere unter den Angehörigen von Cannabiskonsumenten ein Klima
> irrationaler Angst. Wer sich sachlich informieren will, hat es im
> Meldungsdschungel schwer.
>
> Grund genug sich die Zeit zu nehmen und einmal mit einem Betroffenen zu
> sprechen. Schliesslich kann nur der eigene Fehler vermeiden, der aus den
> Fehlern
> lernt, die andere gemacht haben.
>
> Steffen: Hallo Oliver! Ich habe dich auf YouTube angesprochen, weil du dich
> in
> einem Video als Schizophreniepatienten "outest"
> http://www.youtube.com/watch?v=lsjVyiX3ulo . Magst du den Lesern einen
> kurzen
> Einblick in deine Krankengeschichte gewähren?
>
> Oliver: Ja vor etwa 10 Jahren brach bei mir die Schizophrenie aus. Ich
> studierte
> zu der Zeit Elektrotechnik an der FH-Aachen. Ich vermute stark, dass dieser
> Primärschub durch starken Stress verursacht wurde. Danach hatte ich noch
> ungefähr 10 Schübe aus verschiedenen Ursachen.
>
> Wie äußert sich (d)eine Schizophrenie? Wie kann ich mir als "Gesunder" diese
> Krankheit vorstellen?
>
> Oliver: Wahnvorstellungen, Paranoia und vieles andere. Ich habe mehrere
> Erlebnisberichte auf meiner Webseite
> http://www.dopaminhypothese.de/Erlebnisberichte.php veröffentlicht.
> Cannabis als Psychosemotor?
>
> Aus deiner subjektiven Sicht, welchen Einfluss hatte Cannabiskonsum auf
> deine
> Erkrankung? War Cannabis Ursache, Brandbeschleuniger oder Nebensache?
>
> Die Ursache meiner Schizophrenie ist eine genetische Disposition. Der
> Auslöser
> war stressbedingt - Diese Zusammenhänge werden auf meiner Website
> http://www.dopaminhypothese.de/Schizophrenie.php erklärt. Ich habe aber im
> Verlauf meiner Erkrankungen auch 2 Schübe durch massiven Cannabiskonsum
> erfahren
> (10 bis 20 Joints am Tag).
>
> Konsumierst du heute Cannabis? Wenn ja, was sagen deine Ärzte dazu?
>
> Meine Ärzte würden mir dringend abraten. Ich mache es aber trotzdem. Wobei
> ich
> sagen muss das ich nur in ganz geringen Mengen konsumiere.
>
> Wissen deine Ärzte von deinem Konsum? Musst du Wechselwirkungen mit deinen
> regulären Medikamenten fürchten?
>
> Naja das Problem sind weniger die Wechselwirkungen als die Wirkung des THC
> selbst. Wenn ich keinerlei Medikamente einnehmen würde, wäre Cannabis für
> mich
> im wahrsten Sinne des Wortes mit Vorsicht zu genießen. Aber bei geringen
> Mengen
> wirkt es auf mich anregend. Paradox eigentlich :)
>
> Ich muss sagen, das ich in der Psychiatrie - und ich war oft da - viele
> Fälle
> von Cannabispsychosen gesehen habe, also Patienten, deren Primärschübe auf
> den
> Konsum von Cannabis zurückgehen.
>
> Damit das vergleichsweise harmlose Rauschmittel eine solch gravierende
> "Nebenwirkung" zeigt, bedarf es einer genetischen Disposition, das heißt
> Unverträglichkeit.
> Genetische Disposition für Psychosen
>
> Genetische Disposition klingt sehr unausweichlich... Gibt es eine
> Möglichkeit
> sich auf diesen Risikofaktor testen zu lassen? Wie kann man als
> Konsumwilliger
> das Psychoserisiko minimieren?
>
> Also... Auskunft über die Existenz einer Psychosedisposition kann ein
> Gentest
> liefern.
>
> Die überwiegende Mehrheit der Cannabiskonsumenten muss sich deswegen aber
> keine
> Sorgen machen. Die genetische Disposition zu einer Psychose betrifft nur
> rund 1
> Prozent der Menschen und selbst wenn sie vorliegt heißt dies nicht
> zwangsläufig,
> dass man tatsächlich an einer Psychose erkrankt.
>
> Im Prinzip gilt - Je häufiger Fälle von Schizophrenie oder anderer
> psychotischer
> Erkrankungen in der Familie vorkommen, desto höher das eigene Risiko an
> einer
> Psychose zu erkranken.
>
> Selbst wenn die eigene Familie noch nie betroffen war, sollte man das Thema
> Psychose dennoch nicht vollständig ausblenden. Es gibt leider Konsumenten
> die
> reagieren sehr heftig auf Cannabis. Ich habe z.B. auch einen Fall von
> Bipolarität erlebt - Ein Patient, der nach dem Konsum von nur einem einzigen
> Joint in einen wahnhaften manischen Zustand geriet.
>
> Ich empfehle, sich insbesondere bei den ersten Konsumerlebnissen genau zu
> beobachten. Wer nach dem Kiffen Paranoia, Verfolgungswahn oder ähnliches an
> sich
> feststellt, tut gut daran, seinen Konsum zumindest zu überdenken.
> Kiffen trotz Psychose?
>
> Um es mal hart zu formulieren: Ganz auf Cannabis zu verzichten, wird nicht
> allen
> Dispositionsbetroffenen gelingen. Was rätst du jenen die dennoch kiffen
> wollen?
>
> Wenn ich weiß ich bin in der Risikogruppe, vorsichtig konsumieren, kein
> Wettkiffen oder heftiger Konsum.... aber hin und wieder ein Bong ist nicht
> so
> schlimm. Ich sag mal so - Einmal in der Woche ein Köpfchen mit sehr wenig
> Cannabis ist ok, wenn es nicht mehr wird.
>
> Vielleicht ist dies, das wichtigste Warnzeichen - Wenn die konsumierte
> Cannabismenge plötzlich zunimmt, sollten man Aufhorchen. Sobald
> ungewöhnliche
> Wahrnehmungen auftreten, sofort in Behandlung und nicht erst warten, bis die
> Marsmenschen angreifen ;)
>
> Wer kann mir helfen, wenn ich befürchte unter Schizophrenie zu erkranken?
>
> Also meiner Meinung nach sofort in die Klinik - je eher man(n) geht, desto
> weniger schlimm ist die Behandlung. Und ganz wichtig ehrlich sein was den
> Konsum
> angeht (Die machen sowieso einen Drogentest).
>
> Universitätskliniken sind reinen Psychiatrien vorzuziehen.
>
> Und ganz wichtig nach der Entlassung aus der Klinik bzw. nach abklingen der
> Symptome: Informieren! Das ist ganz wichtig. Lesen, lesen, lesen.
> Was man selbst über seine Erkrankung weiß, dass kann einem nur nutzen.
>
> Vielen Dank für das Gespräch und gute Besserung!
> Mehr zum Thema "Cannabis und Psychosen"
>
>    * Oliver betreibt ein Videoblog über Psychatrie, Patienten und ihre
> Schicksale, dass ich meinen Lesern sehr ans Herz lege.
> http://www.youtube.com/Tunnelblick13
>    * Der Verein "Psychiatrie Patinnen und Paten e.V." vernetzt Betroffene
> mit
> psychischen Problemen oder mit Psychiatrieerfahrung und setzt sich für die
> Belange der Patienten ein. http://www.ppev.de/
>    * Der Verein für Drogenpolitik bietet umfangreiche Informationen über den
> Stand der wissenschaftlichen Forschung zu "Cannabis und Psychosen" an.
> http://www.drogenpolitik.org/cannabis/psychose/index.php
>    * Wissenschaftlern der Keele-Universität (Großbritannien) kamen in der
> letzten großen Psychosestudie zu dem Ergebnis, dass "die ursächlichen
> Modelle,
> die Cannabis mit Schizophrenie/Psychosen verbinden, durch diese Studie nicht
> unterstützt werden".
> http://www.cannabis-med.org/german/bulletin/ww_de_db_cannabis_artikel.php?id=303#2
> -----BEGIN PGP SIGNATURE-----
> Version: GnuPG v1.4.9 (GNU/Linux)
> Comment: Using GnuPG with Mozilla - http://enigmail.mozdev.org/
>
> iEYEARECAAYFAkvVYQMACgkQ8wIvRbpDIpJpDgCguMeCgPEu+0MA8IrhazPUZGLj
> gGQAn01tSAL+dvqHqFClGkIV3ff5vR4b
> =FdKx
> -----END PGP SIGNATURE-----
> _______________________________________________
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> AG-Drogen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-drogen
>




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