Re: [AG Bauen und Verkehr] Bodenseebrücke

[Benutzer Name <benutzername79 AT googlemail.com>]

Moin, Moin Robert,

danke für deine ausführliche Antwort.

Die Anfrage von Erisdorf hat bei mir nur Fragen aufgeworfen, z.B. Brückenstandort.

Ich empfand als Bodenseeurlauber die Fähr-und Bahnfahrten in der gesamten Region bis in die Schweiz als sehr angenehm. Daher kann ich dir nur zustimmen, dass Touris und Pendler unterscheidliche Interessen haben.

Sollte der Ausbau der B31 eine Halbierung der Reisezeit bringen, ist der Vorteil einer Brücke eher gering.

Anm.: Wer fährt von Stuttgart nach Zurich über Konstanz? Dies ist ein Umweg laut Karte. Ist dieser den Grenzstationen geschuldet? (Stand so im Zeitartikel; http://www.zeit.de/1971/10/zehn-minuten-bis-konstanz)

MfG

  Günni

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Am 19. September 2013 12:31 schrieb Robert Merz <romerz AT gmx.de>:

Ahoi unbekannter Erisdorf,

ahoi Verkehrspiraten.

 

1. Gemeint ist die Verbindung Konstanz - Meersburg. Die Stadtzentren liegen etwa 8 km auseinander. Mit Anfahrt und Verladung beträgt die Reisezeit etwa 30 Minuten.

 

2. Die Fährstrecke ist 4,8 km lang und wird von 6 Schiffen (bis ca. 80 m lang) der Stadtwerke Konstanz im dichten Takt befahren. Es finden Überfahrten tagsüber mind. alle 15 Minuten, bei Bedarf alle 10 Minuten statt. Die Überfahrt dauert ca. 15 Minuten.

 

3. Die Überfahrt ist gebührenpflichtig, Z.B. kostet ein normaler Pkw 11 Euro, ein Kleinwagen unter 4 m Länge 8,80 Euro pro Fahrt. Es gibt auch ermäßigte Tarife für Dauernutzer.

 

4. 1971 wurde eine 3,5 km lange Schwimmbrücke überlegt, die damals schon 100 Mio DM gekostet hätte (Artikel in "Die Zeit"). Das Bundesverkehrsministerium hat dieses Projekt als zu teuer abgelehnt. Eine private Finanzierung kam nicht zustande. Die Durchfahrt für Boote wäre unter den notwendigen Rampenbrücken an beiden Steilufern weiterhin möglich gewesen.

 

5. Als Schwimmbrücke würde das heute min. 200 Mio, als feste Brücke min. 300 Mio Euro kosten. (eigene Schätzung) Offiziell ist aber nichts derartiges geplant, da andere Vorhaben viel dringlicher sind.

 

6. Als Alternative gibt es derzeit über die B31, B34 und B33 eine ca. 62 km lange Straßenverbindung, die ziemlich gut  weitgehend zweispurig ausgebaut ist und in etwa 55 Minuten befahren werden kann. Der weitere Ausbau dieser Straßen ist vorgesehen. Ursprünglich war nördlich vom Bodensee eine durchgehende Autobahn A98 geplant. Inzwischen ist "nur noch" der sukzessive Ausbau der B31 zu einer Schnellstraße vorgesehen.

 

7. Wenn diese Schnellstraße fertig ist können auch darüber vergleichbare Reisezeiten von etwas über 30 Minuten erreicht werden. Der Autofahrer muss sich dann nur noch überlegen, ob er das Geld lieber für Fährgebühren oder für Treibstoff ausgibt.

 

8. Der Ausbau der B31 zur Schnellstraße ist viel sinnvoller, da er auch noch vielen anderen Verkehrsbeziehungen nutzt und viel weniger kostet.

 

9. Die Bodenseeregion boomt bereits heute im Tourismus sehr stark. Grundstücke mit Seeblick gehören mit zu den teuersten in ganz Deutschland. Gerade für Touristen ist die Überfahrt mit einer Fähre eher ein Erlebnis und wird nicht direkt als Hemmnis empfunden. Ein Ersatz durch eine Brücke ist dafür nicht erforderlich. Für Dauerpendler stellt sich das aber anders dar. Man benötigt eine halbe Stunde für eine Strecke, die man sonst in 5 - 10 Minuten zurücklegen könnte. Aber die hohe Attraktivität des Sees hat eben auch (geringe) Nachteile.

 

10. Die Piratenpartei setzt sich grundsätzlich mehr für die Förderung und den Ausbau des Verkehrs auf der Schiene ein, der aus Umweltschutzgründen und angesichts des immer knapper und damit teurer werdenden Erdöls elektrisch betrieben wird. Wir würden uns also in diesem Bereich vorrangig um die Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn im Anschluss an die inzwischen geplante Elektrifizierung der Strecke Ulm - Friedrichshafen einsetzen.

 

11. Angesichts der Steilküste wurde die Bodenseegürtelbahn im Bereich Meersburg im Hinterland geführt. Meersburg hat sich aber inzwischen zu einem Topziel im Tourismus mit bis zu 10.000 Besuchern am Tag entwickelt. Da eine Bahnanbindung fehlt wird die ganze Reise häufig von vorneherein mit dem Auto oder als Gruppenfahrt mit dem Reisebus unternommen.

 

12. Als verantwortlicher Politiker würde ICH mich dafür einsetzen, dass Meersburg einen Bahnanschluss erhält. Dies könnte als Stichstrecke erfolgen. Idealerweise führt die Strecke sogar direkt bei den anderen Ortschaften vorbei, um auch diese beliebten Touristen- und Wohnorte zu erschließen. Morgens fahren die Pendler nach Überlingen und Friedrichshafen, aber auch bis Ravensburg und Ulm zur Arbeit, tagsüber die Besucher aus bis zu 200 km Entfernung (Raum Stuttgart) zu ihren Reisezielen. Dies könnte den Ausbau der B31 im Bereich des Bodensees zur Schnellstraße ersetzen.

 

Lieber Erisdorf,

auch eine Brücke würde nicht in absehbarer Zeit gebaut.

10 Jahre würde das mindestens dauern,

aber es ist nichts dergleichen vorgesehen.

 

In der wohl vergeblichen Hoffnung, Ihnen damit gedient zu haben,

sende ich Ihnen trotzdem

piratige Grüße.

Pi-Robby aus der Gegend von Stuttgart.

Gesendet: Mittwoch, 18. September 2013 um 19:42 Uhr
Von: erisdorf <erisdorf AT news.piratenpartei.de>
An: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [AG Bauen und Verkehr] Bodenseebrücke

Sehr geehrte Damen und Herren, seit 60 Jahren wird über den Bau der
Bodenseebrücke diskutiert. Die Baukosten sollen 100 Mio Euro
betragen. Die Fahrzeit würde sich extrem verkürzen, da die Fähre sehr
langsam fährt. Diese Investition wäre sehr wichtig für die Wirtschaft
und den Tourismus. Würde mich freuen wenn sich jemand für dieses
Vorhaben einsetzen würde.
Freundliche Grüße
--
AG-Bauen-Verkehr mailing list
AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-bauen-verkehr

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