Re: [Ag-bauen-verkehr] Vision

["Andreas Witte" <andreas AT witte-holzkirchen.de>]

Sorry für die Verwendung branchenüblicher Abkürzungen. WR = Wechselrichter, 
deine PV-Anlage liefert knapp 500 bis 1000 V Gleichspannung, im Stromnetz 
brauchst du aber Wechselspannung.

Wenn man jetzt mal technische Details wegläst, ist das quasi das etwas groß 
geratene "Steckernetzteil für deine Photovoltaik-Anlage". (Photovoltaik wird 
oft mit PV gekürzt)

Deinen Strom bei Stromausfall wirst du in der Regel aber nicht bekommen. Das 
erschwert die technisch sinnvolle Forderung nach einer selbsttätigen 
Freischaltstelle, gemäß DIN VDE 126, ganz erheblich. 

Wenn du zum Beispiel einen Elektriker holst, der deine Elektrik noch nie 
gesehen hat und den Sicherungkasten nach etwas Geschmore ersetzt, dann nimmt 
der in der Regel um sich zu schützen die  nächste Sicherung in Richtung des 
Netzes heraus. Wenn da aber jetzt noch ein Wechselrichter aus der 
entgegengesetzten Richtung einspeist, dann kann es sein, dass er nicht in der 
Lage ist, zu finden, wo das grade herkommt. Insbesondere bei größeren 
Gewerbeimmobilien dürfte es schwer werden solche Geräte zu finden und 
auszuschalten. Deswegen geht der Wechselrichter von alleine aus, wenn's Netz 
weg ist.

Nun stell dir vor, du bist Elektriker, irgendwo im Wohngebiet ist eine 
Netzstörung und du musst erstmal überall durchbimmeln "bitte bitte 
Wechselrichter ausschalten". Wie sollte der arme Kerl einen Fehler beheben, 
wenn 2 Familien im Urlaub sind? Soll der Rest des Viertel 2 Wochen ohne Strom 
leben?

Wenn du im Ausfallsfall dein Hausnetz von dem "großen Stromnetz" trennst, 
kannst du darin machen was du willst, das setzt aber ne Menge technische Foo 
vorraus, denn dein Inselnetz muss sich selbst regulieren (Last zu Leistung, 
Ausgleich kapazitiver und induktiver Lasten usw...). Diese Regelungen haben 
die normalen Wechselrichter, die du so findest oft nicht.

Außerdem nen paar Kanister Benzin und nen Stromerzeuger mit einigermaßen 
Kabelsuppe im Keller bereitzuhalten dürfte deutlich billiger und angemessener 
sein. Im Fall von einem Ausfall, hast du, wie du sagtest, andere Prioritäten 
wie Umweltfreundlichkeit und Ölautarkie. So ein Stromerzeuger kostet 500 €, 
das Benzin 100€. Eine Backup-Anlage aufzubauen kostet dich knapp ein 10faches 
nur an Material. Wenn du eine Heizöl-Heizung hast, kannst du dir ein 
Diesel-Aggregat besorgen (ab 1200 €) und eine kleine Handpumpe ums Heizöl aus 
dem Tank zu ziehen.

Wir haben 1990 oder so einen schweren Schneesturm mit 5 Tagen Stromausfall 
hier im Tegernseer Gebiet gehabt. Einerseits sind wir seit dem gerüstet 
(Flaschengas und Hausgeeigneter Gasofen zum Aufbauen + Stromerzeuger), 
andererseits hat man danach großflächig die Stromverteilung übers Dach 
zurückgebaut (auch bei uns) und bis auf 2 kleine Störungen im Bereich von 30 
Minuten war seitdem auch nichts mehr.

Gruß
Andreas

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: ag-bauen-verkehr-bounces AT lists.piratenpartei.de 
[mailto:ag-bauen-verkehr-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von 
barbara
Gesendet: Mittwoch, 2. November 2011 09:02
An: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-bauen-verkehr] Vision


Andreas Witte schrieb:
> Was soll der WR machen, wenn an ihm eine 10 kWp - Anlage hängt und 
> wegen ner Wolke nur noch 1 kW rauskommt und du deinen Backofen mit 3 
> kW anmachst?

ich weiss nicht wer der WR ist, aber was ich wollte, wäre ein System, das 
während der 99,9% normalen Betriebszeit ans Netz angeschlossen ist, und dann, 
wenn ein Sturm oder sowas kommt, kann ich umstecken auf Inselbetrieb, wobei 
ich im Falle eines Falles halt auch auf das Backen verzichten würde, weil die 
Prioritäten dann andere sind.

grüsse, barbara
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