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ag-drogen - [AG-Drogen] WG: Stellungnahme zur Drogenpolitik, HaSe, Kandidat in Bingen

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

[AG-Drogen] WG: Stellungnahme zur Drogenpolitik, HaSe, Kandidat in Bingen


Chronologisch Thread 
  • From: "Georg von Boroviczeny" <georg AT von-boroviczeny.de>
  • To: <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [AG-Drogen] WG: Stellungnahme zur Drogenpolitik, HaSe, Kandidat in Bingen
  • Date: Sun, 18 Apr 2010 03:36:48 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Antwort des Berliner Kandidaten in Bingen auf meine Anfrage; euch allen z.K.
Fragt wer auch andere Kandidaten?
Georg

> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: Hartmut Semken [mailto:hase AT hase.net]
> Gesendet: Samstag, 17. April 2010 22:21
> An: Georg von Boroviczeny
> Betreff: Stellungnahme zur Drogenpolitik
>
> Stellungnahme zur Drogenpolitik.
>
> Ich wurde von der AG Drogen gebeten, ein Statement zur Drogenpolitik
> abzugeben.
> Das will ich gern tun.
>
> Wissenschaftler, der ich bin, muss ich beim Begriff der Droge anfangen.
> Eine Substanz, die in die Körperfunktionen eingreift, ohne jedoch
> physiologisch notwendig zu sein, wird im weiteren Sinne als Droge
> bezeichnet, im engeren Sinne nur die psychotropen Substanzen.
> Im weiteren Sinne ist also auch Koffein eine Droge, Salz dagegen nicht (weil
> in gewissen Massen erforderlich).
> Auch Medikamente aller Art sind so gesehen Drogen.
>
> Einige Drogen sind eminent nützlich, im richtigen Mass.
> Einige werden in Massen konsumiert. Man denke an Koffein. Oder Nikotin.
> Oder Ethanol.
>
> Die Gesetze in Deutschland bezüglich Drogen sind divers, speziell wenn man
> die weite Fassung des Begriffes betrachtet.
> Da sind z.B. Höchtsmengen für den Gehalt, den ein Getränk an Koffein
> haben darf, festgelegt.
> Einige Drogen sind legal und (relativ, Jugendschutz geht vor) frei
> verkäuflich,
> andere sind auch für Erwachsene verboten.
>
> Die folgende Geschichte mag übertrieben klingen, aber sie ist wahr.
> Ich war einmal Koffein-abhängig. So etwa mit 16 Jahre.
> Damals gehörte für mich Kaffe - mit "Westernkaffe" beschreibt Morris in
> Lucky Luke die bevorzugte Sorte - zum Frühstück und, dank des gerade neu
> eingerichteten Schülercafes für die Oberstufe, auch zum Alltag. Ein Tässchen
> Milchkaffe in er Pause, oder auch zwei...
> Eines Tages hatte sich mein Körper so darauf eingestellt, dass permanent das
> Alkaloid im Blut war, dass beim Fehlen desselben mein Blutdruck massiv
> absackte.
> Mein Hausarzt fand daran nichts schlimmes, "zu niedriger" Blutdruck gäbe
> sich im Laufe des Lebens ganz von alleine.
> Ers beim zweiten Besuch und nachdem ich morgends im Bett das zweite Mal
> ohnmächtig geworden war, als ich mich nur aufsetzte, stellte er die
> Diagnose: Koffeinabhängigkeit. Und setzte mich auf kalten Entzug.
> Ich habe diesen Entzug gut überstanden, aber über 4 Wochen war mit mir
> nichts anzufangen. Ich konnte mich nicht konzentrieren, dachte, wollte,
> verlangte nur Kaffe und war insgesamt unausstehlich.
> Dieses Erlebnis und die Beobachtung, wie sich mach ein Klassenkamerad
> benahm, wenn er sich "Mut angetrunken" hatte, hielten mich dann über 20
> Jahre vom Alkohol fern und bis auf den heutigen Tag von anderen Drogen.
>
> Mein emotionaler Bias und meine Vernunft sagen mir unisono: es ist richtig,
> dass der Staat die Freiheit des einzelnen, sich mit beliebigen Substanzen
> beliebig zu vergiften, einschränkt.
> Manchmal muss man nämlich uns Menschen vor uns selber schützen.
>
> Daher geht es für mich grundsätzlich in Ordnung, wenn das
> Betäubungsmittelgesetz den Besitz von Morphium und seinen Derivaten,
> regelt. Auch andere Verbote kann ich absolut nachvollziehen.
> Auch die Sonderregelungen aus dem Jugendschutz (kein Nikotin und kein
> Ethanol, auch wenn diese für Erwachsene legal sind) leuchten mir ein.
>
> Allerdings ist die Verbohrtheit, mit der harmlose Drogen kriminalisiert
> werden gerade im Angesicht der freien Verkäuflichkeit von Suchtmonstern
> wie Nikotin völlig unverständlich.
> Warum z.B. in Deutschland eine wichtige Nutzpflanze de facto nicht
> angebaut werden darf - Hanfanbau darf zwar wegen der EU-Regeln nicht
> verboten werden, aber in Deutschland sind die Vorschriften so paranoid,
> dass der Anbau völlig unwirtschaftlich ist, also de facto verboten - will
> mir
> nicht einleuchten.
> Nur, weil man über die Kriminalisierung einer ihrer Lieblingsdrogen die
> Hippies mal so schön marginalisieren konnte?
> Die Legendenbildung um THC und die permanente Reiteration der nicht zu
> belegenden These, Haschisch sein eine Einsteigsdroge und führe
> unweigerlich zum Konsum von Opiaten, ist haarsträubender Quatsch.
> Die mit der "Bekämpfung von Drogenkriminalität" eingesetzten Mittel und
> Kräfte könnten in der Tat nützlicher eingesetzt werden; unter anderem zur
> Bekämpfung der echten Drogenkriminalität (organisiertes Verbrechen
> zweierlei Couleur hat mit Drogen zu tun. Zum einen die Kokain und Opiat-
> Dealerei. Zum anderen bezeichnet selbst das BKA den Oligopolmisbrauch im
> Bereich der lgealen Drogen als organisierte Kriminalität; und hier werden
> die
> Krankenkassen auch massiv ausgeplündert).
>
> Usere Gesellschaft hat in der Tat ein Problem mit Drogen.
> Oder besser: mehrere.
> Eines dieser Probleme ist die Verstocktheit der etablierten Politik, beim
> Umgang mit dem Thema.
> Aber man merkt schnell: da liegen Nerven blank. Wohl auch deshalb, weil
> diejenigen, die von der harten Linie zur ultraharten Linie wechseln wollen,
> nebebei sehr genau wissen, wie dämlich - ja verwerflich - es ist, was sie da
> treiben.
> Ein relaxter Umgang mit dem Thema wäre wohl hilfreicher.
>
> Aber ein Dilemma bleibt.
> Wie so oft, wenn Zielkonflikte ein Spannungsfeld aufbauen.
> Einerseits trete ich für die Freiheit des Indviduums ein - daher bin ich
> bei den
> Piraten und nicht woanders.
> Aber oben habe ich schon dem Staat das Recht zugesprochen, diese
> Freiheiten gelegentlich einzuschränken.
> Wie weit, wo genau und auf welche Weise das durchgesetzt wird, das muss
> man im Detail ansehen; beim THC jedenfalls geht man m.E. aktuell viel zu
> weit, beim Ethanol ("Komasaufen" "Flatrate-Saufen") nicht weit genug.
> Und überhaupt sind Strafen niemals nützlicher als Aufklärung, Bildung und
> Empathie.
>
> Wo also stehe ich damit?
> Für mich ist eine vernünftige Drogenpolitik eine, die sich an den Menschen
> orientiert.
> Das fängt da an, wo man Alkoholismus z.B. dadurch bekömft, dass man
> Menschen ein würdiges Leben ermöglicht und sie nicht als Wegwerf-Artikel
> im Firmeninventar behandeln lässt.
> Es geht da weiter, wo man Jugendliche daran hindert, sich mit zweimal
> Ethanol-Koma das ganze Leben zu versaun während man gleichzeitig den
> Millionen Zigarenntejunkies erlaubt, sich die Lunge zu teeren und den
> Lebensabend zu verhusten (falls nciht der Krebs schon früher zuschlägt).
> Also, grundsätzlich gehen Verbote von Drogen für mich völlig in Ordnung.
> Aber etwas relaxter darf man da schon herangehen als das aktuell geschieht.
>
> hase
>
>
> Am 17.04.10 19:39, schrieb Georg von Boroviczeny:
> > Richtig einfach Freitext, Umfang sei dir {ausnahmsweise natürlich
> > ;-)=)} freigestellt Grüße Georg
> >
> >
> >> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> >> Von: Hartmut Semken [mailto:hase AT hase.net]
> >> Gesendet: Samstag, 17. April 2010 16:32
> >> An: Georgberlin
> >> Betreff: Re: Piratenwiki-E-Mail
> >>
> >> Moin,
> >>
> >> gibt es da einen Fragebogen ode rist einfach Freitext angesagt?
> >> Welcher Umfang?
> >>
> >> hase
> >>
> >> Am 17.04.10 13:35, schrieb Georgberlin:
> >>
> >>> lieber HaSe, als Koordinator AG Drogen sammle ich (zumindest bei
> >>> berliner
> >>>
> >> Kandidaten) Stellungnahmen zur Drogenpolitik der Kandidaten ein.
> >> Diese werden auf der Seite der AG Drogen (Labor) veröffentlicht und
> >> sollen den Mitgliedern einen Eidruck von der thematischen
> >> Positionierung der Kandidaten dafür bieten.
> >>
> >>> Kannst/willst du mir dazu was mailen. Ich stelle das dann
> >>> unverändert dort ein; du kannst es aber auch selbst dort posten
> >>> Grüße und bis in
> >>> 14 Tagen Georg
> >>>
> >>>
> >>>
> >




  • [AG-Drogen] WG: Stellungnahme zur Drogenpolitik, HaSe, Kandidat in Bingen, Georg von Boroviczeny, 18.04.2010

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