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ag-bauen-verkehr - Re: [Ag-bauen-verkehr] Import-Steuern auf CO2 und Energie

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

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Re: [Ag-bauen-verkehr] Import-Steuern auf CO2 und Energie


Chronologisch Thread 
  • From: Gunnar Kaestle <gunnar.kaestle AT gmx.net>
  • To: peter weissbach <derbuntspecht AT googlemail.com>
  • Cc: AG Steuerpolitik <ag-steuerpolitik AT lists.piratenpartei.de>, AG Bauen & Verkehr <AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-bauen-verkehr] Import-Steuern auf CO2 und Energie
  • Date: Tue, 04 Sep 2012 19:26:18 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>

peter weissbach schrieb:

Wenn man sich den Strukturwandel in den 70er/80er Jahren in der
Montanindustrie anschaut, dann sollte man seine Energie viel mehr
darauf konzentrieren, den Strukturwandel zu antizipieren, der durch
Peak Oil entstehen wird. Stell Dir vor, es werden Autos produziert,
und keiner kauft sie - was bedeutet das für das autofokussierte
Deutschland?

[Bitte die Zitiermethode auf das übliche > Zeichen umstellen.]

> also lass uns mal gschwind langsam machen...

Lass uns doch ersteinmal die Fachliteratur wälzen, bevor die das erste Newtonsche Gesetz zuschlägt:

Robert Hirsch (2005): Peaking of World Oil Production:
Impacts, Mitigation & Risk Management
http://de.wikipedia.org/wiki/Hirsch-Report

Robert Hirsch betont gerne, dass weltweit ein Anlagevermögen von 50-100 Billionen Dollar herumsteht, das mit Öl-Derivaten betrieben wird. Im Wesentlichen sind das bewegliche Maschinen, oft zum Transport von Gütern und Menschen, aber auch Baumaschinen, Rasenmäher, Kettensägen etc. Wenn aufgrund des kommenden Abfalls der Fördermengen sich der Preis dauerhaft bei 150$ festbeist, dann würde der Austausch der Rasenmäher durch ein Gerät mit Stromstrippe, Kauf von Containerfrachter mit Zugsegel und Austausch von Panzern mit Hybridantrieb sehr viel Geld kosten und etliche Zeit andauern. Daher hat er empfohlen, schon ca. 10-20 Jahre vor dem Peak mit vorbereitenden Maßnahmen anzufangen. Bei der konventionellen Ölförderung hat die Plateauphase 2005 begonnen, die Kategorie "All Liquids" (=incl. Teersände, Schweröl, Schieferöl, Biofuels etc.) wird nach Schätzung von R. Hirsch in den kommenden vier Jahren peaken.

http://www.aspo2012.at/wp-content/uploads/2012/06/Hirsch_aspo2012.pdf
-> What Happened & Could Happen Again (S. 21)
Hier führt er aus, was vor 40 Jahren während der ersten Ölkrise los war - und das war nur eine temporäre Knappheit, die vor allem politisch bedingt war. Stell Dir mal vor, sowas hält über Jahre an, weil jedes Jahr 2% weniger Öl zur Verfügung steht wie im Vorjahr. Und das ist noch eine vorsichtige Schätzung, weil man davon ausgeht, dass Exportnationen den Eigenverbrauch nicht am Weltmarkt beschaffen, sondern dass ein Großteil des geförderten Öl den zuerst eigenen nationalen Bedarf deckt.

Peakoil bedeutet auch nicht das die Förderung schlagartig
versiegt, sondern allmählich sinkt. Und genau in dem Masse wo's zu
teuer wird werden halt etliche Ihr Auto stehen lassen, aber nicht
alle, u.v.a nicht die mit sparsamen Neuwagen.

Wenn die Masse ihr Auto stehen lässt - was passiert dann? Dann geht der Freizeitpark pleite, der JWD mit einem großen Parkplatz die Kunden anlockt. Streiche Freizeitpark, und setze Einkaufzentrum, oder setze Logistikzentrum am Autobahnzubringer (wo kein Bahnanschluss liegt: Die Post hat vor einigen Jahren die letzten Bahnregeltransporte eingestellt und macht alles mit dem LKW). Viele Logistik-Ketten werden sich verkürzen, manches kann man regional herstellen, aber ggf. fallen manche Produkte aus dem Raster raus und sind nicht überall verfügbar.

Auswirkungen dieses Höhepunktes auf Wirtschaft und Gesellschaft, S. 6f:
http://www.gruene-fraktion-sachsen.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/Peak_Oil-Reader.pdf

Und es wird auch danach Autos geben, nur werden die halt nicht mit
Diesel oder Benzin fahren. Die Cashflows der Automobilindustrie
lassen es problemlos zu, die Investitionen zur Umrüstung auf
alternative Antriebe zu stemmen sobald diese wettbewerbsfähig sind -
entweder durch Fortschritt oder Ölpreis oder beides.

Ich kann mich erinnern, dass 2008 nicht nur die großen Autofirmen in den USA vor der Pleite standen, sondern dass auch die Deutschen nur dank der relativ ziellosen gestreuten Abwrackprämiengelder mit einem blauen Auge durch die Krise kamen. Die Automobilindustrie ist in die roten Zahlen geschlittert, weil in der Rezession keiner mehr eine größere Ausgabe tätigen wollte. Es hätte etwas geholfen, wenn die Spritsparfahrzeuge schon seit zig Jahren im Markt gewären wesen, weil dann der Kaufkraftabfluss zum Ölexporteur geringer gewesen wäre. Wenn das Kind schon im Brunnen liegt, braucht man keinen langen Arme um es vor dem Reinfallen zu hindern, sondern eine Leiter um es rauszuholen.

Der alternative Antrieb braucht erstmal zig Jahre, bis er fertig entwickelt ist und dann braucht man noch zig Jahre um den Bestand auszuwechseln. Wenn man nur auf Marktpreissignale hört und erst diese als Startzeichen interpretiert, dann ist der Zug längst abgefahren.

Das ist kein Problem das die Politik lösen muss. Oder wollen wir -
analog zum Solarstrom - 10 Mio Brennstoffzellen Autos auf der Strasse
haben, zu einem Zeitpunkt wo die dreimal s teuer fahren wie ein
Diesel und mit einer Milliardenteuren umlage bezahlt werden müssen?
Klar nimmt die Autoindustrie gern jede Subvention...

Ohne das EEG wäre jetzt kein Solarstrom für 15 ct/kWh zu ernten - das ist übrigens billiger als Offshore Windkraft. Die Zukunft der Brennstoffzelle sehe ich nur als eine Variante eines Range-Extender im Elektroauto. Energieträger ist dann immer noch ein Brennstoff: H2, CH4 etc. der unter Abwärmeverlusten gewandelt wird. Wenn Ökoenergie in Form von Strom verfügbar ist, sollte man diesen auch so nutzen. Ein EEG für Elektroautos würde nicht nur helfen, auf Stückzahlen zu kommen und die Kosten entlang einer Lernkurve nach unten zu drücken, sondern könnte richtig ausgestaltet auch dazu beitragen, das Netz zu stabilisieren, um den weiteren Ausbau von Solar- und Windstrom zu vereinfachen.
http://www.dgs.de/fileadmin/files/FASM/2012.05-DGS-FASM-Wolfsburg-IDEE.pdf

Gruß,

Gunnar


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  • Re: [Ag-bauen-verkehr] Import-Steuern auf CO2 und Energie, Gunnar Kaestle, 04.09.2012

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