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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] [Energiepolitik] Wärmepumpen … kurz- bis mittelfristig schlimm für die Energiewende (Gunnar Kaestle)

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [Ag-bauen-verkehr] [Energiepolitik] Wärmepumpen … kurz- bis mittelfristig schlimm für die Energiewende (Gunnar Kaestle)


Chronologisch Thread 
  • From: Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
  • To: Mailingliste der AG Energiepolitk <energie_und_infrastruktur AT lists.piratenpartei.de>
  • Cc: AG Bauen & Verkehr <AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] [Energiepolitik] Wärmepumpen … kurz- bis mittelfristig schlimm für die Energiewende (Gunnar Kaestle)
  • Date: Sun, 21 Apr 2013 19:26:58 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

La Caleta GmbH schrieb:

zusammengefasst kann ich wohl deine Aussage so interpretieren:
Wärmepumpen ja aber nicht jetzt. Zuerst muss genügend Strom aus
erneuerbaren Quellen zur Verfügung stehen bevor wir mit
WP-Systemen anfangen zu heizen.

richtig ???? Werner .... der Lechpirat

Ja, Wärmepumpen spielen vor allen dann ihren Vorteil aus, wenn hierfür
Strom aus EE verwendet werden kann, der ansonsten abgeregelt werden
müsste. Das ist im großen Stromsee irgendwann der Fall, wenn die
Restlast unter Null sinkt oder auch regional von Bedeutung, wenn
aufgrund Netzengpässen abgeregelt werden müsste (reales Netz !=
Kupferplatte).

Wenn noch genügend Strom aus fossilen Quellen erzeugt wird, könnten
Wind- und Solarstromanlagen diesen verdrängen, was aber nicht getan
wird, wenn man gleichzeitig die elektrische Last erhöht. Diese
Lasterhöhung führt in der Regel zu einer besseren Auslastung von
Kohlekraftwerken (Mittellast, entspricht Jahreslaufzeit von
Heizanlagen). Somit ist die PE-Energieeinsparung und CO2-Einsparung
durch Wärmepumpen marginal, solange die Kohlekraftwerke im Winter noch
laufen.

3. Re: Wärmepumpen ….. kurz- bis mittelfristig schlimm für die
Energiewende (Gunnar Kaestle)

Ich glaube darum geht es nicht, sondern dass ein "level playing
field" hergestellt wird. Das bedeutet z.B. dass eine Verzerrung
über den sog. Primärenergiefaktor des verwendeten Stromes
verhindert wird. Dieser sollte - wie es auch der Realität
entspricht - sich am PE-Faktor des marginalen Kraftwerks
orientieren. Das ist also jenes Kraftwerks, das entlang der
Merit-Order zusätzlich benötigt wird, wenn zu Heizzwecken
zusätzlicher Strom benötigt wird und deswegen disponible
Kraftwerksleistung raufgefahren wird.

Widerspruch. Es ist ebenfalls eine Verzerrung, wenn "marginale"
Kraftwerke als PE-Faktor-Lieferant herangezogen werden. Mit der
Realität hat dieses "marginale" Karftwerk auch nichts zu tun.

Für die Kilowattstunde, die bewusst in einem bestimmten Zeitslot mehr
benötigt wird, ist das marginale Kraftwerk das bestimmende Kraftwerk um
als Referenz für diese kWh zu dienen. Wenn man mit dem Auto mit 220
Sachen über die Autobahn düst, dann liegt der Verbrauch bei diesem
Streckabschnitt ggf. bei 12 l/100 km, auch wenn der Durchschnitt nur 5
l/100 km beträgt.

Die Nutzung eine Wärmepumpe bringt energetisch und ökologisch nur
dann wirklich was, wenn sie mit generativem oder wenigstens
regenerativem Strom betrieben wird. Deshalb sollten entweder die
Stromzukäufe der Nutzer dezidiert durch einen Ökostromtarif
erfolgen, oder der Stromverbauch durch Beteiligung an einer
EE-Stromanlage bilanziell ausgeglichen werden oder am besten gleich
am Gebäude eine PV-Anlage oder wo es passt ein Windrad installiert
sein.

Der Ökostromtarif bringt nicht wirklich etwas, auch die Kopplung mit
einer PV-Anlage nicht. Das ist nur eine Augenwischerrei, die kWh in der
Bilanz zusammenzählt. Da man elektrische Energie nur schlecht speichern
kann, sondern dafür aufwendige Umwandlungsprozesse in andere
Energieformen braucht (z.B. potentielle Energie im Pumpspeicher) muss
man auch die Lastgänge betrachten. Außerdem wird Solar- und Windstrom
sowieso eingespeist, der dann wie oben beschrieben, nicht mehr
Kohlestrom verdrängen kann, wenn man damit heizen will. Eine vernünftige
Brennwerttherme kommt auf 220 g/kWh_th, das ist gut und günstig. Wenn
man Geld zuviel hat, ist meiner Meinung nach die sinnvollere Erweiterung
zur Brennwerttherme eine PV-Anlage und dann ein Heizstab, der aber rein
netzgeführt Überschüsse verbraten sollte und dann den Gaseinsatz
reduzieren kann.

Hier bei uns in Bayern bin ich am zusammensuchen von echten Zahlen
und Meßeinrichtungen, um das herauszuarbeiten. Wir kommen grob
geschätzt auf ca. 80 % PV-Strom, den wir direkt nutzen können, und 20
% Netzstrom. Entsprechend, selbst wenn es nur 50 % sind, dann ist
das immer noch besser, als von Abwärme aus einem GuD oder KuD
abhängig zu sein und dafür Fern- und Nahwärmenetze durch die gesamte
Republik zu vergraben.

Fern- und Nahwärmenetze werden in der Regel nicht quer durch die
Republik vergraben, sondern in unmittelbarer Nähe von Wärmesenken (da wo
Wärmeenergie gebraucht wird). Die Wärmesenke hat meist auch einen
Stromverbrauchsanteil, d.h. ein Heizkraftwerk wird dorthin gebaut, wo
nicht nur der Wärmekunde in der Nähe ist, sondern auch der Stromkunde.

Wenn du ein Stromverbrauchsprofil einer typischen Wärmepumpe hast, lass es mal sehen. Mit den Daten aus der Transparenzplattform kann man dann sehr schön hochrechnen, aus welchen Stromquellen diese Elektrowärmeanwendung verbraucht hat. Auch die eigene PV-Anlage steht in der Merit Order ganz links. Mach mal die folgende Fallunterscheidung:
Haus mit Brennwert-Therme (Referenzfall)
Haus mit WP und PV-Anlage
Haus nur mit WP und Strombezug vom marginalen Kraftwerk
Haus mit netzstromverdrängender PV-Anlage und Brennwert-Therme

Denn 50 % PV-Strom mal PE-Faktor 0 plus 50 % Netzstrom mal PE-Faktor
2,6 sind mit durchschnittlichem PE-Faktor 1,3 sicher nicht
schlechter, als Abwärme aus Gas, die mit PE-Faktor 1,1 zur Hälfte
nutzbar ist und auf dem Transportweg durch ein Fernwärmenetz noch
mal 20 % verliert.

Wie schon gesagt, der Durchschnitt hilft hier nicht. PV-Anlagen könnte weiter Kohlestrom verdrängen, daher der Ansatz über das Grenzkraftwerk.

Stimmt ja, dass Gas bei der Bewertung bei der Primärenergie für
Gebäude mit PE-Faktor 1,1 gerechnet wird. Das heißt aber nicht,
dass die kWh Strom aus GuD deshalb auch mit 1,1 gerechnet werden
darf. Selbst bei 50 % Wirkungsgrad, die kein GuD in der Realität
wirklich erreicht, und bei 100 % Anlagennutzungsgrad, die es weder
bei 4.000 h und schon gar nicht bei 1.000 h Betriebszeit gibt,

Verstehe ich nicht - was hat der Wirkungsgrad mit der Jahresnutzungsdauer zu tun?

brauche ich für eine kWh Strom immer noch 2 kWh Gas. Ohne
Abwärmenutzung heißt das PE-Faktor 2,2. Schaffe ich noch die Hälfte
der Wärme in einem Gebäude zu verwenden, dann gewinne ich halt noch
ein Viertel dazu. Dann sind es eben 1,5 kWh von 2, die genutzt werden
und der PE-Faktor für beide Energieträger liegt halt bei 1,65.

Primärenergiefaktoren für Fernwärme wird per Zertifikat ausgewiesen. Die meisten FW-Anbieter veröffentlichen den Wert auf ihrer Homepage, damit die Kunden und Kunden in Spe damit ihre EnEV-Berechnungen durchführen können. Such Dir einen Anbieter aus, meist liegt er deutlich unter 0,5.

Was man lesen kann, ist das nachts bei Windstelle jede kWh
kostbar ist. Daher sollten auch Wärmepumpen so ausgelegt sein,
dass sie selbst ein einer Kältewelle bei bis zu minus 20°C für
einen halben Tag abstellbar sind. Viele Wärmepumpen haben aber
einen Heizstab mit COP = 1 statt 3 als Spitzenwärmeerzeuger für
die wenigen wirklichen kalten Tage an Bord und diese
nichtlineare Zuschaltung bei kräftigen Minustemperaturen kann das
elektrische Energieversorgungssystem wie im Februar 2012 gezeigt,
an den Rand des Kollapses bringen.

Jede Wärmepumpe im Wohngebäudebetrieb hat einen Heizstab. Der hat
unterschiedliche Funktionen. Je nach Typ der Wärmepumpe. Der Einsatz
einer Luftwärmepumpe verbietet sich aus Gründen der Energieeffizienz
von selbst

Luftwärmepumpen sind aber die am häufigsten eingebauten Varianten.

Luftwärmepumpen: 1,8 bis 2 und dann darf man glücklich sein. Für den
Heizstab heißt das, er heizt den halben Winter mit.

Besonders dann, wenn's richtig kalt wird und das elektrische Energiesysstem Kapazitätsengpässe entwickelt so wie letzten Februar während der zweiwöchigen Kältewelle.

Wasser-Wasser-Wärmepumpen: JAZ je nach Grundwasser- oder
Bachtemperatur 3,6 bis 3,8. Der Heizstab heizt gelegentlich mit, vor
allem bei offenem oder oberflächennahen Wasser wenn das Wasser zu
kalt wird.

Siehe oben. Bei kältebedingten Lastspitzen müsste man an sich die WP und den Zusatzheizer als flexible Last abwerfen können, um das Stromsystem vor dem Kollaps zu schützen. Es scheint sich aber ein umgekehrter, parasitärer Effekt einzustellen: Lastabwurfmöglichkeiten, wenn keine Lastspitze vorhanden ist und Lasterhöhungsimpulse wenn sowieso alles knapp ist (siehe Diskussion über die Notwendigkeit von Kapazitätsmechanismen)

Sole-Wasser-Wärmepumpe: Je nach Primärenergiequelle zwischen 3,8 und
4,3. Und das ist eine ganz andere Hausnummer als die Luftwärmepumpe.
Die Heizstäbe sind lediglich Back-Up für den Fall eines
Verdichterausfalls.

Wie hoch ist der Anteil der Erdwärmesonden (Sole-Wasser) in Deutschland? Ich schätze, das etwa ein Fünftel so funktioniert und die anderen die bekannten Effizienzschwächen bei tiefen Aussentemperaturen haben.

Primärenergiequellen:

Erdkorb: 3,8 / 3,9 Erdsonde: 4,0 Eisspeicher: 4,3

Meßreihe des ITZW, Uni Stuttgart.

schieb doch noch die Quelle hinterher. Mich interessieren vor allem die Messreihen zu Luft-Wasser-WP.

Im aktuellen Zustand erhöht
man durch den unbedingten Strom-Wärme-Einsatz (nur univalenter
Einsatz mit hoher Gleichzeitigkeit) allerdings die Ausleitung
des fossilen Kraftwerkesparks, d.h. Kohle- und
Braunkohlekraftwerke profitieren überwiegend davon.

Nur dann, wenn am Einsatzort keine generativen Stromerzeuger
errichtet werden. Und nicht in Bayern. Da gibt es so gut wie keine
Kohlekraftwerke. Und das bleibt auch so.

Schon mal was vom innerdeutschen Stromhandel gehört? Der ist dafür verantwortlich, dass bei viel Wind in Norddeutschland in Süddeutschland die Gaskraftwerke runtergefahren werden und die Kohlekraftwerke weiter laufen, selbst wenn sie in Norddeutschland oder in NRW stehen. Erst bei Netzüberlastung gibt's den sogenannten Redispatch.

Soweit ich informiert bin, sind mittlerweile Bilanz-Rechnungen
incl. Messungen bei WP-Heizsystem vorgeschrieben. Gibt es hierzu
schon erste Auswerkungen?

Wo hast Du die Information her? Mir ist eine entsprechende
Vorschrift bisher nicht untergekommen. Wir haben ja noch nicht mal
eine anständdige Dokumentationspflicht und Überprüfung von
Sanierungen, Hydraulischem Abgleich etc.

Ich hätte auf EEWärmeG oder EnEV getippt oder eine der zugehörigen Durchführungsverordnungen getippt. Nachweis der Jahresarbeitszahl mit extra Stromzähler für die gesamte WP-Anlage (incl. Solepumpen o.Ä.) und Wärmemengenzähler.

Die installierte Leistung ist der Knackpunkt bei PV und Wind.
Die steht nicht auf Abruf zur Verfügung, wenn man Heizstrom
benötigt. Die Energiespeicherung in Form von elektrischer Energie
wenn man an sich Wärmeenergie benötigt bezeichne ich als stark
suboptimal gelöstes Optimierungsproblem - sprich es ist um
Größenordnungen ökonomisch und physikalisch effizienter, wenn man
Wärme statt Strom speichert. Wärme lässt sich einfacher
speichern, wenn ein hoher Temperaturgradient vorliegt, d.h. 90°C
zu 40°C hat eine höhere Speicherdichte (geringere Kosten) als
50°C zu 30°C.

Logisch. Weil in 50 Kelvin Delta T mehr drin steckt als in 20 K.
Allerdings ist Speicherung von Wärme genauso ineffizient. Und teuer.

Ähh - Nein. Wärmespeicherung ist relativ günstig. Ein Kubikmeter Wasser für ca 50 kW_th (bzw. bei Stromkennzahl von nur 0,5 auch 25 kW_el) ist in FW-Netzen ab 200 €/m³ Speichervolumen zu haben.

Fossilienfreie Gebäudeheizung ist ein gelöstes Problem.

Stimmt, mit Holz wurde über zig Jahrtausende geheizt. Man muss nur aufpassen, dass der Wald nicht zu schnell verschwindet. In Griechenland und England sind die großen Waldflächen allerdings eher dem Schiffbau in der Antike und im Mittelalter zum Opfer gefallen.

Gruß,

Gunnar


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