Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-barrierefreiheit - Re: [Ag-barrierefreiheit] Einladung zur Forenteilnahme: Stand der Umsetzung der BRK in Deutschland

ag-barrierefreiheit AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit

Listenarchiv

Re: [Ag-barrierefreiheit] Einladung zur Forenteilnahme: Stand der Umsetzung der BRK in Deutschland


Chronologisch Thread 
  • From: Guido Weyers <guidoweyers AT googlemail.com>
  • To: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit <ag-barrierefreiheit AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-barrierefreiheit] Einladung zur Forenteilnahme: Stand der Umsetzung der BRK in Deutschland
  • Date: Sun, 19 Feb 2012 18:05:10 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-barrierefreiheit>
  • List-id: Koordinations und Arbeitsliste der AG Barrierefreiheit <ag-barrierefreiheit.lists.piratenpartei.de>

Am 19.02.2012 13:18, schrieb ESH:

Die BRK-Allianz ( http://brk-allianz.de ) möchte einen möglichst breit getragenen Parallelbericht zum deutschen Staatenbericht bezüglich der Behindertenrechtskonvention erarbeiten.

Mir ist es wichtig, daß sich möglichst auch ganz normale Behinderte Gedanken zum Thema der Allianz machen, damit nicht nur Vertreter von Organisationen zu Wort kommen und so hoffentlich noch der eine oder andere Punkt auftaucht, den kein Verbandsvertreter auf seinem Radar hatte, wie es bei einem derart vielschichtigen Thema auch gar nicht anders sein kann. Vielleicht findet eure Erfahrung also auf diesem Weg Eingang in den Parallelbericht der BRK-Allianz, die im genannten Forum ihren internen Bereich betreibt.

Kontroverse Diskussionen und Kritik sind dort im allgemeinzugänglichen und nicht von der Allianz, sondern eigenständig geführten Forenbereich ausdrücklich erlaubt. So wie die Allianz Treffen in Gebäuden von Mitgliedsverbänden veranstaltet, die über geeigneten Infrastruktur verfügen ist in diesem Fall die Interessenvertretung von Autisten ESH http://autisten.enthinderung.de im Rahmen der ihr zur Verfügung stehenden Infrastrukturkompetenz Gastgeber in ihrem neu gegründeten allgemeinen Internetforum zum Thema Behinderung.

Dieses Forum dient hoffentlich auch allgemein dem Kennenlernen Angehöriger verschiedener behinderter Bevölkerungsgruppen, woran es bis heute ja leider noch mangelt und was uns letztlich allen schadet.

Wer das Forum auf seinem ganzen Bildschirm sehen will, kann es unter http://enthinderung.de ansteuern.


Hallo Leute,

ich bin erst vor kurzem in eurer AG gelandet, hätte jetzt aber etwas beizutragen.

Ich bin seit 1993 Dialysepatient, war dann im Jahr 1997 für 11 Jahre transplantiert und bin jetzt wieder seit ca. 2009 an der Dialysemaschine und warte erneut auf meine zweite Niere.
Ich sehe mich also einfach mal als einen ganz normalen Schwerbehinderten (100% ohne Gehbehinderung) an. Es gibt zwei Punkte, die mir einfallen, die geändert werden müßten um eine Verbesserung für Behinderte zu erreichen.

1. Beispiel direkte Diskriminierung

Kurz nachdem ich an die dialyse kam, habe ich von einem Medizinprofessor das Angebot bekommen bei einem Pharmaforschungsinstitut als Schlafforscher zu arbeiten. Er hatte mir den Job bereits mündlich zugesagt als er mir mitteilte er habe mit seiner Personalabteilung gesprochen. Dise habe ihm erklärt, dass sie keinen Schwerbehinderten einstellen wollen, weil dieser "unkündbar" ist, da würde sie lieber die Abgabe bezahlen. An dieser Stelle gibt es also ein Gesetz, das Behinderten eigendlich den ZUgang zur Arbeitswelt erleichtern sollte und eine solche Arbeit absichern sollte, aber auch der anderen Seite den UNternehmen die viel häufigere Option des sich fei kaufen" bietet". Dies sollte geändert werden.

Verbesserungsvorschlag Kurzskizze: Entweder sollte die so genannte Unkündbarkeitklausel abgeschafft werden oder es sollte den Unternehmen nicht möglich sein sich frei zu kaufen. eine weitere Möglichkeit wäre es über das neue Diskriminationsgesetz klagen zu können. Leider werden sich aber die meisten Unternehmen nicht so ungeschckt anstellen und es nicht öffentlich oder persönlich dem Behinderten mitteilen, dass sie ihn aufgrund seiner Behinderung ablehnen.

2. Beispiel indirekte Diskriminierung

Ich hatte vor kurzem mein vorsichtiges Interesse geäußert, dass es mich interessieren würde, mich für ein Bundestagsmandat in der Piratenpartei zu bewerben. Als ich erwähnte, dass ich Dialysepatient bin erklärte man mir, dass ich, weil ich ja durch meine 15 Stunden Dialyse zu wenig Zeit für Wahlkampf und andere Aktivitäten innerhalb der Piratenpartei haben würde, es mit meiner Bewerbung schlecht aussehen würde und ich geringe Chancen habe würde. Ich dachte eigendlich, dass die Piraten einen anderen Politikstil propagieren und war der Meinung, dass man vielleicht nicht unbedingt wie andere Politiker von vorne herein die Bereitschaft haben müßte 24 Stunden für die Politik zu opfern bis man an einem Burnout leidet. Ich dachte man sollte auch die Möglichkeit haben zu deligieren und durch vernünftige Organisation und einem entsprechenden Fachwissen allein zu überzeugen.

Verbesserungsvorschlag Kurzskizze: In der Piratenpartei sollte es jedem Menschen unabhängig von Behinderung Herkunft Religion usw. möglich sein auch in Ämter und Mandate gewählt zu weden, unabhängig davon, ob er mit Händicaps zu kämpfen hat wie zeitliche oder physische Einschränkung, Sprachproblemen usw. Der neue Parteistil der Piratenpartei sollte nicht nur ein bloßes Lippenbekenntnis sein, sondern sich auch in Form von wahrhaft gelebter Inklusion äußern.

Mich würde interessieren wie ihr über diese beiden Beipiele denkt und ich hoffe sie passen in irgendeiner Form in den Parallelnbericht oder sind zumindest eine Grundlage für eine weiterführende Diskussion zum gegenwärtigen Behindertengesetz. Vielleicht kann man daraus ja auch eine Liquid Feedback Anfrage machen.


Liebe Grüße,

Guido




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang